Eine Analyse von Miriam Magall:
Allahs Sonne über dem Abendland?
Über die Möglichkeiten
eines friedlichen Nebeneinanders von Orient und Okzident...
Zum Ausblick zwei Exkurse
- 1. Das Hôtel-Dieu in Paris
- 2. Krankenhaus in Bagdad
Wenn man die Schriften von al-Banna, Qutb sowie die
Botschaften von Azzam und bin Laden liest bzw. hört und sich dann
als "Nahost-Experte" ausgibt, wie ein gerne und häufig interviewter
Peter Scholl-Latour, grenzt es dann nicht schon an Dummheit zu
behaupten: "Im Grunde hat bin Laden ja auch Recht mit der
Behauptung, 'wir kämpfen nur gegen die, die sich bei uns
einmischen'".
Der Kalte Krieg ist dank Glasnost und Perestroika
glücklich zu Ende gegangen. Steht der Welt jetzt eine neue Welle des
Islamismus bevor? Nicht nur in Tours und Poitiers, nicht nur vor den
Toren Wiens, sondern direkt in unserer Mitte, in unseren Städten, in
unseren Kaufhäusern und in unseren Cafés, Kinos und Discos?
Zwar beflügelt die neue Religion, der von Mohammed
propagierte Islam, die Bewohner der Oasen in Mekka und Medina und
treibt sie hinaus die Welt zu erobern und ihr den neuen Glauben zu
bringen, gleichzeitig aber erlebt die islamische Welt einen
ungeahnten Aufschwung in den Naturwissenschaften, in der Heilkunde,
in der Dichtung und Übersetzung und in der Baukunst, mit dem sie
Europa mehrere Jahrhunderte lang in den Schatten stellt.
Da hier nicht der Ort ist diese arabischen
Errungenschaften im Einzelnen vorzustellen, sei lediglich ein
Vergleich zwischen einem Krankenhaus in Bagdad und in Paris in der
Zeit um 1200 gebracht. Er dürfte reichen um sich ein Bild vom
Fortschritt der von den Arabern praktizierten Medizin zu machen, das
mühelos auch auf die anderen Bereiche übertragen werden könnte:
1. Das Hôtel-Dieu in Paris:
"Auf dem ziegelgepflasterten Boden lag Stroh
aufgeschichtet, und auf dieser Streu drängten sich die Kranken...,
die Güße der einen neben den Köpfen der anderen, Kinder neben
Greisen, ja sogar, unglaublich aber wahr, Männer und Weiber
untermischt... Individuen, die mit ansteckenden Krankheiten behaftet
waren, neben solchen, die nur an einem leichten Unwohlsein litten;
Leib an Leib gepreßt ächzte eine Gebärende in Kindeswehen, wand sich
ein Säugling in Konvulsionen, glühte ein Typhuskranker in seinem
Fieberdelirium, hustete ein Schwindsüchtiger und zerriß sich ein
Hautkranker mit wütenden Nägeln die höllisch juckende Haut... Den
Kranken fehlte es oft am Notwendigsten; man gab ihnen die elendesten
Nahrungsmittel in ungenügenden Quantitäten und unregelmäßigen
Zwischenräumen,... mit einiger Reichlichkeit nur dann, wenn
wohltätige Bürger aus der Stadt sie ihnen brachten...
Das ganze Gebäude wimmelte förmlich von
scheußlichstem Ungeziefer, und die Luft war am Morgen in den
Krankensälen so pestilenzialisch, daß Aufseher und Wärter nur mit
einem Essigschwamm vor dem Munde einzutreten wagten. Die Leichen
blieben gewöhnlich vierundzwanzig Stunden und oft noch länger auf
dem Sterbelager, ehe sie entfernt wurden, und die übrigen Kranken
hatten während dieser Zeit das Lager mit dem starren Körper zu
teilen, der in der infernalischen Atmosphäre bald zu riechen gegann
und um den die grünen Aasfliegen schwärmten..."
