Die Westbank Siedlungen:
Die Untergrabung der Errungenschaften des Zionismus
Neben der Regierungskrise beschäftigt die israelische
Öffentlichkeit sich seit Tagen mit den gewalttätigen Ausschreitungen
radikaler Siedler, sei es gegen palästinensische Olivenbauern oder gegen
israelische Soldaten. Insbesondere die Gewalt der Westbankbewohner gegen
israelische Soldaten hat viele Israelis gegen die Siedler aufgebracht.
In mehreren Kommentaren der israelischen Presse wird die Regierung
aufgerufen dem illegalen Treiben entschlossen entgegen zu treten, die
Grundwerte des Zionismus seien in Gefahr.
Siedler stellen Container auf jeden kahlen Hügel und
widersetzen sich in messianischem Eifer der Evakuierung einiger
Abstellhütten und Wasserkanister, während die palästinensischen Massen
von einer Euphorie des Wahnsinns erfasst worden sind und jeder Schahid,
der ins Paradies kommt, auf Erden mit einem Gelage gefeiert wird. Eitan
Haber, ehemals Berater Jizhak Rabins, entwirft ein düsteres Bild und
sieht die zionistischen Hoffnungen und das Land Israel in einen Abgrund
versinken: Es herrscht Anarchie. Unwissenheit und Rücksichtslosigkeit
bestimmen das Bild. Das Rowdytum bricht alle Rekorde, die Gewalt ist
nicht mehr einzudämmen, die Wirtschaft bricht zusammen, die Gesellschaft
löst sich auf, der Terror macht wieder Schlagzeilen - '... in diesen
Tagen herrschte kein König in Israel, und jeder tat, was ihm beliebte'.
Sever Plotzker (Jedioth) sieht die Grundfesten des
zionistischen Traums, nämlich im Lande Israel einen jüdischen Staat
aufzubauen ständig und äußerst wirksam erschüttert, nachdem einer
Bevölkerung von 200.000 Siedlern mit unter jüdischer Oberhoheit
stehenden Landreserven, auf denen illegale Siedlungserweiterungen
gegründet werden, de facto 40 Prozent der West Bank zugeschlagen wurden.
Zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer ist so ein bi-nationaler
Staat entstanden. Die Hoffnung auf eine Grenze des Friedens und der
Kooperation entlang der "Grünen Linie", der Grenze von 1967, scheiterte
vor allem an den Siedlungsblöcken die Barak nicht aufgeben konnte.
Dass es keine Grenze zwischen Israel
und ‘Palästina’ gibt, ist wie eine ständige Einladung zum Terror.
Die Armee und die anderen Sicherheitskräfte können angesichts des
Fehlens eines stabilen, permanenten Schutzwalls nicht mehr tun, um
die israelischen Bürger vor Anschlägen zu schützen. |
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Die Intifada wurde niedergeschlagen, und die meisten
Palästinenser sehen ihre Niederlage ein. Trotzdem, die
Wahrscheinlichkeit, dass hier oder da noch Anschläge passieren, ist noch
immer sehr hoch. Im Spannungsfeld zwischen Geographie und Demographie
wird sich das Zerwürfnis immer mehr vertiefen. Die Juden beherrschen 80%
des Landes, doch ihr prozentualer Bevölkerungsanteil in diesem Raum
beträgt nur noch 50%. In Israel glauben viele, die Zeit für den großen
Kampf um die wünschenswerten und möglichen Grenzen sei noch nicht
gekommen. Sie irren. Die Zeit ist überreif, es ist fast schon zu spät.
Wenn es keine Grenze gibt, hat die Fähigkeit der Armee, die
Zivilbevölkerung zu schützen, ihre Grenzen.
Grenzenlos
Vor genau zwei Jahren, im November 2000, verglich der
bekannte Satiriker B.Michael,
in der Schabbatbeilage der Jedioth,
Baraks Vorschläge an Arafat mit dem Vorschlag: 'Ich gebe dir eine
Million Dollar, wenn du vom Dach springst, wenn du diesen Vorschlag
ablehnst, will ich nichts mehr mit dir zu tun haben'. Die ultimative
Forderung an Arafat, die israelische Souveränität über die El
Aksa-Moschee durch die Unterzeichnung eines Abkommens in Camp-David zu
legitimieren, ganz gleich, was er als 'Belohnung' dafür bekommt, und
gleichzeitig das Ende des Konflikts und damit der nationalen
Aspirationen der Palästinenser zu akzeptieren, kann nur mit grenzenloser
Dummheit oder grenzenloser Arroganz erklärt werden. Für Michael lag es
schon damals auf der Hand, dass dieses Konzept zur Katastrophe führen
wird, nur leider: "Barak scheint nicht zu begreifen, wohin seine Politik
führt. Vielleicht hat er sogar in voller Absicht gehandelt? Zwei
Bemerkungen Baraks gehen mir nicht aus dem Kopf. Die eine ist die
Äußerung über die Seelenverwandtschaft mit Itzchak Levy
(National-Religiöse Siedlerbewegung). Die zweite machte er beim Rückflug
von Camp David, als er die deprimierten Gesichter der Journalisten sah
und sie aufmuntern wollte: 'Was wollt ihr eigentlich? Wir haben weder
die Gebiete noch die Sympathien der Welt verloren'...". Tja, grenzenlos.
Geld fehlt für die Armee und die Armen Israels:
Die Awodah
fordert Kürzung im Siedlungsbudget
Die Frage der Siedlungen ist kein Haushaltsproblem,
sondern ein politisches, nationales Problem...
Verschobene Grenzen:
Das
umstrittene Westjordanland
Das romantische Ensemble aus Olivenhainen,
Haufendörfern und Schafherden, sonst Sinnbild biblischen Friedens, ist
im West-Jordanland nur ein dünner Firnis des
israelisch-palästinensischen Konflikts...
dg / haGalil onLine 01-10-2002 |