Mordechai Vanunu wird entlassen:
Wovor haben sie Angst?
Ronen Bergmann, Jedioth Achronoth,
20.04.2004
Warum hat der Sicherheitsapparat
eigentlich eine solche Angst vor der
Entlassung
Vanunus? Die Behauptung, Mordechai Vanunu verfüge noch immer über
geheime Informationen, ist nicht korrekt, um es milde auszudrücken.
Vanunu hat sich schon langen und
erschöpfenden Verhören unterzogen, sowohl von Leuten der "Sunday Times"
als auch vom Shabak in Israel. Und wenn es keine Befürchtungen vor neuen
Enthüllungen gibt, welchen Schaden kann Vanunu dann der Staatssicherheit
zufügen?
Da ist natürlich die Entführung an sich.
Sollte Vanunu erzählen, wo und wie er entführt wurde, dann könnten der
Staat Israel und der Mossad in eine peinliche diplomatische Situation
mit Italien und seinen Sicherheitsdiensten geraten.
Jechiel Chorev, der Verantwortliche für
Sicherheit im Verteidigungsministerium und der Verantwortliche für die
"nukleare Geheimhaltung" des Staates Israel fürchtet vor allem eine
"Medienexplosion", eine wiederholte Veröffentlichung von Dingen, über
die bereits berichtet wurde. Chorev verglich seinerzeit die
Geheimhaltung mit einem Glas Wasser: "Meine Aufgabe ist es, dafür zu
sorgen, dass das Wasser nicht überläuft. Bis zur Vanunu-Affäre war sehr
wenig Wasser im Glas. Nach der Affäre stieg es erheblich an, es
schwappte jedoch nicht über."
Sollte Vanunu jetzt den Mund öffnen,
befürchtet Chorev, dass das Wasser überlaufen und es mit der
Geheimhaltung vorbei sein wird.
Viele Experten sagen jedoch
andererseits, alles, was Vanunu wisse, sei bereits veröffentlicht worden
und könne mit Leichtigkeit im Internet gefunden werden, und gerade die
Einschränkungen, die man gegen ihn verhängt hat, könnten Aufmerksamkeit
erregen. Darauf antwortet der Sicherheitsapparat: Es gibt einen großen
Unterschied zwischen einem Artikel in der "Sunday Times" und einem
Fernsehinterview, das in aller Welt ausgestrahlt wird.
hagalil.com
21-04-2004 |