Der Tanz auf zwei Hochzeiten:
Wird der Irak in den Krieg ziehen?
Gestern warnte der amerikanische
Botschafter in der UNO den Irak, er solle nicht versuchen, den Krieg in
Afghanistan auszunützen, um den Status Quo in der Region zu verändern.
Saddam ist daran interessiert, dass die
Regierung und die Öffentlichkeit in den USA ihn verdächtigen, hinter Bin
Laden zu stehen, sie dies jedoch nicht beweisen können. So kann er auf
zwei Hochzeiten tanzen: Einerseits kann er den USA dadurch beweisen,
dass er in der Lage ist, großen Schaden anzurichten und die
amerikanische Regierung zwingen, das Embargo gegen sein Land aufzuheben.
Andererseits kann die Bush-Regierung aufgrund mangelnder Beweise und dem
Widerstand der arabischen Welt nicht gegen ihn vorgehen. Saddam
befürchtet jedoch auch, dass die USA Beweise erfinden und trotz allem
gegen ihn vorgehen könnten.
Die amerikanische und britische
Erklärung, nach Afghanistan würden weitere Länder folgen, hat diese
Befürchtung bestärkt, und er beschloss, eine Art Notstand im ganzen Land
zu erklären. Das amerikanische Dilemma ist, wie die öffentliche Meinung
in Amerika und der Welt auf die Möglichkeit eines breitangelegten
Angriffs gegen den Irak vorbereitet werden kann, jedoch gleichzeitig die
Wachsamkeit des Regimes in Bagdad einzuschläfern und es daran zu
hindern, eine Maßnahme zu ergreifen, die den USA schaden könnte.
Das Dilemma Saddams lautet, soll er
angreifen oder nicht. Wenn er bei der Kuwait Krise vor zehn Jahren als
erster angegriffen hätte, hätte dies den USA einen hohen Preis gekostet
und ihre Kriegsmaschine vielleicht sogar gestoppt. Dieser Ansicht sind
viele im Irak. Deshalb ist die Versuchung groß, anzugreifen und die
Amerikaner in Verlegenheit zu bringen.
Nach Jedioth achronoth, Prof. Amazia
Baram, 11.Oktober 2001
haGalil onLine
11-10-2001 |