Podiumsdiskussion:
Antisemitismus, Deutsche Medien und der
Nahostkonflikt Ende Juni
fand in Berlin eine Diskussionsveranstaltung zum Umgang der
deutschen Medien mit dem Nahostkonflikt statt. Eingeladen hatten das
Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der
Universität Potsdam, das Wissenschaftsforum der Sozialdemokratie in
Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, das Kulturforum der
Sozialdemokratie und die Initiative honestly-concerned. Die
Redebeiträge werden im folgenden dokumentiert.
Redebeitrag von Eldad Beck, Deutschlandkorrespondent für Yedioth
Ahronoth: Die
Berichterstattung vieler Medien in Deutschland über Israel, über den
Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis und über den
allgemeinen Konflikt zwischen der arabischen Welt und Israel leidet
oft unter Einseitigkeit, tendenziöser Analyse der Lage in dieser
Region, subjektiven Vorurteilen, Vereinfachung der komplexen
Realität und einer fehlenden historischen Vision der Taten.
Oft scheint es, als versuchten
große Teile der Deutschen Presse, nicht über die Lage in dieser
Region der Welt zu berichten, sondern in der Sache zu entscheiden –
wer hat Recht, und wer nicht. Journalisten und Redakteure sind nicht
mehr objektive Presse-Leute, sondern werden Richter: sie
beurteilen, wer schuldig ist und wer nicht, wer verantwortlich ist
und wer nicht, und das durch die Wahl ihrer Worte, ihrer Titel,
ihrer Fotos und durch die Themen, über die sie schreiben oder
berichten. Mann kann leider selten von beruflicher Objektivität
sprechen. Man engagiert sich, man zeigt sich solidarisch mit einer
Seite, man lässt oft seine Emotionen sprechen.
Als Journalist kenne ich sehr
gut die Bedingungen unter denen die Presse funktioniert und
funktionieren muss. Zwischen kommerziellem Kalkül, Zeitdruck,
politischen Überlegungen und Interessen und der Schwierigkeit
persönliche Ideen und Ethik voneinander zu trennen, müssen wir
Journalisten alle manövrieren. Besonders schwierig ist es, wenn man
persönlich Teil eines Konflikts ist – wie es für uns, israelische
und palästinensische Journalisten, ist. Aber wenn es um die deutsche
Presse geht, dann sollte es nicht zu schwer sein, objektiv und bei
den Fakten zu bleiben. Schließlich, ist Deutschland keine Partei des
Konflikts, und sollte nicht versuchen eine Partei zu werden. Das,
glaube ich, vergessen viele deutsche Journalisten, wenn sie über
Israel berichten und schreiben.
WIE das passiert, werde ich
versuchen Ihnen mit konkreten Beispielen zu zeigen. Warum es so ist,
wäre eine andere wichtige Frage.
Angesicht der Proportionen, in
denen man in Deutschland über Israel und den Nahost-Konflikt
berichtet, sehe ich die Notwendigkeit einer kritischen Analyse der
Nahost-Berichterstattung in diesem Land. Die deutsche Presse – wie
jede andere Presse – hat eine besondere Verantwortung: sie bildet
und formiert die öffentliche Meinung. Gerade deswegen sollte die
Presse sich sehr vorsichtig mit einem heiklen und komplexen Thema
beschäftigen, wie die Lage im Nahen-Osten. Das ist aber heute
meistens leider nicht der Fall. Die Berichterstattung großer Teile
der deutschen Medien ist oft bewusst oder unbewusst einseitig,
tendenziös, unfair und nicht genug informativ.
Im Vergleich mit anderen
Konflikten in der Welt wird über den Konflikt zwischen Israelis und
Palästinensern unverhältnismäßig überberichtet. So, zum Beispiel,
hat die deutsche Presse in den letzten Wochen "Den fast vergessen
Krieg" im Kongo ("Stern") entdeckt. In den letzten 4 Jahren starben
dort fast 5 Millionen Menschen. Wie kann man so etwas fast
vergessen? Und wie oft hat man in diesem Zeitraum über unseren
Konflikt berichtet – in dessen Folge seit 2,5 Jahren etwa 3,500
Menschen starben?
Jeder Tote, jedes Opfer sind ein Toter und ein Opfer zu viel. Aber
wo liegen die Proportionen? Man verwandelt einen lokalen, nationalen
Konflikt in eine Globale Bedrohung. Warum?
Und dann kommt die systematische
Dämonisierung des Bildes Israels. Um nicht zu negativ zu wirken,
teilen viele deutsche Medien Israel so ein: Es gibt das Böse Israel,
aber auch das Gute Israel.
Wer sind die Bösen Israelis? Die
Rechten, die Likud-Anhänger, die streng Religiösen, die Soldaten und
natürlich auch die Siedler. Diese Israelis werden gezeigt als das
absolute Böse – aggressiv, kampfsüchtig, radikal, ohne irgendwelchen
Versuch, die politische Überzeugungen dieser Leute zu verstehen und
den Lesern zu erklären. Diese Überzeugungen werden plakativ als
falsch interpretiert und die Anhänger dieser Überzeugungen werden
gezeigt als Hindernis für den Frieden in der Region, wenn nicht in
der ganzen Welt.
Wer sind die guten Israelis? Die
sind die Linken, die Arbeitspartei-Anhänger, Soldaten die ihren
Militärdienst verweigern, ein paar Linksradikale, die immer wieder
zwischen dem heutigen Israel und Nazi-Deutschland vergleichen.
Die Tatsache, dass die "Guten"
heute nur eine reduzierte Minderheit sind, beweist für viele, dass
das alte, gute, linke Israel nicht mehr existiert, und dass die
Israelis plötzlich zu einer faschistoiden kriegstreibenden Nation
geworden sind. Das ist ein Bild, das der Realität natürlich nicht
entspricht, aber das von vielen deutschen Medien verbreitet wird.
Das ist das Böse Israel:

