MASSENMORD-ANSCHLAG AN UNIVERSITÄT IN
JERUSALEM
Bei einem Bombenanschlag auf eine
beliebte und voll besetzte Cafeteria auf dem Campus der Hebräischen
Universität Jerusalem wurden mindestens sieben Menschen getötet. Zwölf
der mehr als 80 Verletzten schweben noch in Lebensgefahr. Fünf der Opfer
waren Ausländer.
Wie HA'ARETZ berichtet, vermutet die
Polizei, dass die Bombe von einem Terroristen plaziert wurde, der
entweder von einem arabischen Studenten oder einem arabischen Arbeiter
auf dem Campus Hilfestellung erhalten hat. Der Bombenleger hat die Bombe
vermutlich in einer harmlos aussehenden Tasche auf einem Tisch in der
Cafeteria des Frank-Sinatra-Gebäudes abgestellt und dann den Ort
verlassen. Der israelische Inlandsgeheimdienst geht davon aus, dass der
Täter einer Hamas-Zelle im Norden des Westjordanlands, möglicherweise in
Nablus, angehört. Die Bombe war mit Shrapnellen gespickt und
professionell präpariert, vermutlich stammte sie aus einer
Waffenfabrikation in Nablus, wo die Israelische Verteidigungsarmee seit
Operation Schutzwall nicht mehr eingedrungen ist.
FEIERN IN GAZA-STADT / INTERNATIONALE VERURTEILUNGEN
Die islamistische Bewegung Hamas bekannte
sich zu dem Anschlag, den sie einen Racheakt für die Tötung von Salah
Shehade, der Führer ihres militärischen Flügels, nannten. In Gaza-Stadt
feierten am Mittwoch Tausende palästinensische Männer, Frauen und Kinder
nach dem Anschlag mit Applaus, Gesang und Süssigkeiten. Viele riefen
nach weiteren Racheakten: "Dieses Geschenk [den Terroranschlag] widmen
wir der Seele von Sheikh Salah Shehadeh und wir rufen den
Al-Qassam-Brigaden zu, das wir auf mehr warten," so die
Lautsprecherdurchsagen.
UN-Generalsekretär Kofi Annan, US-Präsident George Bush und die
EU-Präsidentschaft verurteilten den Anschlag. Busch sagte in seiner
Mitteilung unter anderem, dass den Terroristen "klar werden müsse, dass
ihre Anschläge die Bemühungen zu einer weltweiten Bekämpfung dieser Art
des Terrors weder stoppen, noch uns davon abhalten können, eine
Friedensvision zu haben." Die Mitteilung der EU-Präsidentschaft betonte
in ihrem Aufruf an die Palästinensiche Behörde zur Verhinderung und
Ächtung von Terroranschlägen, dass "dieser sinnlose Angriff zu einem
kritischen Zeitpunkt durchgeführt wurde, als die internationale
Gemeinschaft mit den beteiligten Parteien zusammenarbeitet, um die
Gewalt zu beenden, den palästinensischen Reformprozess in Gang zu
bringen und wieder zum Friedensprozess zurückzukehren."
Israels Außenminister Shimon Peres wies von Washington aus die
Behauptung der Hamas zurück, dass dies ein Vergeltungsakt gewesen sei:
"Die Hamas hat Israel schon vor der Tötung Shehades umgebracht und hat
seitdem damit weitergemacht. Das ist ihr erklärtes Ziel." Die
Palästineser sollten diese Angriffe als illegitim verurteilen. "Sie
schaden nicht nur uns, die schaden auch die zukünftigen Interessen der
palästinensischen Nation."
"EIN SYMBOL FÜR TOLERANZ UND COEXISTENZ"
Die Hebräische Universität ist in den
Worten ihres Pressesprechers "ein Symbol für Toleranz und Zusammenleben
in Jerusalem und in Israel. Viele Palästinenser werden hier im
medizinischen und landwirtschaftlichen Bereich ausgebildet. Es war der
erste Angriff auf dem Campus seit Beginn der Gewaltwelle im September
2000. An der Universität studieren 23.000 Studenten, darunter 5.000
Araber und 1.500 internationale Studenten.
TODESOPFER
Unter den bisher
identifizierten Todesopfer ist David Diego Ladowski. Der 29
Jahre alte Student hatte an diesem Tag seine Abschlussarbeit
für den Magister einreichen wollen. Am 11. August sollte der
angehende Diplomat seine erste Stelle an der Botschaft in
Lima, Peru, antreten. Im Rahmen seiner Ausbildung war
Ladowski letztes Jahr auch an der
Israelischen Botschaft in Berlin. Die Arbeit für das
Außenministerium sah er als seine Berufung. Er hinterläßt
seine Eltern Avraham und Sarah und eine Schwester und einen
Bruder. |
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Levina Shapira, die 53 Jahre alte
Leiterin des Studentenwerks der Universität, war nach Angaben einer
Sprecherin der Universität bei allen gleichermaßen beliebt. Shapira
hinterläßt ihren Ehemann und drei Kinder.
