Das "Moratinos-Dokument", wie es von den
Verhandlungspartnern genannt wurde, stellt eine Zusammenfassung der
Verhandlungen in Taba dar. Botschafter Miguel Moratinos,
EU-Sonderabgesandter für den Friedensprozess im Nahen Osten und sein
Stab waren die einzigen Außenstehenden, die während der Verhandlungen
anwesend waren. Moratinos sprach mit den Verhandlungspartnern nach jeder
Gesprächsrunde und hielt ihre Eindrücke fest. Nach Ende der
Verhandlungen in Taba hat Moratinos den Entwurf seines Protokolls den
ehemaligen Verhandlungspartnern mit Bitte um Korrektur und Ergänzung
zugesandt. Moratinos fertigte sein vertrauliches Protokoll im Auftrag
der EU an. Es wurde zuerst am 14.02.2002 in "haArez" veröffentlicht.

Camp David II, inoffiziell
Taba, Januar, 2001 - Obwohl das Dokument keinen offiziellen Status hat,
wurde es von den Parteien als eine faire Beschreibung der
Verhandlungsergebnisse zum endgültigen Status in Taba anerkannt. Es
zeigt die umfassende Arbeit auf, welche zu allen Themen unternommen
wurde, um gemeinsame Positionen zu erzielen: Gebiete, Jerusalem,
Flüchtlinge und Sicherheit. Das Dokument zeigt die großen
Herausforderungen bei der legalen und politischen Arbeit auf. Es zeigt
auch, dass beide Seiten eine große Wegstrecke zurückgelegt haben, um die
Ansichten der anderen Seite zu berücksichtigen und dass Lösungen möglich
sind. Die israelische Delegation wurde von den Verhandlungen in Taba
vorzeitig abgezogen.
1.
Gebiete
Beide Seiten sind sich darin einig, dass - in
Übereinstimmung mit Resolution 242 des UN-Sicherheitsrates - die Grenzen
vom 4. Juni 1967 die Basis für die Grenzen zwischen Israel und dem
palästinensischen Staat bilden.
1.1 Westjordanland
Zum ersten Mal stellten beide Seiten ihre Landkarten
des Westjordanlandes vor. Die Karten dienten als Grundlage für die
Diskussion über Gebiete und Siedlungen. Die israelische Seite stellte
zwei Landkarten vor und die palästinensische Seite diskutierte auf Basis
dieser Karten. Die palästinensische Seite stellte einige Illustrationen
vor, welche nach ihrem Verständnis die israelischen Interessen im
Westjordanland berücksichtigten.
Die Verhandlungen befassten sich mit verschiedensten
Aspekten der Gebietsfrage, darunter der Frage nach einigen Siedlungen
und beschäftigten sich mit der Art und Weise, in der die Bedürfnisse
jeder Seite berücksichtigt werden könnten. Die Clinton-Parameter dienten
als lose Basis zur Diskussion, aber Unterschiede bei der Auslegung von
Ausmaß und Bedeutung dieser Parameter tauchten auf. Die palästinensische
Seite verkündete, dass sie zwar die Vorschläge Clintons akzeptiert habe,
dass dies allerdings mit einigen Vorbehalten geschehen sei.
Die israelische Seite betonte, dass sie die
Clinton-Vorschläge so verstehe, dass sie die israelische Annexion von
Siedlungsblöcken ermöglichen. Die palästinensische Seite stimmte nicht
zu, dass die Parameter die Annexion von Siedlungsblöcken vorsahen und
akzeptierte den Vorschlag der Annexion von Siedlungsblöcken nicht. Die
palästinensische Seite verkündete, dass die Annexion von
Siedlungsblöcken den palästinensischen Interessen wesentlichen Schaden
zufügen würde, insbesondere jenen Palästinensern, welche in den Gebieten
wohnen, die Israel annektieren will.
Die israelische Seite hielt an der Auffassung fest,
dass sie zu territorialer Kontinuität zwischen ihren Siedlungen
berechtigt sei. Die palästinensische Seite stellte dar, dass in den zur
Debatte stehenden palästinensischen Gebieten palästinensische
Bedürfnisse den Vorrang vor israelischen Siedlungen haben. Die Karten
der israelischen Seite beinhalteten Pläne für den zukünftigen Ausbau der
Siedlungen im Westjordanland. Die palästinensische Seite stimmte dem
Grundsatz, dass Siedlungen im Westjordanland in Zukunft wachsen würden,
nicht zu. Wachstum und Erweiterung israelischer Bevölkerungszentren
müsse innerhalb des Staates Israel erfolgen.
