Gegen
islamistische Vereinfachungen
Von Fritz W. Peter, März 2004
Von einer
Anzahl politischer Kommentatoren in der arabischen Welt wird das
gängige islamistische Deutungsmuster mit seinen stereotypen
Schuldzuweisungen n i c h t übernommen. Gegen
islamistische Vereinfachungen stellen sich mit ihren Beiträgen z.
Bsp. folgende Kommentatoren [zitiert nach Thomas L. Friedman,
"Look Who's Talking", in: New York Times, 19.2.04;
David Ignatius,
"Real Arab Reform", in: Washington Post, 12.3.04;
Jackson Diehl, "Listen to the Arab Reformers", in:
Washington Post, 29.3.04; weitere Zitatbeispiele sind den
Beiträgen der angesehenen Kairoer Al-Ahram Weekly entnommen]:
Osama
al-Ghazali Harb, ein namhaftes Mitglied des ägyptischen
halb-amtlichen Al Ahram Zentrums für strategische Studien, der
wichtigsten Denkschmiede im Lande, nahm in einem Beitrag in der
führenden ägyptischen politischen Vierteljahresschrift Al Sijassa
Al Daulija Stellung gegen Vorwürfe arabischer Kommentatoren,
dass die Art und Weise der Festnahme Saddams eine gezielte
Demütigung der Araber gewesen sein soll: "Worüber wir als Araber
uns in Wahrheit gedemütigt fühlen sollten, das sind die
vorherrschenden politischen und sozialen Verhältnisse in der
arabischen Welt – besonders im Irak – , die es einem wie Saddam
Hussein möglich machten, an die Macht zu kommen. Wir sollten uns
gedemütigt fühlen, dass Saddam eigenmächtig eine Reihe
katastrophaler politischer Programme einbringen konnte, die den
Irak, obwohl reich an natürlichen, menschlichen und finanziellen
Ressourcen, zum ärmsten, verschuldetsten Land in der arabischen Welt
machten, nicht einmal gerechnet die hunderttausenden Getöteten und
Vertriebenen. Wir sollten uns gedemütigt fühlen, dass einige unserer
Intellektuellen, die eigentlich das nationale Gewissen vertreten und
Freiheit und Würde verteidigen sollten, nicht nur mit Saddam in
Kontakt getreten sind, sondern ihn auch unterstützt haben ... Die
Araber hätten es sein müssen, die Saddam zur Strecke bringen, zur
Verteidigung ihrer eigenen Würde und ihrer wahren Interessen."
[s. Friedman]
Abd al-Hamid
al-Ansari, ein früherer Dekan der Juristischen Fakultät der Quatar
Universität, ging in der in London viel gelesenen,
arabischsprachigen Tageszeitung Al Scharq Al Awsat auf die
Frage ein, ob es für die Welt von Vorteil war, dass Saddams gestürzt
wurde. Er argumentiert, dass jene, die sagen, die Welt stehe
schlechter da, nur eine Hälfte des Bildes sehen: "Stellen wir uns
die Welt vor, wenn Amerika der französischen und deutschen Logik
gefolgt wäre, die besagt: Gib den Mördern auf serbischer und
arabischer Seite eine Chance für eine diplomatische Lösung. Wären
Bosnien, Kuwait und der Irak befreit? Lasst uns die Situation der
Araber und besonders der Iraker beschreiben, wenn Amerika dem
europäischen Rat aufgesessen wäre, der zum Inhalt hatte: Demokratie
passt nicht zu den Vorstellungen der Araber, ihre Kultur steht dazu
im Gegensatz ... Seht jetzt, wie viele Länder sich in Richtung
Demokratie wenden. Sogar Afghanistan hat eine Verfassung. Im Irak
ist sie in Arbeit, während die Machtübergabe bevorsteht, und Lybien
hat sich verändert." [ebd.]
Saudi Arabiens
führende englischsprachige Zeitung, Arab News, verurteilte in
einem Leitartikel den Mord an irakischen Polizeirekruten durch Al
Qaida Sympathisanten und "Baathist thugs" ( = Mörder,
Banditen). Die saudische Zeitung fragt danach, was diese Terroristen
fürchten, und setzt hinzu: "Die Iraker sind erpicht darauf,
wieder die Kontrolle über ihr Land zu übernehmen, und viele sind
sich der entstandenen Chance äußerst bewusst, eine neue und faire
Gesellschaft aufzubauen. Es wird wieder Stolz empfunden, Iraker zu
sein. Genau dieses Gefühl wieder hergestellter Ehre und eines
wachsenden Vertrauens bei den Irakern ist das Ziel der Terroristen."
