Es gab kein Massaker in Dschenin
Leitartikel Ha'aretz, 19.04.2002
Die Behauptung, es hätte ein "Massaker" im Flüchtlingslager von Dschenin
gegeben, wurde von vielen Medien, Menschenrechtsgruppen und sogar von vielen
Regierungen rund um die Welt übernommen.
Diese Behauptung, die ursprünglich während des Höhepunktes der Kämpfe im
Flüchtlingslager aufgestellt wurde, hallt bis jetzt wider und fügt Israels
politischer Kampagne, mit der es seine Selbstverteidigung gegen den Terror und
die Legitimität der benutzten Mittel, rechtfertigen will, ernsthaften Schaden
zu.
Auch in Israel kam der Verdacht auf, dass die palästinensischen Behauptungen
wahr seien. Viele fürchteten, dass Dschenin auf die schwarze Liste der Massaker,
die die Welt geschockt haben, hinzugefügt würde. Die israelischen
Verteidigungsstreitkräfte trugen zu diesen Befürchtungen bei, als sie eine
vorläufige Schätzung von hunderten von Toten im Lager veröffentlichten (es wurde
jedoch klar, dass es sich eher um Zehner- als um Hunderterzahlen handelt, die
genaue Anzahl ist noch nicht bekannt) und Journalisten, die über die
Geschehnisse im Lager berichten wollten, das Betreten verwehrten. Dies war eine
Art Einladung für eine andere Anschuldigung, die auch überall verbreitet wurde,
nämlich die einer angeblichen Vertuschung.
In den letzten Tagen haben Journalisten -unter ihnen auch Ha'aretz-Reporter- das
Lager besucht und ihre eigenen ersten Eindrücke und Augenzeugenaussagen über die
IDF-Operationen gesammelt. Ha'aretz-Reporterin Amira Hass verbrachte mehrere
Tage im Lager. Ihr Bericht erschien in der Ha' aretz-Ausgabe vom 19.04.2002. Es
gibt Anhaltspunkte für intensive Gefechte. Doch mit der angemessenen
Zurückhaltung kann bereits gesagt werden, was nicht im Flüchtlingslager von
Dschenin geschah: Es gab dort kein Massaker. Es gab weder einen Befehl von oben,
noch wurde eine Initiative vor Ort durchgeführt, um absichtlich und systematisch
unbewaffnete Menschen zu töten.
Im Israel des Jahres 2002 gibt es praktisch keine Möglichkeit, Grausamkeiten zu
vertuschen. Sowohl Zeugenaussagen von Kommandeuren und Kämpfern in Dschenin, von
denen viele Reservisten waren, die für den Zweck der Operation einberufen
wurden, wie auch Zeugenaussagen von denen, die die Ereignisse durch verschiedene
andere Möglichkeiten beobachtet haben, widerlegen Behauptungen über ein
Massaker. Die Kämpfe waren intensiv, wie man es in dicht bebautem Gelände und
besonders vor dem Hintergrund der schnellen israelischen Erfolge in anderen
Gebieten -besonders in der Altstadt von Nablus- hatte erwarten können.
Bewaffnete Palästinenser schossen, sie verminten Häuser und Straßen und
sprengten sie in die Luft. Die Soldaten, die Schwierigkeiten hatten,
vorzurücken, benutzten Bulldozer und erlitten schwere Verluste: 23 Soldaten
wurden getötet. Unter solchen Umständen trugen auch Zivilisten Schaden davon.
Dies ist eine schreckliche und betrübliche Tatsache, die von der Natur des
Kämpfens herrührt. Und in einigen besonderen Fällen sollte eine Untersuchung
durchgeführt werden, um zu entscheiden, ob alles nötige getan wurde, um zivile
Opfer zu vermeiden. Doch die Kämpfe in Dschenin als "Massaker" zu bezeichnen ist
ein Irrtum seitens der Naiven und Verleumdung seitens anderer.
Palästinensische Propagandisten haben perversen Gebrauch von Legenden gemacht,
die teilweise außerhalb Dschenins erfunden wurden. Diensthabende der
palästinensischen Autonomiebehörde führen diese Propagandisten an. Sie äußern
grundlose Anklagen über "Exekutionen" und fachen damit die Flammen des Hasses
gegen Israel an. Die Bereitschaft internationaler Elemente -inklusive der Führer
der Europäischen Union- die palästinensische Version anzunehmen, ohne sie in
Frage zu stellen, ist Zeichen für deren Charakter, für Israels heikle Situation
und für Ariel Sharons negatives Image.
haGalil onLine 20-04-2002 |