Scharon und der Rückzug:
Begrüßen, vor allem aber auch mit Vorsicht genießen
Aus einem Artikel von MAA (S. 7 b, Dan Margalit): ,
M'ariw
Ganz, ganz leise und vorsichtig möchte ich Sharon
einen kurzen Satz sagen: "Welcome to the club". Plötzlich zieht auch er
einseitige Maßnahmen beim Rückzug aus den palästinensischen Gebieten in
Erwägung.
Sharon muss verstehen, warum wir bei dem Glückwunsch
ein wenig vorsichtig sind. Zu oft hat er uns verarscht. Jetzt muss er
hart arbeiten, um unser Vertrauen wiederzugewinnen, denn wer garantiert
uns, dass es sich nicht wieder um Augenwischerei handelt?
Der Gedanke des einseitigen Rückzugs entstand in den 80-er Jahren, als
roher Gedanke im kreativen Hirn von Mosche Dayan, und als er der Knesset
vorgelegt wurde, stimmte lediglich Ehud Olmert dafür. Ehud Barak
fundierte dann später den Gedanken eines einseitigen Rückzugs. Für die
Camp David Konferenz hatte er ihn als Alternativlösung vorbereitet:
sollte seine Flexibiltät bei Arafat auf Ablehnung stoßen und nicht den
ersehnten Frieden bringen, würde Israel die einseitige Maßnahme plus
Trennzaun anstreben. Sharon lehnte dies jedoch ab. Die Barak Regierung
stürzte im Jahr 2000 und mit ihr auch die einseitige Regelung und der
Trennzaun.
Auch Dr. Beilin vertritt eine ähnliche Meinung. Sollten die
Palästinenser das Genfer Abkommen ablehnen, würde er einen einseitigen
Rückzug Israels ohne Teilung Jerusalems befürworten.
Was ist ein ernstzunehmender, einseitiger Rückzug? Nicht die
Initiative der Shinui-Fraktion, die nach
900 Toten der Intifada bereit ist, die Zivilisten aus
Nezzarim abzuziehen,
die Soldaten jedoch dort zu lassen.
Geizige Maßnahmen schaden nur. Dasselbe geschah ja mit dem Trennzaun,
der so nötig ist, jedoch von Likud und Shinui von Anfang an abgelehnt
wurde. Jetzt soll er nach einer
Linie gebaut werden,
die uns in der ganzen Welt verhasst macht, und das Ergebnis ist wenig
Zaun für viel Geld und die Notwendigkeit, einen neuen Verlauf
festzusetzen.
Ein einseitiger Rückzug? Auf einen, großen Schlag. Der nationale Schmerz
ist sowieso groß, und deshalb sollte man ihn nicht jedes Mal aufs Neue
auslösen.
Sharon muss verkünden, dass er sich an einem von vorneherein
festgelegten Datum von Gush Katif trennt, an einem anderen vom Großteil
der Westbank. Gleichzeitig muss der Trennzaun entlang der Grünen Linie
erbaut werden.
Danach wird der Terror wahrscheinlich noch immer andauern, aber auf
einem Niveau, mit dem man leben kann. Sollte Sharon tatsächlich dazu
bereit sein, dann würde man ihn lauthals beglückwünschen. Aber er muss
erst Beweise liefern.
hagalil.com
02-12-2003 |