[ebd.]
Ergänzend
einige Zitatbeispiele für analytisch-kritische Haltungen von
Persönlichkeiten, deren Stellung im Prozess der öffentlichen
Meinungsbildung Einflussnahme garantiert:
Ibrahim Nafie, Verlagschef als auch ständiger Leitartikler der
Kairoer Al-Ahram (ältester und vielleicht namhaftester
Zeitungsverlag im arabisch-sprachigen Raum), gebraucht deutliche
Worte gegenüber dem Entwicklungs-Phlegma seines Landes und legt
dabei den Finger in die Wunde, wenn er schreibt: "Die arabische
Welt hat sich enorm verändert und wir in Ägypten müssen diese
Veränderung zur Kenntnis nehmen und in Politiken einbeziehen, die
von einer gesunden Einschätzung der Fakten herrühren statt von
hohlen Redensarten, die keiner mehr abkauft. Wenn Offizielle und
Intellektuelle in den [z.T.
dynamisch wachsenden] Golfstaaten erklären, dass ihre Länder eher
den eigenen Fortschritt als den der ganzen Region fokussieren
sollten [also "Greifbares" statt Rhetorik fordern], so sollten wir
das als Aufforderung verstehen, konkrete Grundlagen für die ...
inner-arabische Zusammenarbeit zu schaffen. Durch einen
entschiedenen Aufbau von unten, ähnlich dem Prozess, den die
Europäer nach dem Zweiten Weltkrieg in Gang setzten und der dann zur
EU führte, können auch die Araber neuartige, Modell bildende
Gestaltungsformen regionaler Integration entwickeln. Sachbezogen und
realistisch – dies sollten die Arbeitsbegriffe Ägyptens bei der
Formulierung eines Neuansatzes zur inner-arabischen Kooperation
sein. Wenn wir diese Prinzipien in Kraft setzen, werden wir bereits
eine große Wegstrecke in Richtung auf den Prozess qualitativer,
nachhaltiger Transformation zurückgelegt haben. (...) Die Frage ist,
ob wir in Ägypten bereit sind, das Notwendige zu tun, um der Aufgabe
gerecht zu werden." Der Ansatz zu nüchterner,
selbstkritischer Lagebeurteilung ist in diesem Appell an die
eigene nationale Adresse zweifellos angelegt. In seinem Beitrag
macht Nafie seine Empfehlung auch deutlich, indem er einen
Gesprächspartner aus den Golfstaaten wie folgt zitiert: "Eine
Person nannte als ein Beispiel, dass bei allem Respekt für die
brüderlichen Bande zu Staaten wie Djibuti und Somalia sein Land doch
weit mehr gemeinsame Interessen mit Australien habe." [Al-Ahram
Weekly, "More than talk", 12.3.04, unter
http://weekly.ahram.org.eg]
Nader Fergany,
Leiter einer Forschungseinrichtung (Almishkat Centre for Research)
und verantwortlicher Autor des "Arab Human Development Report",
benennt als schwerwiegendste Defizite arabischer Regime: "Erstens
eine Legislative, die weder den Schutz von Menschenrechten im Innern
noch nationale Rechte im Außenverhältnis sicherstellt. Zweitens eine
Exekutive, die nicht nur korrupt und unfähig ist, sondern alle
Institutionen nieder hält, die für gute Regierungsarbeit
unerlässlich sind, vor allem Legislative und Judikative. (...) Die
Bürger eines Staates müssen das Recht haben, sich an dessen
Regierung zu beteiligen. Die Parlamente sollten ihre volle
Gesetzgebungsmacht übernehmen. Und eine Partnerschaft sollte sich
zwischen der Regierung, den gesellschaftlichen Organisationen und
den Institutionen des Marktes herausbilden, wobei die
Gerichtsinstanzen die Rechte aller zu sichern hätten."
Europa, ohne es zu imitieren, könne als Vorbild dienen. [Al-Ahram
Weekly,
"Learning from Europe", 29.4.04]
Scheich
Mohammed Hussein Fadlallah, geistiger Führer der Hisbollah in den
achtziger Jahren (als deren Kämpfer durch verheerende
Bombenanschläge den US-Truppenabzug aus dem Libanon bewirkten) und
einer der Führer der schiitischen Geistlichkeit im heutigen Libanon,
wird von David Ignatius als Beispielfall einer kritischer
gewordenen Haltung innerhalb der arabisch-islamischen Welt gegenüber
den korrupten Regimes der Region (und gegenüber einigen tradierten
sozialen Strukturen) zitiert. In der Begleitung von Dschamil Mroue,
Verleger des Beiruter Daily Star, hat Ignatius den Scheich mehrmals
in den letzten Jahren besuchen können. Man könne die arabische
Selbstkritik kaum deutlicher äußern, schreibt er und zitiert
Mohammed Hussein Fadlallah: "Wir haben immer betont, dass die
Regierungen in diesem Teil der Welt Macht besessen sind und deswegen
die Bürger einer strikten Kontrolle unterworfen haben." Zwei
schädliche Führungsstrukturen nennt der geistliche Führer,
einerseits "Stammesstrukturen oder dynastische Familien, die
sich benehmen, als hätten sie so einer Art göttliches Recht,
Geschäfte zu machen", und andererseits "Regierungen mit
Feigenblatt-Legitimität und Wahlergebnissen in der Art des
99,9%-Schemas". Zwar hielten sich die Regimes auch "als Teil
eines Netzwerks internationaler Interessen" an der Macht, aber
"es sei nicht fair oder zutreffend, die ganze Schuld für den
missratenen politischen Prozess dem Westen anzulasten. Es gibt in
der Tat ernste interne Gründe für diese Unterentwicklung." [s.
Ignatius, Washpost, 12.3.04]
Reform sei so
notwendig wie dringend, erklärten dieser Tage die Teilnehmer einer
Konferenz reformorientierter Gruppen in Alexandrien, die eine
tiefgreifende Veränderung der stagnierenden politischen Systeme in
der arabischen Welt und eine Stärkung demokratischer Prozesse und
Institutionen fordern. Die in den Ländern der Region geübte
Repression vereitelte zumeist bisher die Bildung solcher
reformorientierter Gruppen. Die Konferenz vom März (04) ist nur ein
weiteres Anzeichen für den wachsenden Veränderungsdruck und für den
Willen von Teilen vor allem der informierten Öffentlichkeit, endlich
eine Entwicklung der arabischen Gesellschaften in Gang zu bringen,
die gegenwärtigen und künftigen Erfordernissen Rechnung trägt. Die
derzeitige amerikanische sog. Greater Middle East Initiative (GMEI)
wird in dieser Perspektive nicht als "kontraproduktive
Einmischung" angesehen – anders als im arabischen
Establishment, wo man die Zielrichtung der Initiative mit ihrer
offenen Forderung nach Demokratisierung als "Zumutung" empfindet.
"Einige Leute verdammen die Amerikaner, andere sagen: 'Sieh es doch
mal von der anderen Seite, es sind universelle Werte.' Ausschlag
gebend ist, dass zum ersten Mal in vielen Jahren eine ernsthafte
Debatte über die arabische Welt und ihre Gesellschaften geführt
wird. (...GMEI) hält die Debatte in Gang, und das ist eine sehr
gesunde Entwicklung", zitiert J. Diehl einen jungen ägyptischen
Politologen, Mohammed Kamal. Kamal, wie auch der (weiter oben im
Text) erwähnte Osama al-Ghazali Harb, zählen zu den Mitbegründern
der Bewegung, die sich auf der Alexandrien-Konferenz eine Plattform
gab. [s. Diehl,
Washpost, 29.3.04]
[Dass auch die
reformorientierten Kräfte nicht ohne Schuldvorwürfe an die Adresse
Israels auskommen, zeigen – um ein Beispiel zu nennen
– Äußerungen (des gerade genannten) al-Ghazali Harb [s. Diehl:
"Undercutting Mideast Democracy", Washpost, 10.5.04]
Mehr Analyse,
weniger Ideologie
Die oben
zitierten Stellungnahmen sind Beispiele einer analytischen
Haltung in Teilen der arabischen Öffentlichkeit sowie Schritte im
überfälligen Prozess der Auseinandersetzung mit
-
den
realen Lebensbedingungen in einer globalisierten Welt,
-
den
gesellschaftlichen (statt ideologischen) Interessen der
arabischen Welt,
-
der
faktischen Situation in den arabischen Ländern und Regionen
–
und zwar aus
einer Perspektive des sich m i t -zuständig Fühlens für
den gegenwärtigen und künftigen Zustand der arabischen
Gesellschaften.
