Wahlen
zur Kneseth - 28.Januar 2003
Miflagoth:
Parteien in Israel
Kurz vor
Schluss:
Letzte
Bedenkzeit vor den Wahlen
Die letzten
Umfragen vor den Wahlen am kommenden Dienstag zeigen, dass sich der
Likud überraschend schnell von den Skandalen der vergangenen Wochen
erholt hat, die Arbeitspartei droht noch hinter Shinui abzurutschen
und diskutiert bereits, wie Amram Mitzna wieder abgesägt werden
soll. Auch die israelische Presse hat sich bereits auf einen
Wahlsieg Scharons eingestellt.
Die neusten
Entwicklungen im Sharon-Skandal scheinen das genaue Gegenteil von
dem anfänglichen Popularitätsverlust des Likud zu bewirken.
Schließlich hat man nun auch einen Sündenbock gefunden, eine
Staatsanwältin, die das Dokument über den Sharon-Kredit
weitergegeben hat. Als Motiv hörte man zunächst, dass sie Angst vor
einer Scharon-Regierung gehabt hätte, da ihr Sohn dieser Tage
eingezogen wird. Das wurde jedoch wieder dementiert und als Letztes
hieß es, sie habe keine politischen Beweggründe gehabt.
Wie auch
immer, der Likud hat das kurze Umfragen-Inferno gut überstanden. Die
Kommentatoren israelischer Zeitungen haben sich mittlerweile auf
einen Wahlsieg Scharons eingestellt und versuchen das Beste aus
dieser Prognose zu machen. Mit einigen wenigen Ausnahmen. Die
Tageszeitung Haaretz hat in ihrer heutigen Wochenendausgaben zwei
Kommentare veröffentlicht, die dringend zur Wahl von Amram Mitzna
anraten.
Darunter ist
der Tipp von Yoel Marcus: "Wenn Sie glücklich sind mit der
derzeitigen Situation, dann wählen Sie Scharon." Marcus spielt auf
das große Paradoxon in diesen Wahlen an. Das gesamte Land ist
unzufrieden, die Sicherheitslage hat sich in der Regierungszeit
Scharons genauso verschärft wie die wirtschaftliche Situation.
Trotzdem steht Scharon weiter hoch in der Wählergunst, als ob seine
Politik daran keinen Anteil hätte. "Wenn Sie denken, die Dinge
werden sich 2003 ändern", so Marcus sarkastisch, "dann haben Sie
recht. Die wirtschaftliche Situation wird noch schlechter werden, da
sie direkt mit der Sicherheitslage verbunden ist. Die Steuern werden
erneut steigen, das Kapital wird weiter abwandern und Investitionen
werden schließlich zum Stillstand kommen."
Diese
Erfahrung macht auch Mitzna auf seiner Wahlkampfkampagne. Die
Menschen beklagen sich bei ihm über Arbeitslosigkeit,
Steuererhöhungen, die Sicherheitslage und vieles mehr, fügen jedoch
gleich an, trotzdem werde ich Sharon wählen. Mitzna bleibt jedoch
eisern, unter seiner Führung wird die Arbeitspartei keine Koalition
mit dem Likud eingehen. Das könnte die wirkliche Chance für die
Avodah sein, ihr demoliertes Image zu reparieren.
Jeder, der
seine Stimme an Mitzna und die Arbeitspartei gibt, kann darauf
zählen, dass er auf eine starke Opposition setzt, die die
Regierungszeit Scharons mit Argusaugen überwachen wird. So
verspricht es jedenfalls Mitzna. Vielleicht ist das auch noch
wichtiger, wie eine Beteiligung an der Regierung, denn so kann die
Arbeitspartei in Konsolidierung gehen und beruhigt den Tag abwarten,
an dem Scharon fallen wird. Denn der kommt gewiß und zwar bald.
- Links denken, rechts wählen:
Lehren aus der blutigen Statistik
Warum sind die Israelis in
überwältigender Mehrheit Tauben bezüglich ihrer
Grundsatzpositionen, jedoch Falken bezüglich ihrer Wahlmuster?
Warum sind die Israelis auf lange Sicht gesehen Tauben, auf
kurze Sicht jedoch Falken? Und warum möchten sie Ariel Sharon
als Premierminister, obwohl sie glauben, dass die Siedlungen in
den Territorien evakuiert werden sollten?
- Eine Mehrheit
für Gewalt:
Warum Israel Scharon wählen wird
Scharon
ist in Israel das Kunststück gelungen, seinen schlechten Ruf als
Zwietracht säender Politiker loszuwerden. Er gilt nun als einer,
der die Gesellschaft eint im Kampf gegen den Terror. Inzwischen
glaubt eine Mehrheit der Israelis, dass nur Gewalt die
Palästinenser zur Räson bringen werde...
aue /
hagalil.com
24-01-2003 |