Besonders deutsch
Wie die Deutschen den Irakern Nachhilfe in Sachen Judenhaß gaben
Thomas Uwer, konkret 9/2002
"Als ich am 29. früh gegen 6 Uhr wie gewöhnlich
auf den Dämmen im Norden Bagdads meinen Spazierritt machte, sah ich
in den Feldern an der Ostseite des Dammes Soldaten in
feldmarschmäßiger Ausrüstung liegen. Die Offiziere erkannten mich
und ließen mich weiterreiten."
Ganz beiläufig erwähnt der morgendliche
Herrenreiter Dr. Fritz Grobba, von 1932 bis 1941 deutscher
Geschäftsführer im Irak, in seinen Memoiren einen Militärstreich, um
süffisant das folgende Frühstück mit dem noch amtierenden
Premierminister zu beschreiben, den er ahnungslos den Putschisten
überlässt. Anschließend widmet er sich wieder seinem Araberhengst.
Grund zur Beunruhigung hatte Grobba freilich
nicht. Er selbst hatte die arabischen Nationalisten gefördert, die
im Irak seit 1936 in immer kürzeren Abständen Regierungen einsetzten
und wieder stürzten. Wer nicht gleich im Sold der deutschen
Botschaft stand, suchte doch zumindest deren ideelle Unterstützung,
um sich gegen die wachsende pro-deutsche Falange abzusichern. Zum
Ende der dreißiger Jahre wurde im Irak keine Regierung mehr
gebildet, an deren Zusammensetzung das deutsche Außenamt nicht
wenigstens durch Konsultationen beteiligt war. Als Grobba und sein
Stab 1941 den Irak verließen, befanden sie sich auf der Flucht vor
britischen Truppen. Sie hinterließen ein Land, das mit ihrer
Unterstützung nicht nur die erste faschistische Diktatur der Region
erlebt hatte, sondern in dessen Politik der Antisemitismus als feste
Größe eingeführt war.
Grobba indes hatte sich einen handfesteren Erfolg
gewünscht. Wie viele andere im Auswärtigen Amt sah er in den
arabischen Nationalisten Verbündete im Kampf um die Vorherrschaft in
der Mittelmeerregion. "Selbst wenn die arabische Freundschaft zu
Deutschland von eigenen Interessen geleitet ist," berichtete er
seinem Dienstherren in Berlin, "so ist sie doch ein wichtiger
Faktor, aus dem wir sowohl politischen, als auch ökonomischen Nutzen
ziehen können." Ein Aufstand der Araber in den Kolonien und
Mandatsgebieten, so hoffte Grobba, würde Frankreich und
Großbritannien empfindlich schwächen. Deutsche Agenten unterstützen
daher vom Maghreb bis in den östlichsten Teil der arabischen
Halbinsel antikoloniale arabische Bewegungen. „Dieselben Agenten,
die ... in Palästina gearbeitet haben – gegen die Juden, aber auch
gegen die Engländer – arbeiten heute in Algerien – gegen die Juden,
aber auch gegen die Franzosen“, wird bereits 1937 in der
Jüdischen Revue die deutsche Propaganda treffend beschrieben. Der
Antisemitismus diente hierbei auch als ideologisches Bindeglied
zwischen Gruppen, die über den gesamten arabischen Raum verteilt
mindestens zwei verschiedene Kolonialmächte bekämpften.
Die Bedingungen, auf die Grobba und seine Agenten
in Bagdad stießen, waren mehr als günstig. Der Irak war von den
Briten bei seiner Gründung unter die Regentschaft des
Hashemiten-Königs Faisal gegeben worden, der für die Aufteilung der
Region zwischen Frankreich und Großbritannien im Sykes-Piquot
Abkommen entschädigt werden sollte. In London erhoffte man sich so
die Gunst der panarabischen Elite zu erwerben, deren von Faisal
angeführten Aufstand gegen die Osmanen man einst unterstützt, später
aber fallen gelassen hatte. Statt Gunst jedoch beherrschten
Unzufriedenheit und antibritische Sentiments die Eliten. Die neue
Staatsklasse rekrutierte sich aus Offizieren und Beamten, die den
Irak von Beginn an als unzureichenden Ersatz empfanden und deren
eigentliches Ziel weit über die nationalen Grenzen hinaus in einem
arabischen Großreich lag, für dessen Zerfall sie die Kolonialmächte
Frankreich und Großbritannien verantwortlich machten. Deutschland
galt hier, nicht nur aufgrund der Erfahrungen, die viele Offiziere
mit der preußischen Militärschule im Osmanischen Reich gemacht
hatten, als Vorbild für die eigenen großarabischen Ambitionen.
