Vorschlag des Obersten Gerichts:
Zensur von umstrittenen Film
Nachrichtenartikel von Yuval Yaoz,
Ha'aretz-Korrespondent, Ha'aretz, 28.03.2004
Übersetzung Daniela Marcus
Eliahu Mazza, Richter am Obersten Gerichtshof,
schlug am Sonntag vor, mehrere Szenen aus Mohammed Bakris
umstrittenem Film "Dschenin, Dschenin" zu entfernen, um zusätzliche
Anhörungen, die zu einer weiteren Verzögerung der Freigabe des Films
führen können, zu vermeiden.
Zusätzliche Anhörungen waren vom Staat und von
Vertretern der Soldaten, die in Dschenin gekämpft hatten, gefordert
worden. Der Kampf um Dschenin fand im April 2002 statt und war Teil
der Operation "Schutzschild", die dem Terroranschlag am Sederabend
im Park Hotel in Netanya folgte. Der Staat und die Vertreter der
Soldaten sind der Meinung, der Film solle nicht freigegeben werden.
Familienangehörige der Soldaten, die im Kampf um Dschenin starben,
nahmen an der Verhandlung teil.
"Der Film enthält kontroverse Aussagen und vier
oder fünf Szenen, die sehr problematisch sind", sagte Mazza und
fügte hinzu, er habe den Film mehrere Male gesehen und entschieden,
dass einige Szenen herausgeschnitten werden sollten, um diejenigen
zufrieden zu stellen, die gegen die Freigabe protestieren.
Die Staatsanwaltschaft sagte, sie werde Mazzas
Vorschlag dem Zensurgremium vorlegen.
Der Film ist deshalb kontrovers, weil er als
Dokumentation präsentiert wird, jedoch nur die palästinensische
Sicht der Dinge zeigt und umstrittene Themen als Tatsache hinstellt.
Der Kampf wurde von den Palästinensern und vielen Medien zunächst
als Massaker beschrieben. Doch es zeigte sich später, dass die
Anzahl der Toten und die Umstände, unter denen sie zu Tode gekommen
waren, vollkommen übertrieben dargestellt worden waren.
"Vielleicht sollten die weniger kontroversen
Segmente nicht gelöscht, sondern eine Bildunterschrift beigefügt
werden, die besagt, dass die israelische Verteidigungsarmee die
Aussagen zurückweist bzw. dass sich die Aussagen nach Überprüfung
von internationalen Körperschaften als falsch erwiesen haben", sagte
Mazza. "Dies würde den Zuschauern verdeutlichen, dass die Aussagen
kontrovers und anfechtbar sind und dass es besser gewesen wäre, wenn
der Film mehrere Szenen ausgelassen hätte."
Ein Team des Obersten Gerichtshofes, angeführt von
der inzwischen pensionierten Richterin Dalia Dorner, hatte im
November entschieden, ein Verbot des Zensurgremiums bezüglich der
Ausstrahlung des Films aufzuheben. Damit war der Weg für
kommerzielle Vorführungen geebnet worden.
Entscheidung des Obersten Gerichts zu
umstrittenem Film:
Querschläger aus Dschenin
hagalil.com
29-03-2004 |