Die palästinensische Seite hielt an der Auffassung
fest, dass - da die israelische Seite diejenige sei, welche Bedürfnisse
innerhalb der palästinensischen Gebiete habe -, sie auch diejenige sei,
welche die notwendigen Grenzveränderungen vorschlagen müsse. Die
palästinensische Seite wiederholte auch, dass solche Vorschläge keinen
nachteiligen Einfluss auf palästinensische Bedürfnisse und Interessen
haben dürften.
Im Gegensatz zu Camp David II erklärte sich die
israelische Seite bereit auf Siedlungen im Jordantal zu verzichten. Die
nun vorgeschlagenen Landkarten spiegelten diese Position wider.
Die israelischen Karten basierten hauptsächlich auf
einem demographischen Konzept von Siedlungsblöcken, welches ca. 80% der
Siedler den Verbleib im Westjordanland ermöglichen würde. Die
israelische Seite entwarf eine Karte, welche nur noch 6% der Gebiete
annektierte (ohne Einbeziehung der Gebiete der ausgeweiteten
Munizipalität Jerusalems) und damit die Höchstgrenze des Clintonplans
erreichte. Die palästinensische Karte sah eine israelische Annexion von
3.1% vor und verlangte für diese Gebiete einen Austausch von 1:1.
Beide Seiten akzeptierten das Prinzip des Austauschs
von Gebieten, doch die Verhältnismäßigkeit des Austauschs wurde nicht
ausdiskutiert. Beide Seiten akzeptierten, dass die auszutauschenden und
ausgetauschten israelischen und die palästinensischen Gebiete jeweils
eine territoriale Einheit bilden würden.
Die israelische Seite wünschte "Besitztümer", so z.B.
Landkorridore, in den Austausch von Gebieten zu integrieren, obwohl der
Vorschlag den Palästinensern keine Souveränität über diese gewährte.
Die israelische Seite hielt sich an die maximalen 3%
Gebietsaustausch, wie sie im Clinton-Vorschlag festgehalten waren.
Die palästinensischen Karten beinhalteten einen
ähnlichen konzeptionellen "Anker": die Wichtigkeit der Nicht-Annexion
von palästinensischen Dörfern und die territoriale Einheit von Jerusalem
und Westjordanland. Sie fußten auf dem Prinzip eines Austauschs von
Gebieten, welches in Wert und Größe gleich sei, sich an der Grenze
zwischen Israel und Palästina befinde und in der Nähe des anderen,
eingetauschten Gebietes sei.
Die palästinensische Seite blieb bei ihrer Auffassung,
dass Land, welches nicht in palästinensische Souveränität entlassen
werde - wie z.B. Landkorridore - ebensowenig in die Berechnung des
Austauschs von Gebieten einfließen dürfe wie auch ökonomische
Interessen.
Die palästinensische Seite blieb bei ihrer Auffassung,
dass das "Niemandsland" (Gebiet bei Latrun) ein Teil des Westjordanlands
sei. Israel stimmte dem nicht zu.
Die israelische Seite bat um die Verpachtung von
zusätzlichen 2% Land, worauf die Palästinenser antworteten, dass die
Verpachtung von Land erst nach Gründung eines palästinensischen Staates
und der Überführung des Landes unter palästinensische Souveränität
diskutiert werden könne.
1.2 Gazastreifen
Keine der beiden Seiten präsentierten Landkarten des
Gazastreifens. Es wurde als gegeben verstanden, dass der gesamte
Gazastreifen unter palästinensische Souveränität fallen würde, aber die
Einzelheiten bedürften noch der Klärung. Alle Siedlungen würden geräumt
werden. Der palästinensischen Seite zufolge kann all das innerhalb von 6
Monaten umgesetzt werden. Mit dieser Zeitplanung war Israel nicht
einverstanden.
