Josi Beilin über Abu-Masen:
Der zweitwichtigste Palästinenser
In Jedioth achronoth schreibt Jossi
Beilin über seinen früheren Verhandlungspartner Abu-Masen.
Dr. Mahmud Abbas (Abu-Masen) ist zwar kein
palästinensischer Führer, der mit Israel sympathisiert, trotzdem
schrieb er sein Doktorat über den Zionismus und achtet seit jeher
darauf, sich über Israel zu informieren. Er empfindet für Israel
weder Hass noch Bewunderung, er erkennt Israel pragmatisch als
Tatsache an - und erkennt ebenso die Notwendigkeit einer Einigung.
Abu-Masen war 1959 einer der fünf Gründer der
Fatach. Sie alle waren junge und säkulare Nationalisten, die das
palästinensische Flüchtlingsproblem mit gewalttätigen Mitteln an die
weltweite Tagesordnung gebracht haben. Auch wenn er immer wieder und
überall erklärt, er habe darauf verzichtet, in seine Geburtsstadt
Zfat (Safed) zurückzukehren, blieb er ein säkularer Nationalist, der
Anerkennung für das fordert, was er als die Rechte des
palästinensischen Volkes betrachtet. Deshalb torpedierte er die
Gespräche in Stockholm zwischen Abu Ala und Shlomo Ben-Ami vor dem
Camp David Gipfel, die er als problematisch wertete, er gehörte zu
denen, die Arafat bei den Gesprächen in Camp David einschränkte.
Sein Pragmatismus kam bei den Oslo-Gesprächen zum
Ausdruck. Er war bereit weitgehende Übereinkünfte auf dem Weg zu
einem Finalstatus zu erzielen. Herausragendes Beispiel ist das
sogenannte "Beilin / Abu-Masen Papier", ein Verständigungsdokument,
das er und ich vor der Ermordung Itzhak Rabins aufsetzten.
Als Pragmatiker lehnt er keinen israelischen
Partner für Dialoge ab und betrachtet Scharon als typischen
israelischen General, der sich nicht viel von Rabin oder Barak
unterscheidet, und der seine Meinung ändern und sich dem Frieden
zuwenden kann, wenn er versteht, dass dies den israelischen
Interessen dient.
Die Position Abu-Masens resultiert nicht aus den
Ämtern, die er ausübt. Er weigerte sich, um einen Platz im
gesetzgebenden Rat zu kandidieren oder ein Ministeramt in der PA zu
erhalten.
Formell ist er der Generalsekretär des Exekutivkomitees der PLO.
In der Praxis ist er der zweitwichtigste Palästinenser, der Mann,
der mit dem Weg Arafats nicht immer übereinstimmt, der auch den
gewalttätigen Aspekt der derzeitigen Intifada immer wieder
kritisiert hat, der aber Arafats Vorrangstellung vorbehaltlos
anerkennt.
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Seine Bereitschaft, das Amt des MP zu übernehmen
und dabei direkt Arafat zu unterstehen, ist nach seinen großen
Bemühungen um Unabhängigkeit ziemlich überraschend. Was auch immer
seine Gründe sei mögen und welche Autoritäten er auch erhalten wird,
er wird für die Welt von nun an die zentrale palästinensische
Adresse sein.
Seine Ernennung schafft eine Möglichkeit,
vielleicht die letzte, ein historisches Abkommen mit der nationalen
und säkularen Gruppe in der palästinensischen Führung zu erreichen.
Sollte diese Gelegenheit versäumt werden, wird sich Israel mit der
fanatischen islamischen Gruppe, wie der Hammas und dem Jihad,
auseinandersetzen müssen, unter weitaus schwierigeren
demographischen Voraussetzungen.
Im Alter von 70 Jahren, nach einer erfolgreichen
Operation zur Entfernung eines bösartigen Tumors und nur wenige
Monate nach dem Tod seines Sohnes Masen, öffnet Abu-Masen die Türe,
um zu Vernunft und Pragmatismus zurückzukehren. Wer sie wieder
zuschlägt, wird eine sehr schwere Verantwortung tragen.
Abu Masens Autorität:
Ein ausgleichender Faktor
Er ist einer der Pioniere der Kontakte mit der israelischen Linken,
unterstützte konsequent den Oslo-Prozess und ging sogar bis zu dem
Finalstatus, den er 1995 gemeinsam mit Jossi Beilin ausarbeitete...
Präsident Arafat bekommt einen schwachen
Premier:
Verteilte Ohnmacht, begrenzte Hoffnung
Bisher waren die Palästinenser das einzige Volk der Welt, das zwar
einen Präsidenten, aber keinen Staat hatte. Jetzt toppen sie sich
noch und ergänzen ihre Führung um einen Premierminister...
Die Arafats sind alle gleich:
Die Illusion
Abu Masen
Die entscheidende Frage lautet: "Was unterscheidet Abu-Masen
eigentlich von Arafat?"...
hagalil.com
12-03-2003 |