Aufteilung:
Autoritäten der Palästina-Autonomie
Die Aufteilung der Autoritäten zwischen Arafat und dem MP
Präsident (Arafat)
- Oberbefehlshaber der palästinensischen
Streitkräfte
- Ernennung und Entlassung des MP
- Anordnung von Ermittlungen gegen den MP und die
Minister
- Genehmigung der Gesetze, über die der
gesetzgebende Rat debattiert
- Ernennung und Entlassung palästinensischer
Botschafter in aller Welt
Ministerpräsident (Abu Masen)
- Ernennung und Entlassung von Ministern
- Ernennung und Entlassung von Leitern
öffentlicher Einrichtungen
- Zuteilung von Etats und Festlegung der
ministeriellen Autoritäten
- Gesetzte über den gesetzgebenden Rat
(Parlament) initiieren
- Kontrolle über das Innenministerium, das für
die palästinensischen Sicherheitskräfte verantwortlich zeichnet
Ein ausgleichender Faktor
Auszüge aus einem Kommentar von Chemi Shalev,
M'ariw
Es ist noch verfrüht, die Ernennung Abu-Masens
zum palästinensischen MP zu feiern. Jasser Arafat wird sich nicht
damit beeilen, auf Autoritäten zu verzichten, vor allem in den
Bereichen Diplomatie und Sicherheit. Der Weg zur Einstellung der
palästinensischen Gewalt und zur Rückkehr zu Verhandlungen ist noch
weit.
Aber dennoch handelt es sich hier um das
Aufflackern des Lichts am Ende des Tunnels, nach zwei Jahren
Dunkelheit und Verzweiflung. Die Ernennung signalisiert den Beginn
der Ernüchterung der palästinensischen Gesellschaft von der Illusion
der siegreichen El-Aksa Intifada. Sie könnte auch bewirken, dass
viele Israelis wieder anfangen, an die Möglichkeit der
Existenz eines Partners auf der palästinensischen Seite zu glauben.
Abu-Masen ist kein unbeschriebenes Blatt. Als
einer der Gründer der Fatach unterstützte und finanzierte er den
“bewaffneten Kampf”. In den letzten beiden Jahrzehnten tritt er zwar
für eine politische Regelung mit Israel ein, seine Haltung weicht
jedoch nicht vom palästinensischen Konsens ab, einschließlich des
Rückzugs zu den Grenzen 67 und der Teilung Jerusalems. Er
verzichtete nicht auf das Rückkehrrecht, ist jedoch zu einer
pragmatischen Lösung dieses Problems bereit.
Er ist einer der Pioniere der Kontakte mit der
israelischen Linken, unterstützte konsequent den Oslo-Prozess und
ging sogar bis zu dem Finalstatus, den er 1995 gemeinsam mit Jossi
Beilin ausarbeitete. Im Gegensatz zu Arafat gilt er als erwünschter
und glaubhafter Gesprächspartner aller israelischer Regierungschefs.
Und das Wichtigste: in letzter Zeit zeigte er Zivilcourage, als er
die palästinensische Gewalt als “schrecklichen Fehler” und
“Tragödie” bezeichnete und zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit
Israel aufrief.
All dies wird die ideologische Rechte in Israel
natürlich nicht zufriedenstellen...Die Ernennung Abu-Masens wird
voraussichtlich unter den Gegnern des politischen Prozess auf beiden
Seiten große Nervosität auslösen, und sicherlich zurecht.
Dadurch, dass Abu-Masen zu einer dominanten Figur
in der PA wird, könnte den Gegnern des politischen Prozess ihre
Trumpfkarte genommen werden- Arafat. Die Person und das Verhalten
Arafats nähren, vielleicht sogar mehr als die palästinensische
Gewalt an sich, seit vielen Jahren die ablehnende Haltung eines
großen Teils der israelischen Öffentlichkeit gegen eine Regelung mit
den Palästinensern. Auch als die Öffentlichkeit die Oslo-Verträge
begeistert unterstützte- eine Tatsache, die viele heute vorziehen zu
vergessen- distanzierte sie sich weiterhin von Arafat.
Wird Arafat an den Rand gedrängt und durch einen
Führer wie Abu-Masen ersetzt, könnte dies enorme Veränderungen in
der Meinung der israelischen Öffentlichkeit auslösen, auch vor einer
Einstellung der Gewalt. Wenn die PA unter seiner Führung ihren Weg
ändert, und sich zumindest darum bemüht, die Kontrolle über die
Terrororganisationen zu gewinnen, dann könnte dies, im
post-irakischen Zeitalter, zu unerträglichem Druck, sowohl von innen
als auch von außen, auf MP Sharon und seine Regierung führen.
Heute kann es sich Sharon noch erlauben, die
Ernennung zu begrüßen, aber im Hinblick auf seine unnachgiebige
politische Haltung und die Zusammensetzung seiner Regierung könnte
Abu-Masen für ihn noch zu einem großen Problem werden, im positiven
Sinn des Wortes.
Josi Beilin über Abu-Masen:
Der
zweitwichtigste Palästinenser
In Jedioth achronoth schreibt Jossi Beilin über
seinen früheren Verhandlungspartner Abu-Masen...
Präsident Arafat bekommt einen schwachen
Premier:
Verteilte Ohnmacht, begrenzte Hoffnung
Bisher waren die Palästinenser das einzige Volk der Welt, das zwar
einen Präsidenten, aber keinen Staat hatte. Jetzt toppen sie sich
noch und ergänzen ihre Führung um einen Premierminister...
Die Arafats sind alle gleich:
Die Illusion
Abu Masen
Die entscheidende Frage lautet: "Was unterscheidet Abu-Masen
eigentlich von Arafat?"...
hagalil.com
14-03-2003 |