1.3 Sicherer Landkorridor vom Gazastreifen zum
Westjordanland
Beide Seiten stimmten überein, dass ein sicherer
Übergang/Landkorridor zwischen dem Distrikt Hebron und dem Norden des
Gazastreifens (Beit Hanun) eingerichtet werden wird und dass derart
Westjordanland und Gazastreifen territorial verbunden werden. Die Art
der Herrschaft über die Landverbindung sowie Regelungen der Souveränität
wurden nicht vereinbart.
2. Jerusalem
2.1 Souveränität
Beide Seiten stimmten prinzipiell mit dem Vorschlag
Clintons überein, in dem von einer palästinensischen Souveränität über
arabische Wohngebiete und einer israelischen Souveränität über jüdische
Wohngebiete ausgegangen wird. Die palästinensische Seite bekräftigte
ihre Bereitschaft, der israelischen Bitte zu entsprechen, der zufolge
Israel die Souveränität über jüdische Siedlungen im Osten Jerusalems
erhalten würde, welche nach 1967 errichtet wurden. Ausgenommen davon
seien jedoch Jebal Abu Ghneim (Har Chomah) und Ras al-Amud. Die
palästinensische Seite lehnte die israelische Souveränität über
Siedlungen im erweiterten Grossraum der Munizipalität Jerusalem ab,
insbesondere Maale Adumim und Givat Ze'ev.
Die palästinensische Seite nahm zur Kenntnis, dass
Israel bereit ist, die palästinensische Souveränität über die arabischen
Wohngebiete Ost-Jerusalems anzuerkennen, wobei dies auch Teile der
Jerusalemer Altstadt beinhaltet.
Die israelische Seite nahm zur Kenntnis, dass die
Palästinenser bereit sind, die israelische Souveränität über das
jüdische Viertel und Teile des armenischen Viertels in der Altstadt
anzuerkennen.
Die palästinensische Seite nahm zur Kenntnis, dass
Israel bereit ist, palästinensische Ansprüche in West-Jerusalem zu
besprechen.
2.2 Offene Stadt
Beide Seiten bevorzugen die Idee einer offenen Stadt.
Die israelische Seite schlug die Errichtung einer offenen Stadt vor,
welche die Altstadt und ein Gebiet, welches als heiliges Becken oder
historisches Becken bezeichnet wurde, umfassen solle.
Die palästinensische Seite bevorzugte die Idee einer
offenen Stadt, vorausgesetzt dass territoriale Kontinuität und Nähe
bewahrt werden würden. Die Palästinenser lehnten den israelischen
Vorschlag zur geographischen Ausdehnung der offenen Stadt ab und
bestanden darauf, dass die offene Stadt nur akzeptabel sei, wenn sie die
gesamten Gebiete Ost- und Westjerusalems beinhalten würde.
Die israelische Seite schlug die Errichtung eines
Mechanismus zur täglichen Koordination vor. Unterschiedliche Modelle zur
Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene wurden vorgeschlagen (zu Themen wie
Infrastruktur, Strassen, Elektrizität, Kanalisation usw.). Solche
Regelungen könnten in einem ausführlichen zukünftigen Vertragswerk
festgehalten werden, welches das Prinzip der "weichen Grenzen" in
Jerusalem zwischen Al-Quds und Yerushalaim genauer beschreiben würde.
Dies würde in dieser Region besondere Vorrechte für beide Seiten
beinhalten. Des weiteren schlug die israelische Seite eine Reihe von
besonderen Regelungen für palästinensische und israelische Bewohner der
offenen Stadt vor. Diese sollen sicherstellen, dass die Regelung der
offenen Stadt ihr tägliches Leben nicht negativ beeinflusst, aber
zugleich die Souveränität der Parteien nicht einschränkt.
2.3 Hauptstadt zweier Staaten
Die israelische Seite akzeptiert, dass die Stadt
Jerusalem die Hauptstadt zweier Staaten sein würde: Yerushalaim die
Hauptstadt Israels und Al-Quds die Hauptstadt des palästinensischen
Staates. Die palästinensische Seite teilte mit, dass es ihr einziges
Anliegen sei, dass die arabischen Viertel Ost-Jerusalems die Hauptstadt
des Staates Palästina seien.