Das ist das Gute:

Das ist das Dumme Israel:

Sharon hat keine richtige Vision, denn sein Fernglas ist zu.
Das ist das Kluge Israel:
Mizna hat offensichtlich keine Sichtprobleme.
Und damit alle verstehen wie
kurzsichtig Sharon ist, schreibt die Zeitung am selben Tag: "Sharon
PROFITIERT vom Terror und stärkt die Hardliner". Auswahl der Worte:
"PROFITIERT VOM TERROR".
Die Israelische Realität wird
dann so einfach dargestellt: es gibt pro Frieden Israelis und
Frieden-feindliche Israelis. Die Komplexität des Konflikts erscheint
dadurch verschwommen. Und dadurch, dass die Israelis in ihrer großen
Mehrheit "anti friedlich" sind und eine "Frieden-feindliche
Regierung" haben, kommt es zu einer vereinfachten Vorstellung des
Konflikts mit den Palästinensern, als gäbe es einerseits "die immer
beschuldigten Täter" – Israel, und anderseits "die Opfer" - die
Palästinenser. Dieses falsche Bild wird geschafften durch die
Tatsache, dass man nicht mehr zwischen Ursache und Ergebnissen
unterscheidet, dass man gezielte palästinensische Terrorakte gegen
Zivilisten und gezielte israelische militärische Operationen gegen
Terroristen als Gewalt und Gegengewalt präsentiert, dass man über
anonyme israelische Terroropfer oft berichtet als wären sie legitime
Ziele des sogenannten palästinensischen nationalen Kampfes.
Nehmen wir, zum Beispiel, die
Entwicklungen der letzten Tage im Nahen-Osten: wie haben die Medien
in Deutschland über die neue Gewaltwelle der letzten Tagen
berichtet.
Zur Erinnerung: nach dem
Akaba-Gipfel-Treffen zwischen Bush, Sharon und Abu-Mazen, ein Gipfel
der ein neuer Anfang für den Friedensprozess sein sollte, hat
Abu-Mazen erklärt dass alle terroristischen Aktionen gestoppt werden
müssen – durch Verhandlungen und nicht mit Gewalt. Hamas, Jihad und
die Al-Akza Brigaden haben solche Verhandlungen sofort abgelehnt.
Kaum 24 Stunden nach dem Gipfel wurde ein israelisches Liebespaar –
sie 17, er 27 Jahre alt – von Palästinensern in einem Wald neben
Jerusalem kaltblütig mit Äxten erschlagen. Die deutsche Presse
berichtet darüber nicht.
Am Tag danach wurden Israelische
Soldaten das erste Mal Ziel einer koordinierten Attacke von allen
drei obengenannten palästinensischen radikalen Organisationen. 4
Soldaten starben dabei. Der Sprecher der Hamas, Abdel-Aziz Rantissi
erklärte, dass der bewaffnete Kampf gegen die Zionisten nicht
aufhören wird. Die Hamas-Führung lehnte den "Fahrplan" total ab, wie
auch die Verhandlungen über eine Feuerpause.
Angesichts dieser Taten und Drohungen, reagierte Israel mit einem
Versuch Rantissi zu töten. Rantissi überlebte, 3 Palästinenser
starben, 30 wurden verletzt, und Rantissi bedroht wieder: "alle
Israelis sind ab jetzt Ziele".
Wie hat man in Deutschland
darüber berichtet?
Im ZDF Abendjournal sagt die Moderatorin: "Es ist ein schwerer
Rückschlag für den gerade wieder im Gang gekommenen
Nahost-Friedensprozess". Rantissi, sagt sie, überlebte den Angriff,
aber "eine Passantin und ihre 8-jährige Tochter starben". Im einem
Bericht wird Rantissi vom Krankenhausbett aus interviewt, und
er sagt: "Das ist ein Krieg, den Die Israelis gegen uns führen. Sie
wollen uns fertig machen". "Dieser Mordversuch torpediert alle
Friedensbemühungen", berichtet der Korrespondent vor Ort, ohne zu
erklären, warum Israel Rantissi töten wollte. Rantissi, ein
Radikaler unter Radikalen, wird gezeigt als Opfer der gewalttätigen
Anti-Friedenspolitik der Israelischen Regierung.
Dagegen kann die ARD berichten,
dass "Israel (die Tat) damit gerechtfertigt hat, dass (Rantissi) für
den Angriff auf die 4 Soldaten" verantwortlich war, die bei dem
Überfall vor ein paar Tagen ermordet wurden.
Im ZDF-Nachtjournal am selben
Tag sagt der Moderator: "Abdel-Aziz Rantissi ist kein Mann des
Friedens, JEDENFALLS nicht des Friedens den sich der Amerikanische
Präsident, der israelische und sein eigener - der palästinensische
Premier - vorstellen". (Welche andere Idee des Friedens Rantissi
hat, erklärt uns der Moderator aber nicht). Der moderiert weiter:
"vor 10 Tagen hat Rantissi in einem Interview mit uns erklärt,
seine Organisation - die Hamas - werde den Friedensfahrplan
bekämpfen. Heute sollte Rantissi sterben. Der israelische Helikopter
schoss ein paar Sekunden zu spät. Der Mann der Hamas entkam. An
seiner Stelle starben eine unschuldige Passantin und ihre kleine
Tochter. Und wenn es so weiter geht, stirbt auch der gerade
begonnene neue Friedensprozess".
Wie berichten die Zeitungen über
die Entwicklungen? Die Süddeutsche Zeitung titelt am Tag nach der
misslungenen militärischen Aktion auf ihrer ersten Seite; "Angriffe
Israels bedrohen Friedensplan". Die TAZ veröffentlicht ein Bild von
einem israelischen Mädchen, dessen Familie in den Gebieten lebt. Das
Mädchen hat einen Stein in den Händen, denn es wollte eine Mauer
bauen, um israelische Soldaten daran zu hindern, illegale
Außenposten zu räumen. DIESES Mädchen hat den Stein auf niemanden
geworfen, im Gegensatz zu anderen Kindern in der Region. Trotzdem
lautet die schriftliche Beschreibung dieses Bildes: "Gewalt von
Kindesbeinen an: jüdische Siedlerin in Ofra". Dasselbe Bild
erscheint in "Der Welt" neben einen Bericht über die "Jungen
radikalen Siedler".

Ich werde zu diesem Bild später
zurückkommen, um zu zeigen, wie man das Thema "Kinder" in der Presse
manipuliert. Zunächst aber zurück zur Aktualität: die FAZ schreibt
am selben Tag über Rantissi: "Der gelernte Arzt ist Mitglied der
politischen Führung der Organisation und hatte mit den versteckt
operierenden Terrorzellen nichts zu tun". Diese Entschuldigung
widerspricht allen öffentlichen und bekannten Informationen über
Rantissi, der in verschiedenen Interviews selbst dazu aufgerufen
hat, Israel zu zerstören. Aber für die FAZ ist Rantissi
unschuldig.
Am Tag danach verübt die Hamas
ein Selbstmordattentat in einem Bus in Jerusalem – 17 Menschen
sterben, fast alle Zivilsten. Mehr als Hundert werden verletzt -
Passanten und Passagiere. Ist DAS laut deutschen Medien AUCH eine
Bedrohung für den Friedensprozess? Das ZDF erklärt im Abendjournal:
"Es begann Gestern, obwohl es immer so schwierig zu sagen ist, wenn
Gewalt und Vergeltung so schnell auf einander folgen, aber es war
ein neuer Schritt der Eskalation als gestern Abdel-Aziz Rantissi von
den Israelis mit einem Helikopter angegriffen wurde. Ein Mann, den
die Israelis seit Monaten jeden Tag hätten erschießen können, wurde
ausgerechnet gestern quasi hingerichtet".
Israel ist schuldig.
Und was schreibt die
"Süddeutsche Zeitung"? "Gewalt im Nahen Osten eskaliert – einen Tag
nach dem israelischen Mordanschlag auf einen Hamas-Führer ist die
Gewalt in Nahem Osten eskaliert". Wer ist dann jetzt für die Gewalt
verantwortlich?
Und wer sind die israelischen
Opfer? Hier ist eine Liste, die man in der Deutschen Presse nicht
finden kann: Elza Kohen, 70 j. a, Holocaustüberlebende; Mirjam Levi,
74 j. a., Martin Tita, 73 j. a. Alexander Kazaris 77 j. a., Malka
Sultan 67 j. a. usw., usw. In der deutschen Presse spricht man nur
von einer Zahl anonymer Opfer – 16, danach 17 - ohne jedes Detail.
Wenn es um Israelische Opfer geht, sind die meistens nur Zahlen, mit
denen man sich nicht identifizieren kann. Man sieht auch im
Fernsehen oder in den Zeitungen kein Bild von gestorbenen oder
verletzen. Viele davon sind Kinder. Aber am Tag danach - als Israel
mit einem Angriff auf 2 andere Hamas-Führer reagiert, und auch
Passanten dabei getroffen werden, zeigt man alle möglichen Details
und Bilder. Und das ZDF kommentiert im Heute-Journal so: "Es muss in
Israel Verantwortliche geben, die diese Nachricht für einen Erfolg
halten: Israelische Kampfhubschrauber feuerten heute 6 Raketen auf
das Auto eines führenden Hamas-Mitglieds ab. Der Mann, seine Frau
und seine 3-jährige Tochter wurden getötet. Mehr als 40 Menschen
wurden verletzt". Über welchen Erfolg sollten sich Verantwortliche
in Israel freuen? Über den Tod der 3-jährigen? Das lässt sich
offensichtlich interpretieren.
SAT1 berichtet am selben Abend:
"Nach dem palästinensischen Selbstmordanschlag auf einen Bus in
Jerusalem hat Israel BLUTIGE Vergeltung geübt. Bei einem
Raketenangriff auf Gaza starben 7 Palästinenser, darunter ein
3-jähriges Kind".
Nur auf RTL hört man: "Der
SELBSTMORDANSCHLAG gestern Abend auf einem Bus in Jerusalem mit 16
Toten und über 100 Verletzten hat den Friedensprozess im Nahen-Osten
zum Stillstand gebracht".
In der Meinungsformierung sind
Bilder oft wichtiger als Worte. Wie kann man durch Bilder einen
falschen Eindruck erwecken? Zum Beispiel, wenn Fotos und Texte
inhaltlich nicht wirklich zueinander passen.
So berichtet die "Berliner
Morgenpost": "Israel bereitet Rückzug vor". Eine positive
Entwicklung, nicht? Aber, welches Bild erscheint neben den Bericht?

"Ein israelischer Soldat zielt an einem Checkpoint in der West Bank
auf einen sich nähernden Mann".
"Die Welt" berichtet: "EU-Gelder
für Arafat stehen in der Kritik, ein U-Ausschuss soll klären, ob die
EU mit ihren monatlichen Zahlungen in Höhe von 10 Millionen Euro an
Arafats Palästinenser-Behörde indirekt palästinensischen Terror
gegen Israel unterstützt". Welches Bild findet man über dem Bericht?
Vielleicht ein Bild von Israelischen Opfern Palästinensischen
Terrorismus? Nein, von "Aufgebrachten Palästinensern nach dem Tod
eines Dschihad-AKTIVISTEN". "Aktivist" und nicht "Terrorist".

Am 13.1.03 berichtet die FAZ:
"Hamas setzt Raketen ein". Seit Monaten wurden mehr als 60
Kassam-Raketen über israelische Dörfer und Städte neben dem
Gaza-Streifen abgeschossen. Menschen werden verletzt, Häuser werden
zerstört. In Deutschland schreibt man kaum darüber. Zeigt uns die
FAZ ein Bild von einem zerstörten israelischen Haus? Nein, dafür
aber ein Bild von spielenden Palästinensischen Kindern zwischen
Ruinen eines Hauses im Gaza-Streifen nach einer " israelischen
Militäraktion". Es gibt Leid, und es gibt Leid.

Am 7.1.03, zwei Tage nach einem
doppelten Selbstmordanschlag in Tel-Aviv, der 22 Menschen aus dem
Leben gerissen hat, berichtet die Süddeutsche Zeitung: "Israel
verbietet Palästinensern politische Gespräche". Zwei Bilder
begleiten den Bericht: das kleine zeigt 2 Israelis, im Schock, nach
dem Anschlag; das Grosse zeigt Gretta Duisenberg, Frau des Chefs der
Europäischen Zentralbank, die zu Yassir Arafat gereist war – Gott
weiß warum.

Auf dem Bild inspiziert sie ein
Haus im Gaza-Streifen, das von der israelischen Armee zerstört
wurde. Die Anschläge waren in Tel-Aviv, nicht in Gaza. Egal. Die
Süddeutsche berichtet am selben Tag NICHT darüber, dass die verehrte
Frau Duisenberg während ihres Besuchs gesagt hat: "Mit Ausnahme des
Holocaust ist die Besetzung der palästinensischen Gebiete schlimmer
als die Besatzung der Niederlande durch die Nazis", und "Die
Israelis würden die Häuser der Familien von Selbstmordattentätern in
die Luft sprengen, und dass hätten nicht einmal die Nazis in den
Niederlanden getan."
Die Macht der Bilder kann sehr
groß sein: Erinnern Sie sich Bitte, an die Junge radikale Siedlerin
mit dem Stein:

...und denken Sie an dieses
Bild:

Hier geht es nicht um Gewalt von
Kindesbeinen an, sondern um brave "junge Palästinenser, die mit
selbst gebauten Katapulten israelische Panzer in Beit Hanun
beschießen".
Bilder von palästinensischen
Kindern werden ständig gebracht, um das Leid der palästinensischen
Bevölkerung zu demonstrieren und die Brutalität des Konflikts zu
zeigen. Als gäbe es keine israelischen Kinder, die leiden, die
sterben, die ihre Eltern durch den Konflikt verlieren.

Die Berichte über die Wahlen in
Israel vom Januar 2003 waren fast ausnahmslos mit Fotos von
orthodoxen Juden bebildert.


So wird eine automatische
Verbindung zwischen Israel und den orthodoxen Juden hergestellt, was
die Realität überhaupt nicht reflektiert. Und wenn wirklich fast
alle Zeitungen, egal wie sie zu Israel stehen, eine solche
Verbindung herstellen, dann gibt es ein Problem. Ohne Klischees geht
es offenbar nicht. Ich sage nicht, dass die Orthodoxen in Israel
nicht existieren, aber sie sind nur EIN Element der israelischen
Gesellschaft. Und so zu tun, als bestünde Israel nur aus Orthodoxen,
bedeutet nicht nur den Versuch, Israel politisch zu bewerten,
sondern auch die Gefahr, es "rassisch" zu definieren.
Das letzte Bild, das auch mit
Orthodoxen Juden zu tun hat, kommt allerdings aus den USA. Am 4.
Juni berichtet der "Tagesspiegel" über die Vorbereitungen des
amerikanischen Präsidenten Bush auf den Akaba-Gipfel mit Sharon und
Abu-Mazen. Neben dem Bericht wird Bush gezeigt, umzingelt von
Orthodoxen Rabbinern. Das Bild wurde ein Jahr vorher aufgenommen.
Warum hat man es jetzt aus dem Archiv geholt?

Wenn man bedenkt, dass viele in
Deutschland und Europa heute glauben, dass Bush und seine
Administration von der jüdischen Lobby in Amerika manipuliert werden
- um den Irak zu besetzen, zum Beispiel – frage ich mich mit aller
Ernsthaftigkeit, warum man GERADE dieses Bild ausgewählt hat.
Meine Damen und Herren, ich habe
versucht Ihnen die Problematik zu zeigen, die ich in der
Berichterstattung in Deutschland über Israel sehe. Sicher, meine ich
nicht, dass die gesamte deutsche Presse Israel-feindlich ist. Aber
die Behauptung, dass die deutsche Presse Israel-freundlich ist oder
nicht Israel-kritisch sein darf, ist falsch. Ganz im Gegenteil:
Große Teile der deutschen Presse berichten über Israel bewusst
negativ.
WARUM? Diese Frage möchte ich erst mal im Raum stehen lassen."
Weitere Redebeiträge:
Eröffnung von Klaus
Faber
Sacha Stawski
Ulrich Sahm
Zusammenfassung
von Klaus Faber
Honestly Concerned im Internet
hagalil.com
30-07-2003 |