Dieser Prozess
(der Auseinandersetzung mit den faktischen Gegebenheiten) hat durch
die Ereignisse seit dem 11. 9. einen neuen Impuls und eine neue
Qualität bekommen. Nicht Dialoge, sondern (militärische)
Interventionen haben die Situation aufgebrochen. "Afghanistan" und
"Irak" sind die Erfahrungsgrundlage, auf der jetzt debattiert wird.
Der politische und gesellschaftliche Diskurs in Bezug auf den
Größeren Mittleren Osten liefert jedoch keine automatischen
Antworten und wirft vor allem Fragen auf. Sein Beitrag liegt in der
Begleitung und "Fermentierung" der komplexen, überbordenden
Prozesse, die jetzt in den – einer Weiterentwicklung
bedürfenden – Gesellschaften von statten gehen und oft kaum
noch beherrschbar erscheinen. Exponenten einer Politik des reinen
Dialogs haben Mühe einzuräumen, dass die entstandene Dynamik
erstmals wieder
Chancen eröffnet für die über Jahrzehnte nieder gehaltenen
Bevölkerungen, die in einen Zustand extremer Auszehrung versetzt
waren (die Aussage bezieht sich hier vor allem auf die Beispiele
Irak und Afghanistan). Bei der Mitarbeit an den jetzt gestellten
Aufgaben ist die früher eingenommene
politische Position z.T. irrelevant geworden. Wer in
Regierungsverantwortung steht,
kann sich kaum dem entstandenen Handlungszwang entziehen, (trotz
eigener Vorbehalte) in die Spur
einer Politik der Veränderungsunterstützung im
Mittleren Osten einzuschwenken (z.B. "deutsche Interessen
werden am Hindukusch verteidigt", ein Nato-Engagement im Irak wird
von Berlin und Paris mindestens hingenommen, später vielleicht auch
durch eigene Beiträge mitgetragen werden, wenn es zu einer
politischen Führungsrolle der UN oder anderen akzeptablen
Perspektivlösung kommt). Dem Druck – Zugzwang – der Ereignisse kann
sich das "alte Europa" nicht völlig entziehen. Die Politik des
"reinen Dialogs", der ein missbräuchliches Verstehen gelegentlich
sehr leicht macht – und in einer ganzen Anzahl von Fällen wohl auch
befördert hat (erforderliche Veränderungsprozesse erfolgen meist
nicht nur auf "gutes Zureden"), findet daneben allerdings leider
ebenfalls eine Fortsetzung [vgl. den Beispielfall in den Kapiteln 4
und 5 – Fallbeispiel Friedrich Ebert Stiftung / Beirut
Konferenz].
[Anmerkung zur (diplomatisch wieder "ad acta" gelegten) Formel vom
"alten Europa": Wenn US-Verteidigungsminister
Rumsfeld nicht vom "alten", sondern vom "Trittbrett fahrenden"
Europa gesprochen hätte, erkennbar daran, dass Europa
sicherheitspolitische Verantwortung und militärische Lasten auf die
USA abwälzt, aber in hohem Maß von amerikanischer Stärke und
Dominanz profitiert (seit über einem halben Jahrhundert), hätte man
ihm kaum ernsthaft widersprechen können.]
Als Beleg, dass die Kritiker/Gegner "in die Spur einer aktiven
Politik der Veränderungsunterstützung eingeschwenkt" sind: Zum
Beispiel kann hierzu aus der gemeinsamen Erklärung Schröders und
Bushs nach ihrem Treffen im Weißen Haus am 27.2.04 zitiert werden:
Formuliert wird darin "an ambitious goal, rooted in our shared
values and experience: to promote freedom, democracy, human dignity,
the rule of law, economic opportunity and security in the Greater
Middle East." (... "ein ehrgeiziges Ziel, angelegt in unseren
gemeinsamen Werten und Erfahrungen: die Förderung von Freiheit,
Demokratie, menschlicher Würde, Rechtsstaatlichkeit,
wirtschaftlicher Betätigung sowie Sicherheit im Größeren Mittleren
Osten".) Das Ziel der Demokratisierung wurde, als es vor
wenigen Monaten von amerikanischer Seite in Bezug auf den Irak zur
Richtschnur erklärt worden war, von großen Teilen der deutschen
politischen Öffentlichkeit
noch belächelt. Nun ist es regierungsamtlich übernommen.