2.4 Heiliges/Historisches Becken und Altstadt
Es wurde versucht, ein alternatives Konzept zur
Regelung der offenen Punkte in Altstadt und Umgebung zu entwickeln. Die
israelische Seite schlug mehrere Modelle zur Diskussion vor, z.B. einen
Mechanismus für enge Zusammenarbeit und Kooperation in der Altstadt. Die
Idee einer besonderen Polizeieinheit wurde diskutiert, aber es wurde
kein Einverständnis erzielt.
Die israelische Seite drückte ihr Interesse und ihre
Besorgnis in Bezug auf das Gebiet aus, welches als Heiliges Becken
beschrieben wurde. Es beinhaltet den jüdischen Friedhof auf dem Ölberg,
die Stadt Davids und das Kidron-Tal. Die palästinensische Seite
bestätigte, dass sie bereit sei, die israelischen Interessen und
Bedürfnisse zu berücksichtigen, solange sie unter palästinensischer
Souveränität blieben.
Andere Möglichkeiten für das heilige Becken, welche
von israelischer Seite formlos vorgeschlagen wurden, waren die
Einrichtung einer besonderen Kontrolle, die Internationalisierung oder
die gemeinsame Kontrolle mit besonderer Zusammenarbeit und Koordination.
Die palästinensische Seite stimmte einer Diskussion dieser Ideen zum
gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu, obwohl die Diskussion an sich
weitergeführt werden könne.
2.5 Heilige Stätten: Westmauer und Klagemauer
Beide Seiten haben das Prinzip der jeweiligen
Kontrolle jeder Seite über ihre heiligen Stätten akzeptiert (religiöse
Kontrolle und Leitung). Nach diesem Prinzip würde Israels Souveränität
über die Westmauer anerkannt werden, obwohl die Frage der genauen
Begrenzung des Gebietes noch zu klären ist. Des weiteren muss die
Beziehung dieses Gebietes mit dem im Clintonplan als für das Judentum
heilig bezeichneten Raum, von dem die Westmauer einen Teil darstellt,
noch geklärt werden.
Die palästinensische Seite bestätigte, dass Israel den
Zusammenschluss der heiligen Teile der Westmauer beantragt hat, aber
hielt daran fest, dass die Frage der Westmauer und/oder Klagemauer noch
nicht gelöst sei. Sie hielt an der Wichtigkeit der Trennung zwischen
Westmauer und Klagemauer fest, welche in der islamischen Religion als
die Buraq-Mauer bekannt ist.
2.6 Haram al-Sharif/Tempelberg
Beide Seiten stimmten darin überein, dass die Frage
des Haram al-Sharif/Tempelberg noch nicht gelöst worden ist. Beide
Seiten waren jedoch nahe daran, Clintons Ideen zur palästinensischen
Souveränität über den Haram al-Sharif zu akzeptieren, der
palästinensischen und der israelischen Vorbehalte ungeachtet.
Beide Seiten gaben zu Protokoll, dass es Fortschritte
bei praktischen Regelungen von Ausgrabungen, Bauvorhaben und
öffentlicher Ordnung im Gebiet des Tempelberges gegeben habe.
Einem inoffiziellen Vorschlag zufolge sollte der
Tempelberg für eine vorher festgelegte Periode von z.B. drei Jahren
unter internationale Souveränität der P5-Staaten und Marokko (oder
anderer islamischer Präsenz) gestellt werden. In dieser Zeit würden die
Palästinenser den Status des "Vormundes" einnehmen. Am Ende der Periode
würden die Parteien entweder eine neue Lösung vereinbaren oder - falls
keine neue Lösung vereinbart werden könnte - die bestehende Lösung für
eine weitere Zeitspanne verlängern. Falls auch dies nicht möglich sein
sollte, würden die Parteien zur Umsetzung der Clinton-Formel
zurückkehren. Keine der Parteien akzeptierte diesen Vorschlag oder lehnt
ihn ab.
3. Flüchtlinge
Inoffizielle Dokumente wurden ausgetauscht, welche als
gute Grundlage für die Gespräche gewertet wurden. Beide Seiten
verkündeten, dass die Angelegenheit der palästinensischen Flüchtlinge
zentrale Bedeutung für die israelisch-palästinensischen Beziehungen habe
und dass eine umfassende und gerechte Lösung für einen dauernden und
moralisch gewissenhaften Frieden wesentlich ist. Beide Seiten stimmten
darin überein, dass jene Prinzipien und Standpunkte angewandt werden
sollten, welche zum Abschluss einer Vereinbarung notwendig seien.