Die Araber standen vor dem Problem, daß „sie keinen ‚arabischen’
Staat hatten“, erklärt der Historiker Reeva Simon die
germanophile Disposition der Panarabischen. Das
bürgerlich-republikanische Nationsmodell, das die Existenz eines
legalen Staates voraussetzt, kam für sie schon von daher nicht in
Frage. „Nichtsdestotrotz waren sie (nach ihrer Vorstellung) eine
Nation. Der deutsche Nationalismus, mit seiner Trennung von Nation
und Staat, von kulturellem ‘Sein’ und legalen Institutionen, wurde
folgerichtig zum Vorbild.“ Deutschland und die „arabische
Nation“ hatten aus dieser Perspektive auch gemein, daß ihr
nationales Programm an der Intervention der selben bürgerlichen
Staaten gescheitert war.
Auch das schwerwiegende Manko des arabischen Nationalismus, aus der
Niederlage heraus einen Nationalbegriff zu entwickeln, hatte
Deutschland in den Augen der Panarabischen beispielhaft gelöst, das
nach der Niederlage des Ersten Weltkrieges erneut zur Großmacht
geworden war. So entwarf der Theoretiker des arabischen
Nationalismus, Sa’ti Husri, eine fast mystische arabische
Kulturnation, die nur äußerlich durch nationale Grenzen voneinander
getrennt sei. Husri, zu dessen Vorbildern neben Herder, Fichte und
Ernst Moritz Arndt auch der radikale Antisemit und Pangermane van
Schönerer zählte, waren die aus dem Kolonialismus hervorgegangenen
neuen Staaten genauso verhasst, wie die nicht-arabischen
Minderheiten, die innerhalb dieser einen Anspruch auf Macht erhoben.
„Husrismus“ bemerkte ein ägyptischer Autor damals, „drückt
das Gefühl aus, daß die Arbeit für das Wohl der arabischen Nation
die Annahme einer feindseligen Haltung gegenüber allen nicht
arabischen Elementen verlangt, gleich ob diese innerhalb des
arabischen Raumes leben oder außerhalb." Diese Feindseeligkeit
richtete sich bei Husri, der engen Kontakt zur deutschen
Gesandtschaft in Bagdad pflegte, seit Mitte der Dreißiger immer
offener gegen Juden.
Erleichtert wurde die Arbeit deutscher Agenten
auch durch die Widersprüche des britischen Imperialismus selbst.
Formal unabhängig, waren der irakische Staat und seine
militärisch-bürokratische Elite in der politischen Praxis nach wie
vor weitgehend an Großbritannien gebunden. Innerhalb der
Nomenklatura des Staates scheiterte der vor allem gegen die Briten
gerichtete Panarabismus immer daran, daß seine Träger im Alltag
praktisch ständig mit ihren Feinden kooperieren mußten. Die Arbeit
der deutschen Vertretung in Bagdad konzentrierte sich daher vor
allem auf jene marginalisierten Zirkel arabischer Nationalisten, die
im Hinblick auf die jüdische Immigration in Palästina offen mit der
deutschen Rassepolitik sympathisierten. Über diese
„Palästina“-Komitees erfuhr die arabische Idee eine neue Gewichtung.
Galt den Panarabischen die jüdische Einwanderung nach Palästina
lange Zeit als Ausdruck kolonialer Politik gegen die Araber – da die
Briten diese doch duldeten - so konzentrierte sich die Wahrnehmung
nunmehr gänzlich auf den Zionismus, bis die Rolle der Briten zu
Helfern der eigentlichen „jüdischen Bedrohung“ geschrumpft
war. Der Antisemitismus wurde so über „Palästina“ zu einer
ideologischen Konvention, mittels der sich die panarabische
Überzeugung äußern konnte, ohne in direkten Konflikt mit der
britischen Imperialmacht zu geraten.