2. Krankenhaus in Bagdad
"Wenn ich entlassen werde, bekomme ich vom
Krankenhaus einen neuen Anzug und fünf Goldstücke für die erste
Zeit, damit ich nicht sofort wieder arbeiten muß... Das ist die
Poliklinik, wohin sie mich nach meinem Sturz gebracht hatten. Dort
wird jeder Kranke zuerst von den Assistenzärzten und Studenten
untersucht... Ich wurde nach der Untersuchung dort registriert und
dem Oberarzt vorgeführt, ein Wärter trug mich in die Männerstation,
machte mir ein Bad und steckte mich in saubere Krankenhauskleidung.
Als der Chefarzt heute morgen mit seinen Assistenten
und Wärtern auf Visite war und mich untersuchte,... erklärte [er]
..., daß ich morgen aufstehen darf und bald entlassen werde. Dabei
mag ich gar nicht fort. Alles ist so hell und sauber hier. Die
Betten sind weich, die Laken aus weißem Damast und die Decken
flaumig und fein wie Samt. In jedem Zimmer ist fließendes Wasser,
und jedes wird geheizt, wenn die kalten Nächte kommen. Fast täglich
gibt es Geflügel oder Hammelbraten für den, dessen Magen es
verträgt..."
Die Rede ist nicht etwa von heutigen, modernen
Krankenhäusern in Europa und den USA, sondern von Spitälern, wie sie
- vor beinahe tausend Jahren (!) - in ganz Europa (s. Paris) bzw. in
jeder größeren arabischen Stadt (s. Bagdad) zwischen dem Himalaja
und den Pyrenäen als unerläßliche Einrichtung galten.
Die Patienten, arm wie reich, wurden in den
arabischen Spitälern umsonst gepflegt. Und gratis erhielten sie auch
Unterkunft, Verpflegung und Arzneien sowie, bei ihrer Entlassung,
Kleidung und Zehrgeld für einen Monat.
Orient und Okzident:
Der
Siegeszug des Islam
Die arabische Weltmacht, die innerhalb von wenigen
Jahrzehnten nach dem Tod Mohammeds entsteht, vereinigt Völker
verschiedenster Herkunft und Religion...
- 1.1 Der Anfang
- 1.2 Der Griff nach Europa im Westen
- 1.3 Der Griff nach Byzanz
- 1.4 Ein weiterer arabischer Vorstoß im
Westen
- 1.5 Exkurs:
Gestört von Anfang an:
Das Verhältnis zwischen Mohammed und den Juden
Orient und Okzident:
Auseinandersetzungen
mit dem Westen
Trotz al Hakim gelten die ägyptischen Fatimiden als
die duldsameren Herrscher und Herren auch über die den Christen
heiligen Stätten in Palästina. Das ändert sich, als die türkischen
Seldschuken 1071 ihnen Syrien und Palästina entreißen...
- 2.1 Die Kreuzzüge
-- 2.1.1 - Exkurs: Die Assassinen
- 2.2 Die Reconquista in Spanien
Orient und Okzident:
Der Siegeszug der
Osmanen
Mit den vordringenden Mongolen wandern Nomaden aus
Turkestan nach Westen, darunter auch türkische Muslime, die sich
nach dem Mongolensturm ab 1243 in Kleinasien festsetzen und die
Seldschuken nach und nach als die dort vorherrschende Macht
ablösen...
- 3.1 Die Grenzen der Macht
- 3.2 Der Reichsverfall
Orient und Okzident:
Der Aufbruch
des Abendlands
- 4.1 Europas Griff nach dem Orient
Orient und Okzident:
Widerstand
gegen westliche Werte
- 5.1 Der Aufstieg der Muslimbruderschaft
- 5.2 Die Ideologie der Muslimbrüder
Orient und Okzident:
Dschihad und
Märtyrertum als Waffe
- 6.1 Der alt-neue Feind: die Juden
- 6.2 Der zweite Feind: die USA
- 6.3 Exkurs: Osama bin Laden und seine
Lehrer
- 6.4 Die Reaktionen in Europa
Orient und Okzident:
Zwei Exkurse
zum Ausblick
- 1. Das Hôtel-Dieu in Paris
- 2. Krankenhaus in Bagdad
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18-08-2005 |