Als Grundlage wurde von beiden Seiten vorgeschlagen, dass beide Seiten
sich darin einig sein sollten, dass eine gerechte Lösung des
Flüchtlingsproblems im Sinne von UN-Sicherheitsratsbeschluss 242 zur
Umsetzung von Beschluss 194 der UN-Vollversammlung führen müsse.
3.1 Schilderung
Die israelische Seite schlug einen Entwurf für eine
von beiden Seiten getragene Schilderung der Tragödie der
palästinensischen Flüchtlinge vor. Die palästinensische Seite
diskutierte den Entwurf der Schilderung und es wurden gute Fortschritte
gemacht, obwohl keine Einigung auf eine historische Schilderung erzielt
werden konnte.
3.2 Rückkehr, Rückführung, Umzug und Rehabilitation
Beide Seiten begannen eine Diskussion über die
praktischen Maßnahmen im Flüchtlingsproblem. Die palästinensische Seite
wiederholte, dass die palästinensischen Flüchtlinge das Recht auf
Rückkehr in ihre Häuser haben sollten, wie es aus ihrer Lesart von
UN-GAR 194 hervorgeht. Die israelische Seite drückte ihr Verständnis
aus, dass die Umsetzung von UN-GAR 194 im Rahmen einer der folgenden
Programme umgesetzt werden wird:
A. Rückkehr und Rückführung
1. nach Israel
2. in mit Israel ausgetauschte Gebiete
3. in den palästinensischen Staat.
B. Rehabilitation und Unzug
1. Rehabilitation im Gastland.
2. Umzug in ein Drittland.
Die palästinensische Flüchtlingsbevölkerung im Libanon
soll Vorrang bei diesen Programmen erhalten. Die palästinensische Seite
betonte, dass die Wahl zwischen den o.g. Möglichkeiten nur auf Grund des
freien Willens der Flüchtlinge getroffen werden soll und dennoch ihr
Anspruch auf Rückkehr in ihre eigenen Häuser davon unberührt bleibt wie
es UNGAR 194 vorsieht.
Die israelische Seite schlug in informellen Gesprächen
ein dreigleisiges Zuwanderungsprogramm mit einer Laufzeit von 15 Jahren
vor. Das erste Gleis bezog sich auf die Zuwanderung nach Israel. Keine
Zahlen wurden vereinbart, aber ein inoffizielles Dokument bezog sich auf
eine Zahl von 25.000 in den ersten drei Jahren (40.000 in den ersten
fünf Jahren tauchte in diesem Dokument nicht auf, wurde jedoch mündlich
erwähnt). Das zweite Gleis bezog sich auf die Aufnahme der Flüchtlinge
in jene israelischen Gebiete, welche der palästinensischen Souveränität
übertragen werden sollen und das dritte Gleis bezog sich auf die
Aufnahme im Rahmen von Familienzusammenführungen.
Die palästinensische Seite präsentierte keine Anzahl
als Verhandlungsbasis, verkündete aber, dass die Verhandlungen nicht
ohne klare israelische Ausgangsposition beginnen könnten. Sie beharrte
darauf, dass die Anerkennung des Rechtes auf Rückkehr durch Israel nicht
bereits bestehende Programme - wie die der Familienzusammenführung -
beeinträchtigen dürften.
3.3 Entschädigung
Beide Seiten stimmten der Errichtung einer
internationalen Kommission und eines internationalen Fonds als
Mechanismen zur Entschädigung in all ihren Aspekten zu. Beide Seiten
stimmten einer Entschädigung der "kleinen Summen" auf schnellem Wege zu.
Entschädigungsansprüche unter einer bestimmten Summe sollten auch durch
das Verfahren des "schnellen Weges" abgedeckt werden.
Es wurden ebenso Fortschritte beim Thema der
Entschädigung durch Israel für materielle Verluste, Land- und
Sachenteignungen erzielt. Dies beinhaltete die Einigung über eine Summe
Geldes, die in den internationalen Fond eingezahlt werden sollte. Nach
Auffassung der israelischen Seite sollte die Berechnung der Summe auf
einer makroökonomischen Untersuchung beruhen, welche den angemessenen
Wert des Besitzes ermitteln solle. Die palästinensische Seite wiederum
sagte, dass diese Summe basierend auf Unterlagen der UNCCP, des
Vormundes für den Besitz abwesender Personen und anderer relevanter
Daten ermittelt werden müsse, welche dann wiederum mit einem festen
Faktor multipliziert werden solle, um einen angemessenen Wert zu
erreichen.