Die Arbeit der deutschen Gesandtschaft richtete sich folglich
gezielt auf eine massenwirksame Verbreitung dieser Konvention.
Unterstützung erhielt sie dabei seit 1939 von Hadj Amin Al-Husseini,
dem Mufti von Jerusalem, der über Beirut nach Bagdad gelangt war und
eine der zentralen Figuren der Panarabischen wurde, die sich um die
deutsche Gesandtschaft versammelten. Über den Archäologen Dr.
Jordan, der im Dienst des Reichspropagandaministeriums stand, wurden
zuerst an den Universitäten des Landes, später auch an ausgewählten
Schulen, deutsche Lehrkräfte eingesetzt. Die deutsche Botschaft
lieferte Bücher und Hefte an Schulen, richtete einen
Studienaustausch ein und lud Beamte des Erziehungsministeriums zur
Fortbildung nach Deutschland. Mit durchschlagendem Erfolg.
Der Leiter der Behörde, Mohammad Fadhil al-Jamali zeigte sich vor
allem fasziniert von dem „militärischen Geist“, der an
deutschen Schulen herrsche, wo „Schülern nicht der Kopf verstopft
wird mit Fakten, sondern wo es um die Herausbildung von Charakter“
gehe. Auch sein Kollege Sami Shawkat, der von Berlin mit SA-Uniform
nach Bagdad zurückkehrte und der, wie es in den Bulletins des
britischen Nachrichtendienstes heißt, sich gerne „besonders
deutsch“ gab, war vor allem von der Hitler-Jugend fasziniert. In
Anlehnung an die HJ gründete er die Studentenorganisation Futuwwa,
über deren Aufgaben er 1939 der Zeitung Al-Bilal erklärte: „Wir
wollen Krieg. Wir wollen unser Blut vergießen für das Heil des
Arabertums.“
Dieser Gedanke schlug sich auch im Curriculum für die staatlichen
Schulen nieder, in denen die „Geschichte der Araber“ nunmehr
als völkische Überlegenheitsvision einer arabischen „Wiege der
Zivilisation“ gegenüber den „zugewanderten und minderwertigen
Völkern“ – Juden, Assyrer, Chaldäer – gelehrt wurde. Deutsch
verdrängte Französisch als zweite Fremdsprache an Bagdader
Oberschulen, die Geschichte des „deutschen Volkes“ wurde als Vorbild
für das „arabische Erwachen“ obligatorisch. Das Lehrmaterial sei ein
„Katechismus des Hasses“ beschwerte sich eine besorgte
Mitarbeiterin der britischen Botschaft bei der irakischen Regierung
– ergebnislos. Shawkat empfahl sogar, in Anlehnung an sein deutsches
Vorbild, eine öffentliche Verbrennung „unarabischer“ Bücher.
Über den palästinensischen Arzt Dr. Ruwayha, der später als
Nazi-Spion von den Briten inhaftiert wurde, förderte die deutsche
Gesandtschaft „Hilfsprojekte“ in irakischen Kliniken und nahm
sich über den Präsidenten der medizinischen Fakultät, einem Bruder
von Sami Shawkat, der Ärzteschaft an. Offiziell war Ruwayha
Botschaftsarzt, inoffiziell arbeitete er als Mittelsmann zu jenen
klandestinen Zirkeln, die illegal Waffen ins Mandatsgebiet Palästina
schmuggelten und aus denen sich die spätere faschistische Regierung
rekrutierte.
