Vermeiden Sie es, Werke Wagners zu spielen:
Appelle von Kazaw bis Galili
Staatspräsident Mosche Katsav wandte sich in der letzten Woche an die
Leitung des Israelfestivals mit der Bitte, "ernsthaft und mit viel
Sensibilität" die zahlreichen eingegangenen Anfragen zu überprüfen, im
Rahmen des Israelfestivals kein Werk des deutschen Komponisten Richard
Wagner zu spielen.
Katsav
schrieb: "Mit allem Respekt vor dem künstlerischen Wert dieser Werke,
ihre Darbietung kann nicht gerechtfertigt werden, wenn sie die Gefühle
der Holocaustüberlebenden verletzt. Die Rücksichtnahme auf die Gefühle
und den Schmerz der Überlebenden muss Vorrang vor den künstlerischen
Überlegungen haben."
Katsav
fügte hinzu, die Darbietung eines Werks Wagners im Rahmen des
Israelfestivals würde bei den Holocaustüberlebenden ein "unerträgliches
Trauma" bewirken. Auf die Holocaustüberlebenden müsse Rücksicht genommen
und alles getan werden, "um ihren Schmerz nicht zu verstärken. Man darf
die Tatsache nicht ignorieren, dass Wagner nicht nur ein Komponist war,
sondern auch ein Theoretiker, der in seinen Schriften die Lehre des
modernen Antisemitismus aufgestellt und entwickelt hat".
Die
Festivalsleitung wird nun darüber beraten, ob es angebracht ist, dass
das Konzert stattfindet, welches am 7. Juli von der Staatskapelle Berlin
unter Leitung des israelischen Dirigenten Daniel Barenboim gespielt
werden soll.
Seev
Galili fasste in der Zeitschrift "Makor Rischon" ("Aus erster Hand")
etliche "gute Argumente für eine Aufführung der
Werke Richard Wagners" zusammen.
Er
meint: "Musikexperten würden sagen, dass die Streichung Wagners aus der
Musikgeschichte einer Amputation gleichzustellen wäre. Ohne Wagner könne
unsere musikalische Welt nicht begriffen werden. Weiter würden sie
sagen, dass keinerlei Zusammenhang zwischen den Ansichten Wagners über
die Juden und seinen Werken besteht. Wo können wir einen größeren
Antinazi finden als den Dirigenten Arturo Toscanini, der nach Israel
kam, um das Eröffnungskonzert der Philharmoniker zu leiten, mit der
Begründung, es sei seine Pflicht, für Künstler zu kämpfen, die von den
Nazis verfolgt werden. Und es war Toscanini selbst, der gefordert hat,
hier im Land Wagner zu spielen, und im Jahre 1938 hat er sogar zwei
Wagner-Konzerte dirigiert.
Experten
für Antisemitismus würden sagen, es habe größere Antisemiten gegeben als
Wagner, und wir boykottieren sie nicht. Wie zum Beispiel Franz Liszt,
den Schwiegervater Wagners. Oder wie Chopin, den bewunderten polnischen
Pianisten, der ein Antisemit polnischer Art war. Und wenn wir jeden
antisemitischen Künstler boykottieren würden, dann gäbe es nicht mehr
viele Werke, an denen wir uns erfreuen könnten.
Zu dem
Argument, die Nazis hätten Wagner übernommen, würden manche sagen, sie
hätten auch Beethoven ins Herz geschlossen, oder auch, dass der BBC
während der Kriegsjahre ständig Werke Wagners gespielt habe".
Galili
betont, man könnte noch viele weitere Argumente für die Darbietung
Wagners vorbringen, meint dann aber, es gebe ein entscheidendes Argument
dagegen:
"Diejenigen, die sich vor den Verbrennungsöfen retten konnten, werden
immer weniger. Fast alle betrachten sie Wagner als ein Symbol des
Nazismus, der das Judentum ausrotten wollte.
Solange es noch einen Holocaustüberlebenden gibt, wenn auch nur einen
einzigen, den eine Darbietung Wagners verletzen würde, dann genügt dies,
um unbedingt davon abzusehen".
haGalil onLine 14-05-2001
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