A.Lieberman
NU / Min. öffentl. Sicherheit
B.Elon
NU / Min. Tourismus |
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Liebermann sagt hingegen, er habe
weitaus tiefere Gründe: Die Nationale Union könne sich nicht mit den
Verzichten abfinden, denen Sharon zugestimmt hat. Weder mit dem
Verzicht auf die sieben Tage Ruhe, noch mit seiner Bereitschaft,
sofort über die Umsetzung des Tenet-Reports zu beraten.
Ich neige dazu, die Erklärung
Liebermanns zu akzeptieren. Der Hauptgrund für den Rücktritt ist die
Angst der Partei, ihre Glaubwürdigkeit bei den Wählern zu verlieren,
die sich aus Siedlern und russischen Einwanderern zusammensetzen.
Aber warum haben sie es so eilig?
Es ist doch noch gar nichts passiert. Zinni hat noch keinen
Vorschlag für einen Waffenstillstand ausgearbeitet. Arafat ist noch
nicht aufgefordert worden, darauf zur reagieren. Im Tenet-Report
gibt es noch andere Paragraphen, die vor einer Wiederaufnahme der
Gespräche mit den Palästinensern umgesetzt werden müssen (wie z.B.
die Einsammlung der Waffen der Terrororganisationen). Die Gespräche
über die Gründung eines winzigen Palästinenserstaats als Teil des
Interimabkommens, ganz zu schweigen von einem Abzug aus den Gebieten
und einer Teilung Jerusalems, liegen noch in weiter Ferne.
Sie könnten noch viel von dem
alten Fuchs Peres lernen. Wie viele Enttäuschungen mußte er im
Verlauf seiner politischen Karriere schon einstecken? In der Politik
wird einem nichts geschenkt. Man muss kämpfen.
Jetzt, so sagt Liebermann, sind
sie draußen. Der Countdown für den Domino-Effekt hat begonnen. Ein
Rücktritt bringt den nächsten. Nathan Sharansky kann nicht mehr
lange in der Regierung bleiben. Danach Shass. Dazwischen Usi Landau
und wahrscheinlich auch Limor Livnat. Die Nationale Union hat den
ersten Riss hergestellt. Die Mauer der Rechten bricht auseinander,
Stein nach Stein. Diesen Film haben wir schon gesehen, bei Shamir,
bei Netanjahu und bei Barak.
Aber auch diese „Ausscheider“
werden enttäuscht werden. Die Parade der rechten „Ausscheider“
beinhaltet berühmte Namen wie Geula Cohen, Mosche Schamir, Mosche
Levinger. Und wo sind sie heute? Die Nationale Union hofft, dass
Netanjahu radikale Haltungen übernehmen wird. Aber Netanjahu wird
vor einem Riss im Volk und Isolation in der Welt zurückschrecken. Er
will nicht, und er kann nicht. Kurz nach seiner Rückkehr ins Amt des
MP, und nach dem Verlust kostbarer Zeit bei den Bemühungen, eine
radikale rechte Linie zu gestalten, wird er unfreiwillig und aus dem
Gefühl der Verantwortung heraus zu den Wye- und Hebron Verträgen und
allem, was diesen folgte, zurückkehren.
Liebermann und Alon eröffneten
diese Woche die Kampagne zum Sturz Sharons. Es kann sein, dass sie
kurz sein wird. Auch ihre Ernüchterung, die schmerzlich sein könnte.
Das ist das Schicksal derer, die nicht einmal zu kleinsten
Kompromissen bereit sind. |