Die Namen der weiteren Opfer sind Janis Ruth Coulter, 37, aus New York.
Benjamin Blutstein, 25, und Marla Bennet, 24, aus den USA sowie David
Gritz aus Frankreich.
"MASSAKER AUF DEM CAMPUS"
KOMMENTAR VON YOSSEF LEVY
Wieder ein Inferno. Dieses Mal traf es
die Cafeteria der Hebräischen Universität Jerusalem. Szenen des Grauens.
Sieben Tote und mehr als 80 zum Teil schwer verletzte Studenten. Junge
unschuldige Menschen, viele aus dem Ausland.
Dieses Mal befindet sich der Name eines Kollegen in der Statistik: David
(Diego) Ladowski. Dieser Tage sollte er als II. Sekretär an unserer
Botschaft in Lima beginnen. Ich kannte Diego. Er hatte unsere Botschaft
in Berlin besucht: Ein gutherziger, humorvoller junger Mann mit einer
vielversprechenden Zukunft.
Jeder, der "Verständnis" gegenüber dem Massaker zeigt, sollte sich
vorstellen, er selbst oder ein Familienangehöriger hätte in der
Cafeteria gesessen. Die "Antwort" auf die Tötung Shehades? Die Hamas
Terrororganisation braucht keine Gründe, um Juden zu töten. Schon vor
Dienstag letzter Woche haben sie Hunderte Israelis ermordet. Ich nenne
nur das Pessach-Massaker im Park Hotel von Nethanya oder das Massaker
unter den jugendlichen Disko-Besuchern im Tel Aviver Dolphinarium.
Man kann es schon fast erwarten: Der palästinensische Terror nimmt
jedesmal zu, wenn internationale Vermittler in der Region sind. Der
Anschlag an der Universität war die Begrüßung für den Geistlichen Jesse
Jackson. Gerade hatte Israel humanitäre Maßnahmen angekündigt und Gelder
an die Palästinensische Autonomiebehörde überwiesen.
Nichts kann Terror gegen Zivilisten rechtfertigen. Terror bringt die
Palästinenser nicht näher zu ihren nationalen Zielen, sondern umgekehrt:
in Not und Elend.
ISRAELISCHE MAßNAHMEN GEGEN DEN TERROR
Verteidigungsminister Benjamin
Ben-Eliezer bestätigte am Mittwochabend, laut HA'ARETZ, einen baldigen
Einsatz der IDF gegen Ziele der Hamas, Details über die Art der Aktion
wurden nicht genannt.
Am Donnerstagmorgen zerstörte die IDF das Haus von Majid Ata, der am
Dienstag in der Jerusalemer Innenstadt an einem Falafel-Stand einen
Selbstmordanschlag verübt hat. Nach Informationen aus Kreisen des
Militärs, ist das ein Teil einer Reihe von Aktionen, die nach dem
gestrigen Bombenanschlag an der Hebräischen Universität beschlossen
worden sind. Die IDF operiert weiterhin in
palästinensisch-kontrollierten Städten, mehrere Palästinenser im
Westjordanland wurden festgenommen. Zwei Sprengsätze konnten in Nablus
entschärft werden und es kam zu Schusswechseln. Es gab keine Verletzte.
Die Terrorwarnung in der Sharonebene wurde am Donnerstagmorgen
abgeschwächt. Nach Einschätzungen der Polizei ist die Terrorzelle, die
eine Anschlag geplant hatte, aufgrund des massiven Präsenz von
Sicherheitskräften in das Westjordanland zurückgekehrt, das berichtet
der Armee-Rundfunk.
ANKLAGESCHRIFTEN VON TOP-TERRORISTEN ONLINE
Die Top-Terroristen Nasser Mahmoud Ahmed
Aweis, der ehemalige Kommandeur der Fatah Tanzim und
Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden in Nablus und Nordsamaria, und Nasser Naji
Abu-Hamid, ein ehemaliges Mitglied von der Führung der
Fatah-Jugendbewegung in Ramallah, wurden vor den Gerichten in Tel Aviv
beziehunsweise Jerusalem angeklagt. Beide Männer haben eng mit Marwan
Barghouti zusammengearbeitet.
Die Anklageschriften (auf Englisch) können auf der Website des
Israelischen Außenministeriums eingesehen werden:
Nasser Aweis -
http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH0m5b0
Nasser Abu Hamid -
http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH0m5c0
Anmerkungen oder Fragen?
botschaft@israel.de
[Todesopfer]
[Die Reaktion der Hebräischen
Universität - Jerusalem]
Anschlag in der Universität:
Blutbad in der Cafeteria
Das gestrige Blutbad hat in brutaler Weise gezeigt, dass es
wirklich keinen Ort gibt, an dem man sich sicher fühlen kann...
hagalil.com
01-08-02 |