Israelisch-türkische Beziehungen:
Dank gemeinsamer Interessen
Von David Sultan, ehemaliger
Botschafter Israels in der Türkei
Das Thema der israelisch-türkischen
Beziehungen machte in der letzten Zeit aufgrund der Kritik Schlagzeilen,
die Ministerpräsident Erdogan an der Palästinenserpolitik Israels und
den IDF-Aktionen in den Gebieten übte.
Es gab dazu weitreichende Kommentare, und
man begann bereits zu prophezeien, dass unter Erdogan die Beziehungen
zwischen den beiden Staaten abkühlen werden. Eine nüchterne
Betrachtungsweise der Beziehungen zwischen Israel und der Türkei hilft,
die Dinge im richtigen Zusammenhang zu sehen.
In den letzten 12 Jahren vollzog sich
eine beeindruckende Entwicklung der Beziehungen zwischen Israel und der
Türkei. Zum Beispiel erreichte der Handelsumfang zwischen den beiden
Staaten im letzten Jahr die Summe von eineinhalb Milliarden Dollar.
Dabei handelt es sich lediglich um den zivilen Handel, der den
militärischen Bereich nicht einschließt. Auch auf anderen Bereichen, wie
militärische Zusammenarbeit oder der Zusammenarbeit der Polizeikräfte in
beiden Staaten, war die Entwicklung beeindruckend.
Der große Aufschwung begann mit dem
türkischen Beschluss, zwischen den bilateralen Beziehungen zu Israel und
anderen Themen zu differenzieren, wie dem politischen Prozess oder den
Beziehungen zu ihren arabischen Nachbarn. Gemeinsame Interessen der
beiden regionalen Großmächte führten dazu, dass sich die Beziehungen mit
großem Schwung entwickeln konnten. Man kann sagen, die Beziehungen
stützen sich auf Interessen, die mit den Jahren immer vielseitiger
wurden. Dies trifft auch heute noch zu, und Erdogan sagte bereits
häufig, die Türkei sei daran interessiert, die Beziehungen sogar noch zu
erweitern.
Es ist völlig natürlich, dass diese
Regierung auch gute Beziehungen zur arabischen Welt unterhalten möchte,
und dies muss Israel nicht beunruhigen.
Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen,
dass eine Eskalation des israelisch-palästinensischen Konflikts stets
einen Schatten auf die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei wirft.
Große Teile der türkischen Bevölkerung zeigen Sympathien für die
Palästinenser. Es ist natürlich, dass eine Regierung wie die Erdogans,
der einer Partei mit moslemischen Wurzeln vorsteht, besonders
empfindlich sein muss. Die Probleme, die die Beziehungen in der
Vergangenheit überschatteten, wie z.B. die Aktion der IDF in Jenin, sind
immer wieder verschwunden, ohne bleibenden Schaden zu hinterlassen.
Was die Entscheidungsträger in Israel
betrifft: im Hinblick auf die Bedeutung der Beziehungen zur Türkei
sollte durchaus auf die Gefühle der türkischen Bevölkerung und Regierung
Rücksicht genommen werden. Und ein Rat an die Türkei: es dient den
vielen gemeinsamen Interessen unserer Staaten nicht, wenn die
Beziehungen zu Israel von dem Stand des Prozess mit den Palästinensern
abhängig gemacht werden.
Nader Fergany:
Erdogan und die arabischen Führungen
hagalil.com
17-06-2004 |