hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!

"Der Massaker-Mythos"

Israel fühlt sich durch die Berichte der internationalen Medien über die Kämpfe im Palästinenser-Lager Dschenin verunglimpft

Von Thorsten Schmitz

In weiten Teilen Israels fühlt man sich durch die Berichterstattung internationaler Medien über die Kämpfe im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin verunglimpft. Die Regierung unter Premier Ariel Scharon hat seit dem Wochenende ihre Anstrengungen verstärkt, Berichten über ein angebliches Massaker entgegenzusteuern. Minister und Sprecher beteuern allerorten, die auf palästinensischen Augenzeugen beruhenden Berichte über angebliche Gräueltaten in Dschenin träfen nicht zu. Dazu gehört auch die Kooperationsbereitschaft mit einer UN-Kommission, welche die Vorkommnisse in der Stadt recherchieren soll. Israel habe "nichts zu verbergen", sagt Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser. Außenminister Schimon Peres weist darauf hin, dass es bei 400 permanent akkreditierten internationalen Korrespondenten, Fotografen und Kameramännern in Israel unmöglich sei, etwas zu verheimlichen.

Unverantwortlicher Journalismus

Armeeangehörige und Minister leugnen zwar nicht, dass es in Dschenin zu erbitterten Kämpfen und zum Tod palästinensischer Zivilisten gekommen ist, weisen aber den Vorwurf eines Massakers von sich. Armeesprecher Olivier Rappovicz sagt, Massaker beinhalteten Massenexekutionen von Zivilisten. Dagegen seien fast ausschließlich bewaffnete Palästinenser der Hamas, des Islamischen Dschihad und der Al-Aksa-Brigaden getötet worden. Es habe keinen Regierungsbefehl gegeben – wie von palästinensischer Seite behauptet –, die Bevölkerung Dschenins "auszulöschen". Vielmehr hätten die Palästinenser „mit Erfolg“ den Mythos eines Massakers kreiert. In internationalen Medien werde von einem Massaker gesprochen, obwohl die Palästinenser bis heute keine Beweise dafür geliefert hätten. Augenzeugenberichte würden nicht glaubwürdiger dadurch, dass sie wiederholt würden. Die Zerstörungen in Dschenin und das Leiden der Zivilbevölkerung würden von Armee und Regierung nicht beschönigt. Aber von Massakern zu reden und zu schreiben sei "unverantwortlicher Journalismus", sagt Rappovicz.

In den israelischen Medien herrscht seit Tagen Empörung über die ihrer Ansicht nach unausgewogene Berichterstattung internationaler Medien. Es werde leichtfertig palästinensischen Augenzeugenberichten Glauben geschenkt, ohne israelische Stellungnahmen einzuholen. Manche Reporter würden ein Massaker geradezu herbeireden. Die Tageszeitungen stellten palästinensische Behauptungen den Tatsachen gegenüber. So seien Falschmeldungen verbreitet worden wie etwa, dass eine Familie nach einer Woche lebend aus den Trümmern geborgen worden sei. Dabei sei die Familie vor dem Einmarsch der Armee zu Verwandten geflohen. Auch Exekutionen sowie das Überfahren palästinensischer Zivilisten durch israelische Panzer sei behauptet, aber nie belegt worden.

Israel betont, dass von den etwa 1000 Häusern im Flüchtlingslager Dschenin etwa 100 zerstört worden seien. Die meisten seien vermint gewesen. In internationalen Berichten tauchten aber nur die 100 zerstörten Häuser auf, was eine völlige Verwüstung des Flüchtlingslagers suggeriere. Die Armee sagt, in dem 100 mal 100 Meter großen Areal hätten sich etwa 250 bewaffnete Palästinenser verschanzt, die zum Teil Zivilisten als Schutzschilde missbraucht hätten. Rappovicz sagt, trotz der Unübersichtlichkeit im verwinkelten Flüchtlingslager habe man Haus-zu-Haus-Durchsuchungen vorgenommen und das Gebiet nicht von Hubschraubern aus bombardiert. Israel habe so die Zahl getöteter Zivilisten gering halten wollen und dies mit 23 toten Soldaten bezahlt.

Selbst die regierungskritische Haaretz schreibt in einem Leitartikel: "Es gab kein Massaker in Dschenin". In einer Demokratie sei es unmöglich, angebliche Untaten der Armee zu vertuschen. Die Reporterin Amira Hess, die für das Blatt seit Jahren aus den Palästinensergebieten berichtet und mehrere Tage in Dschenin recherchierte, konnte nach Gesprächen mit Bewohnern keinen Beleg finden für ein Massaker. Stattdessen berichtet die für ihre Beiträge aus den Palästinenser-Gebieten mehrfach ausgezeichnete Journalistin Begebenheiten wie diese: Mehrere Tage seien Soldaten in ihrem Haus gewesen und hätten das Bad völlig verschmutzt. Der Kommandeur der Truppe habe daraufhin aus einem leer stehenden Nachbarhaus Wasser besorgt und das Badezimmer gereinigt.

haGalil onLine 23-04-2002

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved