"Dingende Warnung":
Appell israelischer Wissenschaftler
Junge Welt,
01.10.2002
Eine dringende Warnung vor möglichen Massenvertreibungen von
Palästinensern durch die israelische Regierung haben 149 israelische
Wissenschaftler an die internationale Gemeinschaft gerichtet. Zu den
Erstunterzeichnern gehören unter anderem der Mathematiker Prof.
Matania Ben-Artzi, der Soziologe Prof. Baruch Kimmerling, der
Philosoph Prof. Adi Ophir und der Historiker Prof. Moshe Zimmermann.
jW dokumentiert den Wortlaut der Erklärung, die am 28.
September 2002 in The Guardian erschien.
"Dringende Warnung: Die israelische Regierung könnte Verbrechen
gegen die Menschheit erwägen
Wir, israelische Wissenschaftler, sind entsetzt über den
Truppenaufbau der USA zu einem Angriff gegen den Irak und die
begeisterte Unterstützung durch die israelische politische Führung.
Wir sind tief besorgt, daß der "Rauchvorhang des Krieges" durch die
israelische Regierung ausgenutzt werden könnte, um weitere
Verbrechen gegen das palästinensische Volk zu begehen, bis hin zu
einer umfassenden ethnischen Vertreibung.
Die israelische Regierungskoalition schließt Parteien ein, die einen
"Transfer" der palästinensischen Bevölkerung befürworten als Lösung
dessen, was sie "das demographische Problem" nennen. Politiker
werden regelmäßig in den Medien mit Empfehlungen für eine gewaltsame
Vertreibung zitiert, zuletzt die Knesset-Mitglieder Michael Kleiner
und Benny Elon, wie auf der Webseite von Yediot Ahronot vom 19.
September 2002 berichtet. In einem Interview in Ha’aretz bezeichnete
kürzlich der Generalstabschef Moshe Ya’alon die Palästinenser als
ein "Krebsgeschwür" und sprach von den Militäraktionen in den
besetzten Gebieten als "Chemotherapie", wobei er andeutete, daß eine
noch radikalere "Behandlung" erforderlich sein könnte.
Premierminister Scharon pflichtete dieser "Einschätzung der
Realität" bei. Das Anschwellen rassistischer Demagogie im Bezug auf
die palästinensischen Staatsbürger Israels dürfte den Umfang der
Verbrechen anzeigen, die möglicherweise erwogen werden.
Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, die Vorkommnisse in
Israel und den besetzten Gebieten genau zu beobachten, um absolut
klar zu machen, daß Verbrechen gegen die Menschheit nicht geduldet
werden, sowie konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, daß
solche Verbrechen stattfinden."
hagalil.com
01-10-02 |