Das Hohe Gericht revidiert die Zensur von
"Dschenin, Dschenin"
Auszüge aus einem Nachrichtenartikel von Goel
Pinto und Gideon Alon, Ha'aretz, 12.11.2003
Übersetzung Daniela Marcus
Der Hohe Gerichtshof bestätigte gestern
einstimmig den Einspruch von Schauspieler und Direktor Mohammed
Bakri gegen eine letztjährige Entscheidung des israelischen Komitees
der Filmzensur, die Dokumentation "Dschenin, Dschenin" zu verbieten.
Das Filmkomitee sagte, es habe entschieden, den
Film zu verbieten, weil er eine "verzerrte" Ansicht des israelischen
Eindringens nach Dschenin während der Operation Schutzschild
präsentiere. Laut Komitee könne der Film das Publikum unter dem
Deckmantel "Dokument der Wahrheit" möglicherweise in die Irre
führen.
Das Zensurkomitee nannte "Dschenin, Dschenin"
einen "Propagandafilm", der die israelische Öffentlichkeit aufwühlen
und sie dazu führen könnte, "fälschlicherweise zu denken, dass
Soldaten der israelischen Verteidigungsarmee systematisch und
absichtlich Kriegsverbrechen ausführen".
Doch die drei Richter sagten, der Vorwurf, er
enthalte Lügen, reiche nicht aus, den Film zu verbieten. Sie fügten
an, das Filmkomitee sei nicht bemächtigt zu entscheiden, was
Wahrheit und was Lüge sei, es habe kein "Monopol für die Wahrheit"
und es habe nicht die Autorität, Entscheidungen aus ideologischen
Gründen zu fällen.
Die Tel Aviver Cinemathek hat nun den 8. Dezember
als Zeitpunkt für die Ausstrahlung des umstrittenen Films angesetzt.
Doch Verwandte von einigen der Soldaten, die in dem heftigen Gefecht
gestorben waren, ließen Pläne verlauten, gegen die Entscheidung des
Gerichts Klage einzureichen.
Als der Film "Dschenin, Dschenin" vor seinem
Verbot in Tel Aviv und in Jerusalem gezeigt worden war, hatte er
einen Aufschrei unter den Israelis, besonders unter Soldaten, die im
Flüchtlingslager von Dschenin gekämpft hatten, hervorgerufen. Eine
Gruppe von fünf Soldaten hatte eine Verleumdungsklage gegen Bakri
eingereicht. Ihr Anwalt sagte, die Entscheidung des Obersten
Gerichtshofes habe keinen Einfluss auf diese Klage.(...)
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07-12-2003 |