3.4 UNRWA
Beide Seiten stimmten darin überein, dass die UNRWA
stufenweise in einem Zielzeitraum von fünf Jahren ihre Tätigkeit
einstellen solle. Die palästinensische Seite fügte einen Zeitpuffer
hinzu, um sicherzustellen, dass dies im Einklang mit der Umsetzung der
anderen Aspekte der Vereinbarung geschieht, welche sich mit den
Flüchtlingen beschäftigen und mit der Aufhebung des Flüchtlingsstatus
der Palästinenser an den verschiedenen Orten einhergeht.
3.5 Ehemalige jüdische Flüchtlinge
Die israelische Seite beantragte die Anerkennung der
Kompensationsforderungen ehemaliger jüdischer Flüchtlinge aus arabischen
Ländern wobei anerkannt werden würde, dass dies keine palästinensische
Verantwortung oder ein bilaterales Thema sei. Die palästinensische Seite
beharrte auf ihrem Standpunkt, dass dies kein Thema in den
israelisch-palästinensischen Verhandlungen sei.
3.6 Entschädigung
Die palästinensische Seite sprach das Thema der
Entschädigung von Eigentum der Flüchtlinge an. Eine Entschädigung wurde
von der israelischen Seite abgelehnt.
3.7 Ende der Ansprüche
Das Thema der Beendigung der Rechtsansprüche wurde
diskutiert und es wurde vorgeschlagen, dass die Umsetzung der
Vereinbarung eine vollständige und endgültige Umsetzung von UN-GAR 194
ist und damit alle weiteren Ansprüche erlöschen.
4. Sicherheit
4.1 Frühwarnstationen
Die israelische Seite erbat die Einrichtung von 3
Frühwarnstationen auf palästinensischem Gebiet. Die palästinensische
Seite war bereit, den fortwährenden Betrieb unter bestimmten Bedingungen
zu dulden. Die detaillierte Regelung wurde auf spätere Verhandlungen
verschoben.
4.2 Militärische Schlagkraft des palästinensischen
Staates
Die palästinensische Seite war bereit, gewisse
Begrenzungen beim Erwerb von Waffen ihrerseits zu akzeptieren und als
Staat mit begrenzter Bewaffnung definiert zu werden. Die beiden Seiten
haben sich noch nicht auf die Ausmaße der Rüstungsbegrenzung geeinigt,
aber haben begonnen verschiedene Möglichkeiten zu erörtern. Die
israelische Seite beharrte darauf, dass der palästinensische Staat nicht
militarisiert sein solle, wie dies die Clinton-Vorschläge vorsahen.
Beide Seiten stimmen darin überein, dass dieses Thema noch nicht
abschließend behandelt worden ist.
4.3 Kontrolle des Luftraumes
Die palästinensische Seite war daran interessiert,
verschiedene Modelle für breite Zusammenarbeit und Koordination im
Bereich der zivilen Luftfahrt auszuloten, aber lehnte es ab Israel die
letztendliche Kontrolle des palästinensischen Luftraumes zu überlassen.
Militärischen Operationen und Übungen im palästinensischen Luftraum,
lehnte die palästinensische Seite ab, da es der Neutralität des Staates
Palästina widerspräche - d.h. man könne nicht Israel Rechte einräumen,
welche man den arabischen Nachbarn nicht gewähre.
Die israelische Seite verpflichtet sich, alle
palästinensischen Hoheitsrechte gemäß internatonalen Vereinbarungen zu
respektieren und einzuhalten, strebte jedoch ein vereintes
Luftraumkontrollsystem unter israelischer Führung an. Zusätzlich bat
Israel um Zugang zum palästinensischen Luftraum für militärische
Operationen und Übungen. Beide Seiten stimmten darin überein, dass der
Staat Palästina die Souveränität über seinen Luftraum ausüben werde.
