hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!

ynet.co.il

Schröder in der Rolle Chiracs:
Europa wird sich erst im letzten Moment zum Einsatz melden

Eldad Beck, Jedioth achronoth

Dinge, die man von hier sieht, sieht man vom weit entfernten Amerika nicht. Das ist das Gefühl der meisten europäischen Führer im Zusammenhang mit der geplanten amerikanischen Offensive im Irak, und das ist auch der Grund ihrer distanzierten Reaktion auf den Kampfschrei von Präsident Bush, der von manchen sogar völlig abgelehnt wird.

Mit Ausnahme der Briten und der Italiener zögern die meisten Europäer, sich der amerikanischen Kriegskampagne anzuschließen. In Europa hat man eine apokalyptische Vision von Kriegen.

Man hat Angst vor den Reaktionen in der arabischen Straße auf einen internationalen Angriff gegen den „irakischen Bruder“, vor gefährlicher Gärung in den gemäßigten arabischen Staaten, die bis nach Europa dringen könnte, wo ja heute Millionen Moslems leben.

Und es gibt auch die noch frischen Lehren, die aus den militärischen Aktionen in Afghanistan gezogen wurden, wo die Arbeit der internationalen Koalition noch weit von einem Abschluss entfernt ist.

Unter diesen Umständen ziehen es die Europäer vor, keine zusätzliche problematische Front zu eröffnen. Überhaupt begegnen die Europäer den diversen Versuchen, die Gestalt des Nahen Ostens nach einer Entfernung Saddams zu verändern, mit Misstrauen. Wie zum Beispiel dem Plan, den irakischen Thronfolger, Sharif Ali Ben Hussein, in den Irak zurückzubringen. Die Wiederherstellung des haschemitischen Imperiums, das den Irak, Jordanien und vielleicht auch Palästina vereinen würde, erscheint den Europäern, die eigentlich eine romantische Einstellung zum Orient haben, wie eine Wahnvorstellung Onkel Sams.

Schröder in der Rolle Chiracs

Ein politischer Berater der deutschen Regierung kam diese Woche überrascht von einer internationalen Konferenz seiner Kollegen in London nach Berlin zurück. „Fast alle Anwesenden teilten die Meinung, dass Saddam Hussein in drei Monaten schon Geschichte sein wird. Und ohne auf die technischen Einzelheiten einzugehen- die Möglichkeit scheint durchaus plausibel.“

Das Gespräch mit dem Berater fand wenige Stunden vor dem Eintreffen der irakischen Erklärung bezüglich der Waffenkontrolleure statt. Diese Erklärung wurde im Kanzleramt in Berlin und in den anderen europäischen Hauptstädten mit einem Aufatmen vernommen, wo der Countdown zu einer amerikanischen Offensive bereits begonnen hatte. Kanzler Schröder, der sich in der Endphase des Wahlkampfes befand, ist zunehmender Kritik im In- und Ausland ausgesetzt, nachdem er seine Ablehnung der amerikanischen Offensive in den Mittelpunkt des Wahlkampfes gesetzt hatte.

Nach seiner Wiederwahl wird es sicherlich nicht leicht werden, den pazifistischen Schuldschein einzulösen. Er hofft also inbrünstig, dass die Waffenkontrolleure tatsächlich in den Irak zurückkehren und dort ungestört arbeiten werden.

Viele werfen Schröder heute vor, er betreibe „Friedenspopulismus“. Und zweifelsohne hat er seine Kollegen in der EU mit seinen extremen Haltungen gegen die amerikanischen Absichten sehr überrascht. Deutschland galt bisher als verlässlicher Verbündeter der USA, und plötzlich übernimmt Schröder die Rolle des „Trotzkopfes“, der bisher Jacques Chirac und Wladimir Putin vorbehalten war.