Die britische Vertretung in Bagdad hingegen konnte
oder wollte lange Zeit diese Aktivitäten nicht wahrhaben. Noch 1938
wurde der Wunsch des irakischen Premierministers Nuri al-Sa’id
zurückgewiesen, Grobba auszuweisen. Erst als es 1939 in mehreren
Städten zu Unruhen kam, die in der Ermordung des britischen Konsuls
Monck-Mason gipfelten, änderte sich die Wahrnehmung. Nachdem die
verhafteten Organisatoren der Aufstände aussagten, ihre Flugblätter
seien von deutschen Lehrern formuliert und mit Hilfe der Botschaft
gedruckt worden, wurden rund ein Dutzend Deutsche, darunter auch der
Archäologe Dr. Jordan des Landes verwiesen. Damit war freilich nur
ein kleiner Teil der deutschen Beteiligung aufgedeckt.
Die deutsche Legation, berichtete das Verbindungsbüro der Royal
Airforce nun alarmiert nach London, finanziere nicht nur den
Studentenbund Futuwwa, dem die Verhafteten angehörten, sondern sei
finanziell stark an der arabischen Presse beteiligt und habe die
Zeitung Al-Alam al-Arabi praktisch übernommen. Dort erschien seit
1938 unter anderem Hitlers „Mein Kampf“ auf Arabisch. Auf Grobbas
Initiative wurden irakische Journalisten zu „Weiterbildungen“
nach Berlin eingeladen, Redaktionen wurden kostenlos mit deutschen
Agenturmeldungen und propagandistischem Bildmaterial versorgt. 1937
hatte Grobba umgekehrt einen Besuch Baldur von Schirachs beim
Studentenverband Futuwwa in Bagdad organisiert, woraufhin dieser ein
Jahr später eine eigene Delegation zum Reichsparteitag der NSDAP
nach Nürnberg entsandte. Daß all dies den britischen Behörden
entgangen sein soll ist schwer vorstellbar. Wahrscheinlicher ist,
daß diese dem Treiben so lange zusahen, wie dieses sich scheinbar
nur gegen Juden richtete. Diese Haltung sollte sich bald rächen.
Im Juli 1940 dient sich ein Kreis panarabischer
Offiziere den Achsenmächten als künftiger Verbündeter an. Sie
erklären sich bereit, nach einer Machtübernahme mit Großbritannien
zu brechen, sofern sie den Schutz der Achsenmächte genießen.
Deutschland und Italien sollen zuvor eine Verpflichtungserklärung
unterzeichnen, in der sie die nationale Unabhängigkeit arabischer
Staaten anerkennen und erklären: "Deutschland und Italien
anerkennen das Recht der arabischen Länder, die Frage der jüdischen
Elemente, die sich in Palästina und in den anderen arabischen
Ländern befinden, so zu lösen, wie es den nationalen und völkischen
Interessen der Araber entspricht, und wie die Judenfrage in
Deutschland gelöst worden ist." Während die Erklärung – mit
Ausnahme des Selbstbestimmungsrechts arabischer Nationen – von
Deutschland sofort akzeptiert und über Radio ausgestrahlt wird,
verhindert Italien den geplanten Deal in letzter Sekunde. Grobba,
der seit Kriegsausbruch aus dem Irak verbannt ist, drängt dennoch
weiter auf eine Unterstützung der Putschisten. Ein erfolgreicher
Militärstreich, so seine Begründung, würde die strategisch wichtige
Nachschubroute britischer Soldaten unterbrechen, die vom indischen
Subkontinent ans Mittelmeer verlegt wurden. Als im April 1941 der
Putsch erfolgt und der irakische Faschist Rashid Ali Al-Gaylani die
Anbindung seiner „Nationalen Notstandsregierung“ an die
Achsenmächte propagiert, reist Grobba in eiliger Mission nach
Bagdad, um die Unterstützung des neuen Regimes zu koordinieren. Als
er eintrifft, befindet sich dieses bereits in arger Bedrängnis.