4.4 Zeitplan zum Rückzug aus Westjordanland und
Jordantal
Israel legte Wert darauf, dass zwischen dem Rückzug
aus dem Jordantal und dem Rückzug aus anderen Gebieten ein klarer
Unterschied gemacht werden solle. Basierend auf dem Clinton-Vorschlag,
stimmte die israelische Seite einem Rückzug aus dem Westjordanland über
einen Zeitraum von 36 Monaten mit weiteren 36 Monaten für das Jordantal
zu, wobei dort eine internationale Truppe stationiert werden sollte.
Die palästinensische Seite lehnte einen Rückzug
innerhalb von 36 Monaten ab, da ein langer Rückzug die
israelisch-palästinensischen Spannungen anheizen würde und den Gegnern
des Friedensprozesses immer wieder Chancen geboten würden diesen z.B.
durch Terrorakte zu sabotieren. Die palästinensische Seite schlug
deshalb einen Rückzug innerhalb von 18 Monaten vor, welcher unter
Beobachtung einer internationalen Truppe durchgeführt werden solle. Im
Falle des Jordantals war die palästinensische Seite bereit, einen
weiteren Zeitraum von 10 Monaten zu gewähren. Nach Ablauf von 28 Monaten
wollte die palästinensische Seite die israelischen Truppen durch
internationale Truppen ersetzen lassen. Die Anwesenheit von israelischen
Truppen auf palästinensischem Staatsgebiet über diesen Zeitraum hinaus
sei zu vermeiden.
4.5 Stationierung von Truppen im Notfall (oder
Notfallstandorte)
Die israelische Seite bat um die Erhaltung und
Betreibung von fünf Notfallstandorten auf palästinensischem Gebiet (im
Jordantal). Die Palästinenser erlaubten maximal zwei Notfallstandorte
mit der Bedingung, dass diese in festgelegter Frist geräumt werden
müssten. Zusätzlich erwog die palästinensische Seite, diese Standorte
von internationalen Kräften, nicht von den Israelis, betreiben zu
lassen. In inoffiziellen Gesprächen drückten die Israelis ihre
Bereitwilligkeit aus, in internationaler Präsenz ein Mittel zu suchen,
um die Bedürfnisse und Sorgen beider Seiten zu adressieren.
Die palästinensische Seite lehnte die Stationierung
von israelischen Streitkräften auf palästinensischem Gebiet während des
Notfalles ab. Sie zeigte jedoch Bereitschaft Wege in Betracht zu ziehen,
welche internationale Truppen für diese Punkte einsetzt, insbesondere im
Rahmen von Bemühungen zur regionalen Zusammenarbeit.
4.6 Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen und
Terrorbekämpfung
Beide Seiten zeigten sich bereit sich zur Förderung
der Sicherheit und zur Terrorbekämpfung zu verpflichten.
4.7 Grenzen und internationale Grenzübergänge
Die palästinensische Seite war zuversichtlich, dass
die palästinensische Hoheit über Grenzen und Grenzübergänge im Rahmen
der Vereinbarung anerkannt werden würde. Beide Seiten hatten jedoch die
Frage der Überwachung und Kontrolle an den internationalen Grenzen
Palästinas noch nicht geklärt. In früheren Verhandlungen hatte Israel
stets die Kontrollgewalt über den Grenzverkehr nach und aus dem Gebiet
des Staates Palästina verlangt.
4.8 Elektromagnetische Sphäre
Die israelische Seite teilte mit, dass sie die Hoheit
des Staates Palästina über seine elektromagnetische Sphäre anerkennen
würde und nicht versuchen würde, die palästinensische kommerzielle
Nutzung einzuengen. Die Kontrolle aus Sicherheitsgründen wurde jedoch
von israelischer Seite angestrebt.
Die palästinensische Seite forderte die volle
Souveränität über die elektromagnetische Sphäre im palästinensischen
Staat. Sie war jedoch bereit, gewisse angemessene israelische
Bedürfnisse in einem Vertragswerk zur Zusammenarbeit zu berücksichtigen,
welches im Einklang mit internationalen Regeln erstellt werden müsse.
Friedensverhandlungen Nahost:
Taba contra Camp David
Jedem Durchbruch folgte stets ein
Abbruch:
Was bleibt von
Taba nach der Wahl?
„Ein Jahr, nachdem wir einem großen Erfolg sehr nahe
waren“:
Erinnerungen an die
Konferenz von Taba
haGalil onLine
21-03-2002 |