Bei einem Gipfeltreffen zwischen Schröder und Chirac, das im Juli in Schwerin stattfand, fragte ich die beiden, für wie wahrscheinlich sie einen Angriff auf den Irak halten. Chirac sagte, er habe gute Gründe zu der Annahme, dass die Iraker den Ernst der Situation sehr wohl begreifen und sie sicherlich eine Rückkehr der Kontrolleure ermöglichen werden. Schröder begnügte sich damit, sich den Worten Chiracs anzuschließen, ohne auch nur anzudeuten, dass er schon eine Woche später einen persönlichen Kampf gegen das amerikanische „Abenteuer“ eröffnen wird. Schröder betonte jedoch, Bush habe ihm versprochen, mit der Offensive bis nach den Bundestagswahlen zu warten.

Jetzt stellt es sich daran, dass Bush gut daran getan hat, als er versprochen hat zu warten, denn die Wahlergebnisse in Deutschland am Sonntag könnten die Zukunft der Beziehungen zwischen Berlin und Washington beeinflussen. Deutschland erhielt im letzten Jahrzehnt zwar amerikanische Unterstützung für sein zunehmendes Selbstbewusstsein auf der internationalen Ebene, aber Schröder wird nun vielleicht einen hohen Preis für den öffentlichen Konflikt zahlen müssen, den er in den letzten Wochen mit der amerikanischen Regierung austrägt. „Bush wird Schröder nie wieder ernsthaft zuhören“, sagen offizielle amerikanische Stellen.

Die konservative Opposition in Deutschland ist der Überzeugung, dass Schröder den Beziehungen zwischen den zwei Staaten großen Schaden zugefügt hat, vielleicht sogar der Zukunft des atlantischen Bündnisses. Der mythologische Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher predigte dem Kanzler: „Deutschland kann keinen separaten Weg gehen. Nur eine entschlossene Haltung der internationalen Gemeinschaft kann Saddam Hussein zu Verzichten zwingen.“

Wie auch immer, in Berlin ist jedem klar, dass, sollten die Amerikaner angreifen, Deutschland ihnen zur Hilfe kommen wird. Schon jetzt suchen politische Teams nach Auswegen aus dem Veto, das Schröder gegen ein militärisches Engagement verhängt hat. Eine der Ideen: Schröder sagte, Deutschland werde nicht an einer militärischen Offensive teilnehmen, er sprach jedoch nicht von der Teilnahme einer „Friedenstruppe“, die nach dem Angriff in den Irak geschickt werden könnte. Der Sozialist Schröder hat sich darauf spezialisiert, im Kosovo, in Mazedonien, in Afghanistan. In aller Stille haben die Deutschen nach dem 11.September auch Truppen im Persischen Golf stationiert und in den letzten Jahren wurde Deutschland zum größten Soldatenlieferanten der EU für internationale Friedensmissionen.

Die Ölpanik der Europäer

Und dann ist da natürlich auch noch die Ölpanik der Europäer. Der gesamte Kontinent befindet sich in einer anhaltenden Rezession, deren Ende nicht abzusehen ist. Die Erwartungen auf einen amerikanischen Angriff könnten die Preise des schwarzen Goldes in die Höhe treiben, und europäische Wirtschaftler warnen sogar von einem Anstieg auf 40 Dollar pro Fass. Dies würde die Aussichten auf Wirtschaftswachstum in Europa zunichte machen.

Die europäischen Führer haben das Gefühl, als würden sie in eine persönliche Fehde der Familie Bush hineingezogen. Sie sind nicht bereit, die Horrorszenarien zu akzeptieren, die in den letzten Wochen aus Washington bezüglich des unkonventionellen Waffenpotentials der Iraker aus Washington eintreffen. „Er hat uns nicht überzeugt“, sagte diese Woche der deutsche Außenminister Joschka Fischer nach der Rede Bush´ in der UNO.

All dies wird der amerikanischen Entschlossenheit jedoch kaum etwas anhaben können. Die Europäer sind sich ihrer Grenzen durchaus bewußt, auch der Macht der Amerikaner. Wenn die Kolonne sich auf den Weg nach Bagdad machen wird, dann werden sich die Hunde, die jetzt bellen, ihr höchstwahrscheinlich anschließen.

hagalil.com 24-09-02

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved