Demokratie statt Waffen:
Türkisch-israelische Allianz
"Statt der Türkei Waffen zu geben,
sollte Israel Demokratie transferieren. Ich glaube, nur so kann
Israel sein Wasserproblem lösen. Wenn die Region demokratisiert ist,
wird eine Pipeline von Tigris, Euphrat und Manavgat das
Friedenswasser problemlos nach Israel bringen".
Von Haydar Isik, Schriftsteller
Am 9. Januar hat
Thorsten Schmitz in der Süddeutschen Zeitung von der
türkisch-israelischen Allianz berichtet. Danach haben Israels
Premierminister Ariel Scharon und der türkische Energieminister Zeki
Cakan in Jerusalem das Abkommen "Wasser gegen Waffen"
unterschrieben. Die Türkei liefert Wasser aus dem Manavgat Fluss und
bekommt dafür militärische Ausrüstung.
Natürlich ist es Israels gutes Recht, mit jedem
beliebigen Land Geschäfte zu machen, trotzdem möchte ich hier einige
Gedanken anführen, denn diese Art Wasser nach Israel zu importieren,
schaut so aus als wolle man eine Wassermühle mit Kübeln in Betrieb
zu bringen.
Der Artikel berichtet, die Türkei sei "eines der
wenigen Länder, das nie Antisemitismus gekannt" habe. Nun, das
Gedächtnis der Menschen ist kurz und kann deshalb Fehler begehen.
Aus den in Istanbul hochgehenden Bomben hat man keine Folgerungen
gezogen. Die von dieser türkischen Regierung des politischen Islams
begünstigten Terroristen werden niemals Ruhe geben, weil sie in den
Moscheen stets mit Hass gegen Andersgläubige, besonders gegen Juden
in den Moscheen indoktriniert werden. Als Folge dieser
Indoktrinierung findet man leicht Terroristen, die so hasserfüllt
sind, um gegen jüdische oder christliche, ja sogar gegen
"ketzerische Kurden" Attentate wie jene in den Istanbuler Synagogen
durchzuführen. In den letzten 20 Jahren haben die von der Türkei
geduldeten so genannten Hisbollahs und ihre Anhänger Tausende Kurden
ermordet, da sie sie als "gottlose Kreaturen" ansahen. Die
türkischen, angeblich laizistischen, Generäle haben aus Flugzeugen
und Hubschraubern Suren aus dem Koran über Kurdistan "regnen"
lassen, die den Krieg gegen die Kurden rechtfertigen sollten.
In derselben Woch, in der das Abkommen in Jerusalem
unterschrieben wurde, kam auch Syriens Staatspräsident Assad nach
Ankara und auch diese beiden Staaten haben eine strategische Allianz
gegründet. Die strategische Zusammenarbeit zwischen Syrien und der
Türkei basiert in erster Linie auf der gemeinsamen Feindschaft gegen
die Kurden, aber sicherlich wird diese Allianz über Israel auch
nicht gut denken.
Ich denke und plädiere, dass Israel die ganze Region
betrachten, und nicht nur seine Rechnungen mit der Türkei begleichen
soll. Es wäre wünschenswert, wenn der Staat Israel seine Politik für
die gesamte Region überdenkt und sich verstärkt um die für
Stabilität und Wachstum notwendige Demokratie und die allgemeine
Achtung der Menschenrechte einsetzt. Schließlich würde eine
Demokratisierung der Region Israel enorm zu gute kommen.
Wer die Türkei und Israel im gleichem Atemzug als
Demokratien beschreibt, macht einen Fehler. Zwar gibt es durchaus
Wahlen in der Türkei, die man nicht sehr tadeln kann, gleichzeitig
hindert dieser Staat aber 20 Millionen seiner Bürger daran, ihre
kurdische Muttersprache schreiben und lesen zu lernen. Amnesty
International bestätigt der Türkei alljährlich, ein Folterstaat zu
sein.
Ist die Demokratie in Israel mit einem fest verwurzelten Baumstamm
zu vergleichen, so steht die türkische Demokratie eher wie ein
Grashalm daneben. In Israel gibt es demokratische Strukturen, auf
die die Menschen in der Türkei mit der Sehnsucht warten.
Ich gebe ein Beispiel: Neulich haben mehrere israelische Offiziere
und Soldaten den Dienst in den besetzten Gebieten verweigert. Ihnen
droht nun ein Disziplinarverfahren. In der Türkei hat sich noch kein
Soldat oder Offizier solche Freiheiten herausgenommen. Falls jemand
dies tun würde, würde er wie Tausende Kurden einfach "verschwinden",
oder er würde gefoltert und eingekerkert.
Wir alle kennen die eindrucksvollen Demonstrationen Hunderttausender
in Israel - für Frieden und Demokratie - Arm in Arm mit Arabern und
Palästinensern. In der Türkei wäre derartiges undenkbar. Wo werden
in der Türkei Demokratie und Menschenrechte wie in Israel beachtet?
Deshalb denke ich, dass Herr Schmitz sich mit
diesen Ausführungen unqualifiziert verhalten und auf arrogante Weise
die Dinge vermischt hat.
Auch wer meint, Parallelen zu entdecken in der Bekämpfung des
Terrorismus, dem beide Staaten "höchste Priorität zuschreiben", irrt
gewaltig.
Die legitime Forderung der Kurden nach ihren Grundrechten, wurde von
der Türkei militärisch brutal unterdrückt. Im Laufe dieser - auch
militärischen Auseinandersetzung - gab es einen - bedauerlichen -
kurdischen Anschlag gegen zivile Ziele. Von diesem terroristischen
Akt hat sich die kurdische Vertretung aber sofort distanziert, um
Menschenleben nicht in Gefahr zu bringen. Israel dagegen wird mit
terroristischen Anschlägen gegen zivile Ziele fast täglich
konfrontiert. Diese Anschläge sind, wie die Bombenattentäter von den
Synagogen in Istanbul, vom politischen Islam motiviert und
aufgeputscht. Es sind jene Killerhorden die gegen die Kurden
vorgingen.
Man sagt: "Wenn jemand vierzig Jahre falsch ist, wird er nicht auf
einmal aufrichtig". Die Türkei spinnt ein Netz mit Syrien und Iran,
die Achse der Gewalt soll die demokratischen Bestrebungen der Kurden
weiterhin brutal unterdrücken. So lange diese Feindschaft der Türkei
und anderer Staaten - Iran und Syrien - gegen die Kurden
fortbesteht, wird weder die Region noch die Türkei stabil.
Statt der Türkei Waffen zu geben, sollte Israel Demokratie
transferieren. Ich glaube, nur so kann Israel sein Wasserproblem
lösen. Wenn die Region demokratisiert ist, wird eine Pipeline von
Tigris, Euphrat und Manavgat das Friedenswasser problemlos nach
Israel bringen.
Wasser für Kanonen:
Die Türkei
bezahlt Israels Waffenlieferungen mit Naturalien
Im Stillen haben Israels Premier Ariel Scharon und
der türkische Energieminister Zeki Cakan zu Beginn der Woche in
Jerusalem einen Vertrag mit weit reichenden Folgen für die
nahöstliche Region geschlossen...
Identitätsmosaik:
Drei
Strassen in Jerusalem
1992 verließ ich für eine Weile die weinende Sowjet
Union, die sich im Zustand des chaotischen Umbruchs befand, und
stand in der Moscheh-Barasani-Strasse in Jerusalem...
hagalil.com
11-01-2004 |