In den vergangenen zwei Jahren hat
sich ein seltsames Bild sowohl in der israelischen als auch der
palästinensischen Öffentlichkeit entwickelt. Fast alle sind zu einem
Kompromiss bereit, und fast alle vertrauen auf nichts außer einem Schlag
mit dem Hammer.
Den Schmerz des Gegenüber ausgeblendet:
Die Parade des Bluts
Vor Ausbruch der Initifada haben diejenigen, die
für eine politische Lösung eintraten, auch den Einsatz von Gewalt
abgelehnt. Heute verhält es sich anders. Sowohl bei uns als auch bei
ihnen unterstützt die Mehrheit eine politische Lösung. Aber eine noch
größere Mehrheit ist, sowohl bei uns als auch bei ihnen, überzeugt, der
effektivste Weg zu dieser Lösung verlaufe durch das Blut der anderen
Seite.
Der Grund: die Verzweiflung von zwei Völkern, die kein
Vertrauen mehr haben, weder in die Absichten der anderen Seite, noch in
ihre Führung. Bei uns und bei ihnen herrscht völlige Gleichgültigkeit
gegenüber dem Leid der anderen Seite. Bei uns spricht man von
Entscheidung und Sieg, bei ihnen über nichts mehr als Rache.
Es ist fraglich, ob irgendein nüchterner Palästinenser nach zweieinhalb
Jahren und Hunderten Toten noch daran glaubt, dass der Terror zu
politischen oder internationalen Erfolgen führen kann. Aber was ist ein
Sieg, wenn zwei Monate enormer und uneingeschränkter Bemühungen der
Sicherheitskräfte mit einem einzelnen gelungenen Terroranschlag enden.
Um Schrecken zu verbreiten und die wirtschaftlichen und seelischen
Schäden des Terrors anzurichten, genügt auch ein gelungener Anschlag in
zwei Monaten.
Bei uns und bei ihnen ist das Blut die Ausrede dafür, nicht das zu tun,
was schon seit langem hätte getan werden müssen.
Würden die Palästinenser den Terror einstellen, hätten sie schon längst
große politische Erfolge erzielen können, und das sagen heute nicht die
Israelis, sondern palästinensische Führer wie Abu-Masen.
Hätte Israel die logische Entscheidung getroffen, einen Trennzaun zu
errichten, wäre der Terrorist gestern nicht so leicht nach Haifa
gekommen. Aber wenn die Verzweiflung spricht, glaubt niemand an
Lösungen. Und wenn man nur an Gewalt glaubt, wird jeder Gedanke an einen
anderen Weg als Schwäche ausgelegt.
Und so geht die Parade des Bluts weiter. Bei uns und bei ihnen.
„Laßt sie bluten“, soll Henry Kissinger während des Jom Kippur Kriegs
gesagt haben, in der zynischen Annahme, dass die Seiten erst nach langem
Blutvergießen wieder zu Verstand kommen werden.
„Laßt sie bluten“, sagt heute eigentlich die Welt im Hinblick auf das
gegenseitige Morden, das allem Anschein nach keiner zu stoppen
beabsichtigt.
„Laßt sie bluten“, sagt Jasser Arafat und torpediert jede Initiative für
einen palästinensischen Waffenstillstand.
„Laßt sie bluten“, sagt die israelische Regierung und torpediert jede
Maßnahme, die nichts mit Panzern zu tun hat.
„Laßt sie bluten“, sagen sie, und wir bluten.
Pro und Kontra:
Einmarsch in
Gaza?
Gaza ist der am engsten besiedelte Raum der Welt.
Seit Arafat in der Mukata festsitzt, wurde die Hamas täglich
noch stärker...
Für Hamas und Jihad ist Arafat
inzwischen irrelevant:
Rache und Rache
Genau zwei Monate hatten wir eine Pause, die
Ruhe war jedoch ein Trugbild...
Scharon und das Siedlungswerk:
Die
Teilung des Landes oder das Ende des Staates
Warum sind so viele nicht bereit, an die Aufrichtigkeit
der gemäßigten politischen Erklärungen Ariel Sharons zu glauben?
Es gibt verschiedene Gründe, aber der ernstzunehmendste lautet:
die Siedlungen...
Jüngster Bericht der Weltbank:
Katastrophale Situation der palästinensischen Wirtschaft
Seit Beginn der zweiten Intifada hat sich die
wirtschaftliche Situation in den besetzten Gebieten dramatisch
verschlechtert. Allerdings haben Ursache und Wirkung im Bericht
der Weltbank keinen Zusammenhang...
hagalil.com
10-03-03 |