
Der Optimismus des Ramat Kal:
Wir haben gewonnen!
Die Aussage des Generalstabschefs Ya’alon, der
gewaltsame Konflikt mit den Palästinensern sei allem Anschein nach
vorbei und Israel habe gesiegt, wurde in der israelischen Presse
ausgiebig kommentiert und kritisiert.
Während Abu-Masen versprach: "Wer gegen den
Waffenstillstand verstößt, den werden wir zerstören", meinte
Generalstabschef Y'alon letzte Woche: "Es ist möglich, dass wir das Ende
des Konflikts mit den Palästinensern erreicht haben".
In M'ariw kommentiert Ben Caspit unter der Überschrift
"Die Wahrheit Buggis" die Äußerungen des Generalstabschefs (Ramat Kal)
Mosche Bugi Ya’alon:
"Im vergangenen Jahr entwickelte sich in den
Sitzungen des Kabinetts und der Regierung eine seltsame Routine: "Jedes
Mal, wenn der Generalstabschef mit seinen bunten Dias kommt und unsere
Erfolge erklärt", sagt eine hohe politische Stelle, "fange ich an, mir
Sorgen zu machen".
Generalstabschef Mosche Buggi Ya’alon erklärte gestern, wir hätten
gewonnen, und während er dies sagte, sperrten die Sicherheitskräfte den
Großteil der Straßen im Sharon-Gebiet (zwischen Tel-Aviv und Haifa) ab
und machten sich auf eine breit angelegte Jagd nach einer Terrorbande,
die laut geheimdienstlicher Informationen aus dem Raum Nablus (nördliche
Westbank) eingedrungen war. Tausende von Autofahrer standen stundenlang
im Stau, einige ließen ihre Autos am Straßenrand stehen und gingen zu
Fuß weiter - wahrscheinlich wollten sie die großen Siegesfeiern nicht
versäumen.
Generalstabschef Ya’alon ist ein ehrlicher Offizier, manchmal zu
ehrlich. Einer, der immer alles sagt, was er denkt, ohne Ausnahme. Aber
manchmal sollte man Ausnahmen machen. Chaim Israeli, mythologischer
Berater von Generationen israelischer Verteidigungsminister, pflegte zu
sagen, man sollte nie in die Situation geraten, etwas, das man gesagt
hat, bedauern zu müssen. Leider ist Israeli schon pensioniert und konnte
Ya’alon diesen Rat nicht geben.
Erst vor einigen Wochen sagte Ya’alon, die Hudna werde Israel in eine
Katastrophe stürzen und dürfe deshalb auf keinen Fall akzeptiert werden.
Die Hudna wurde jedoch geschlossen, Israel hat sich mit ihr abgefunden,
Dahlan hat noch keinen einzigen Terroristen festgenommen, Dutzende von
Warnungen liegen vor und der Optimismus ist mehr als vorsichtig. Der
Premier ist besorgt, der Verteidigungsminister schweigt, der
Außenminister hegt Zweifel. Aber dafür haben wir ja unseren
Generalstabschef: Wir haben gewonnen und damit basta!"
Der Skepsis von Ben Caspit widerspricht Amir
Rappaport, ebenfalls M'ariw, unter der Überschrift: "Wir haben wirklich
gewonnen":
"Obwohl der diese Woche erzielte Waffenstillstand sehr zerbrechlich
ist und man durchaus an den Äußerungen des Generalstabschefs zweifeln
könne, hat General Ya’alon recht.
Um dies zu verstehen, muss man die Dinge, die sich hier ereignet haben,
aus palästinensischer Sicht sehen. Aus dieser Sicht haben die 815
israelischen Toten und fast drei Jahre Terror keinerlei Ergebnisse
gebracht. Als Gegenleistung für einen Waffenstillstand erhalten die
Palästinenser Dinge, die vor der Intifada selbstverständlich waren.
Der Traum eines Palästinenserstaats mit der Hauptstadt Jerusalem war für
sie in greifbarer Nähe und hat sich jetzt wieder entfernt. Die
Palästinenser haben die internationale Unterstützung verloren, Arafat
hockt in der Mukata und die palästinensische Öffentlichkeit, die wegen
der Blockaden nicht von Stadt zu Stadt fahren kann, bezahlt einen sehr
hohen wirtschaftlichen und sozialen Preis.
Um die verständlichen Zweifel bezüglich der Chancen der Hudna zu
überwinden, muss man verstehen, dass die wesentliche Änderung, die sich
in den letzten Monaten, seit der Ernennung Abu-Masens zum MP, vollzogen
hat, die Tatsache ist, dass die palästinensischen Erklärungen gegen den
Terror von einem Lippenbekenntnis zu einer existenziellen Notwendigkeit
geworden sind, an die Abu-Masen und Dahlan mit ganzem Herzen glauben.
Die Palästinenser verstehen, dass ihnen der Terror mehr geschadet hat
als uns, und die Aussichten, dass sie ihn stoppen werden, sind weitaus
größer geworden. Deshalb sieht man den Generalstabschef diese Woche oft
lächeln. Deshalb klingt er so optimistisch.
Es kann natürlich sein, dass es noch Anschläge geben wird, obwohl die
geheimdienstlichen Einschätzungen jeden Tag optimistischer werden. Aber
auch einige "kleine" Anschläge werden die allgemeine Tendenz oder das
Ergebnis dieses Kriegs nicht ändern: der Terror hat sein Ziel nicht
erreicht, und die israelische Gesellschaft hat diese Prüfung
überraschend gut bestanden. Der große Erfolg dieses Kriegs ist es, dass
Israel seine Abschreckungskraft zurück gewonnen hat.
Die Arroganz ist geblieben:
In einem Sommer vor
30 Jahren
Es war ein heißer, feuchter Sommer wie dieser, vor 30 Jahren,
Israel war überzeugt, unbesiegbar zu sein und Ministerpräsidentin Golda
Meir, war sicher, es gäbe kein palästinensisches Volk...
hagalil.com
06-07-03 |