Während britische Landetruppen von der Hafenstadt
Basra aus nach Norden vorrücken, haben die Jugendgruppen Futuwwa und
al-Kata’ib al-Shabab unter Yunis al-Sabawi praktisch die
Polizeigewalt übernommen und terrorisieren die Bevölkerung. Sabawi,
der sich selbst zum Gouverneur mehrerer Provinzen ernennt, war zuvor
Angestellter der deutschen Botschaft und übersetzte Artikel aus
„Stürmer“ und „Völkischer Beobachter“ ins Arabische. Ende Mai
verhängt er eine Ausgangssperre für Juden und kündigt deren
Ermordung an. Unter dem Eindruck des Terrors beteiligen sich in
Bagdad nur wenige Menschen an den täglichen Aufmärschen unter der
Führung des Muftis Al-Husseini. Schiitische Stämme im Süden, die
Kurden im Norden und Teile des Militärs stehen dem Regime offen
feindselig gegenüber und unterstützen die Briten. Grobba ist
angesichts der Lage verzweifelt, kann aber dennoch bis Mitte Mai
erwirken, daß Militärunterstützung von der deutschen Führung
zugesagt wird. Als schließlich Jagdflugzeuge der Luftwaffe in Bagdad
eintreffen, schießen irakische Soldaten versehentlich die erste
Maschine mitsamt des deutschen Fliegeridols Major von Blomberg ab.
Grobba, sollte ein deutscher Agent gegenüber US-Streitkräften später
aussagen, sei ein „Idiot“ gewesen, mit der „Vision, als
zweiter Lawrence von Arabien einen Aufstand anzuführen“. Er habe
völlig übersehen, daß ein solcher Aufstand vorbereitet werden muß.
Die deutschen Waffen, die Grobba angefordert hat, erreichen Bagdad
Anfang Juni. Gaylanis Regierung ist zu diesem Zeitpunkt bereits
gestürzt. Im letzten Moment verläßt auch der deutsche Lawrence
Bagdad, das bereits von britischen Truppen eingekreist ist. An Bord
seiner Maschine befinden sich Gaylani und der Mufti von Jerusalem,
die ihren panarabischen Kampf nunmehr von Berlin aus weiter führen.
Ihre zurückgebliebenen Kampfgefährten verüben noch in der selben
Nacht einen antisemitischen Pogrom, den ersten in der Geschichte des
Irak. 179 irakische Juden werden ermordet, an die Tausend verletzt.
In seinen Memoiren streitet Grobba später jede Verantwortung ab. Als
Beleg für die „guten Beziehungen“ zwischen der deutschen
Botschaft und den „gänzlich unpolitischen“ irakischen Juden
führt er an, daß selbst der Rabbiner der Bagdader Gemeinde ihn
konsultiert habe. Dieser hat Grobba in der Tat aufgesucht. Er bat
ihn vergeblich, den irakischen Freischärlern Einhalt zu gebieten.
In die panarabischen Bewegungen des Nahen Ostens
hat sich der Antisemitismus seitdem so tief eingefressen, dass auch
die heutigen islamistischen Selbstmordattentäter sich umstandslos
auf „säkulare“ Wurzeln berufen können. Ihr Förderer und
Mentor, der irakische Staatspräsident Saddam Hussein, bekennt sich
offen zu der Tradition, die zwischen 1935 und 1941 die Deutschen im
Irak eingeführt haben. Als seine Partei 1968 zur Macht kam, bestand
eine ihrer ersten Handlungen darin, irakische Juden in einem
öffentlichen Schauprozess als zionistische Verschwörer abzuurteilen
und auf dem „Liberation Square“ im Zentrum Bagdads zu erhängen. Die
Haltung, von der Staatsverschuldung bis zur militärischen Niederlage
jedes eigene Versagen als das Ergebnis des Zionismus hinzustellen,
ist in arabischen Staaten derart verbreitet, dass man leicht
übersieht, was dem notwendigerweise vorausgeht: Die assoziative
Verbindung von Juden mit einer scheinbar alles begründenden
(kolonialen) Fremdbestimmung, die als Volksvorurteil schon im
Alltagsbewußtsein der Massen verankert war, bevor der Staat Israel
überhaupt gegründet wurde. An der Durchsetzung dieses Bewußtseins
hatten die deutsche Nahost-Politik und vor allem das Engagement
Grobbas im Irak einen entscheidenden Anteil.
Mona Yahia:
Durch Bagdad
fließt ein dunkler Strom
hagalil.com
27-10-02 |