Auch im Mittleren Osten (bzw. arabisch-sprachigen Raum) trat
der Effekt der Klärung des eigenen politischen Zielsystems auf. So
zeigt sich Pakistan z.B. viel konsequenter und stabiler als
vor 2001 und Lybien schwenkt auf eine Linie ein, die dem Land
wieder eine Zukunftschance lässt. Einen Ansatz zur Zielklärung gab
es im Iran: dort willigte man ein, wirkungsvolle Kontrollen
des Nuklear-Programms zuzulassen. Wenn das Einlenken des Iran auch
in direkter Verbindung zum gemeinsamen Besuch der Außenminister
Deutschlands, Frankreichs und Englands in Teheran stand, so wurde es
doch erst durch die Beseitigung der – zuvor in iranischer
Perzeption zweifellos vorhandenen – irakischen Bedrohung möglich,
d.h. durch Regime-Change im Irak (s. auch nächstes Kapitel). Ob die
politische Neuausrichtung des Iran Bestand hat, erscheint inzwischen
allerdings wieder sehr fraglich.
Josef Nye
Jr. weist auf den innergesellschaftlichen arabischen Konflikt
hin und ruft dazu auf, eine angemessene Strategie anzuwenden,
die auch dem Wesen Amerikas entspricht: "The war on terrorism
is not a clash of civilizations – Islam vs.
(versus) the West – but rather a civil war within Islamic
civilization between extremists who use violence to enforce
their vision and a moderate majority who want such things as
jobs, education, health care and dignity as they practice their
faith. We will not win unless the moderates win. Our soft power
will never attract Osama bin Laden and the extremists. We need
hard power to deal with them. But soft power will play a crucial
role in our ability to attract the moderates and deny the
extremists new recruits. (…) If the United States is going to
win the struggle against terrorism, our leaders are going to
have to learn to better combine soft and hard power into 'smart
power', as we did in the Cold War. (…) Last year's Iraq war was
a dazzling display of America's hard military power. It removed
a Tyrant, but did little to reduce our vulnerability to
terrorism. At the same time, it was costly in terms of our 'soft
power' to attract others. (…) Soft power is the ability to get
what we want by attracting others rather than by threatening or
paying them. It is based on our culture, our political ideals
and our policies. Historically, Americans have been good at
wielding soft power. Think of Franklin D. Roosevelt's Four
Freedoms in Europe at the end of World War II; of young people
behind the Iron Curtain listening to American music and news on
Radio Free Europe; of Chinese students symbolizing their
protests in Tiananmen Square with a replica of the Statue of
Liberty. Seduction is always more effective than coercion, and
many of our values, such as democracy, human rights and
individual opportunity, are deeply seductive. But attraction can
turn to repulsion when we are arrogant and destroy the real
message of our deeper values."
[Joseph S. Nye: "A Dollop of Deeper American Values", in:
Washington Post,
30.3.04.
Die
zitierten Sätze wurden bei der Wiedergabe hinsichtlich ihrer
Abfolge etwas umgestellt.] |
[Nachbemerkung: Wer die Vorstellung hat, dass dem
Saddam-Regime durch wirtschaftliche Sanktionen beizukommen war, sei
auf zwischenzeitlich dokumentierte und publizierte Erkenntnisse
hingewiesen, wie das UN-Programm "Food for Oil" unterlaufen wurde,
d.h. kaum zur Versorgung der Bevölkerung beitrug, wohl aber dem
Regime zu erheblicher Liquidität verhalf (s. die detaillierte
Darstellung "Hussein's Regime Skimmed Billions From Aid Program",
Susan Sachs, in: New York Times, 29.2.04; s. auch: "GAO:
Iraq Oil Program Profits Understated", Colum Lynch, in:
Washington Post, 19.3.04; aus der Anzahl einschlägiger Beiträge
wird ferner auf "The last thing Iraq needs is the cheats of the
UN", Mark Steyn, in: Sunday Telegraph, 25.4.04, und auf
"Teure Freunde – Bezahlte Saddam Lobbyisten mit Öl?",
Thomas Schmidinger, in: Jungle World, Nr.7, 4.2.04,
hingewiesen)]
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18-05-2004 |