Handeln, ohne Konzessionen:
Wohin führt der "entschlossene Weg"?
Entschlossenes Vorgehen ist angesagt, wohin
und mit wem ist allerdings fraglich...
Während haArez erneut von der suizidalen
Palästinensermentalität spricht und zum Schluß kommt, dass "eine
palästinensische Gesellschaft, die nicht gemeinsam mit ihrer
Führungsspitze gegen den Selbstmordterror kämpft, sich selbst zum
nationalem Selbstmord verurteilt", entgegnet Tali Lipkin-Shachar in
M'ariw: "Wir haben eine morbide Realität geschaffen, wir sind
diejenigen, die sich selbstmörderisch benehmen - wir vernichten uns
selbst und unsere Nachbarn".
Die erneute Militäraktion, diesmal unter der Bezeichnung
"Entschlossener Weg", betrachtet Chemi Shalev in
M'ariw mit Skepsis, ihr Scheitern sei voraussehbar: "Die Wiedereroberung
der A-Zonen wird vielleicht eine Zeitlang den Terror unterdrücken, doch
danach wird er sofort weitergehen".
Ein Kommentar der Tageszeitung M'ariw rät Scharon,
wenn er heute Morgen zum -zigsten Mal den Sicherheitsapparat und das
Kabinett einberuft, um über die Lage zu sprechen, dass er wissen sollte,
dass die roten Linien seit langem überschritten wurden.
Gestern wurde bekannt, dass die IDF der bevorstehenden
Aktion den Namen „Entschlossener Weg“ verliehen hat. Es ist fraglich, ob
diese Regierung über die Entschlossenheit verfügt, die erforderlich ist,
um uns aus dem Schlamm zu ziehen.
Unsere Regierung schlägt weder auf die Palästinenser los
noch sorgt sie für eine Trennung. Sie macht von allem ein bisschen. Wenn
es noch eines Beweises für die Entscheidungsunfähigkeit der Regierung
bedurft hätte, so kann man ihn in dem Hin und Her um die Wiedereroberung
der A-Zonen finden, die seit vorgestern im Gange ist.
Der Haken ist, dass dieses Durcheinander, bei dem jeder
eine andere Version desselben Geschehens vorbringt, kein Einzelfall und
kein Zufall ist. So verhält sich die Regierung seit Beginn der zweiten
Intifada, und das kann nicht so weitergehen.
Angesichts des monströsen Terrors muss Israel zwei
eindeutige, unmissverständliche Schritte unternehmen: der eine ist
defensiv und bedeutet eine klare, effektive Trennungslinie, die zweite
ist offensiver Natur: eine ‘Operation Schutzwall’ Nummer zwei, ohne
Konzessionen und Kompromisse, in den gesamten besetzten Gebieten. Die
Ausweisung Arafats ist aus politischen Gründen immer noch ein Tabu.
Daher sollte man die Auseinandersetzung darüber derweil vertagen. Doch
abgesehen davon müssen wir beginnen zu handeln.
Die national-religiöse Zeitung haZofeh (der
Beobachter) fordert eine länger dauernde Aktion: "Vorgestern
hatte die Regierung sich dazu entschlossen, die Armee für längere Zeit
in die Terrorstädte einrücken zu lassen, was sie nach Meinung von
Experten schon längst hätte tun sollen. Unsere Präsenz in den A-Zonen
ist notwendig, um Terrorakte zu verhüten, so lange diese Bedrohung
existiert.
Hunderte von Granaten wurden auf israelische Siedlungen
im Gusch Katif (Gaza) abgeschossen, die wie durch ein Wunder keinen
größeren Schaden angerichtet haben. Wenn dort etwas passiert, wird die
Regierung das Unvermeidliche tun müssen, etwas das Mubarak vehement
ablehnt, weil er, genauso wie das christliche Europa, daran interessiert
ist, dass jüdisches Blut vergossen wird. So viel wie möglich.
Vermutlich wird Israel schon in den nächsten Tagen
massiv unter Druck gesetzt werden, damit es die A-Zonen verlässt. Israel
muss diesen Pressionen widerstehen und klarstellen, dass es keine
Gebiete erobern, sondern nur das Leben seiner Bürger schützen will, und
dass es sich in dem Augenblick zurückzieht, in dem es einen ‘Hausherrn’
in Judäa, Samaria und Gaza gibt. Wenn es um die muslimische Mentalität
geht, muss man sofort mit radikalen Schritten beginnen. Alles andere
wird uns als Schwäche ausgelegt".
In der auflagenstärksten Tageszeitung Jedioth
achronoth befürchtet Yehiam Pri’or, dass PM Sharon und VM Fuad
(Ben-Eli'eser) noch die nächsten 2000 Toten abwarten werden.
"Das Verhalten der Sharon-Fuad-Regierung legt die
Befürchtung nahe, dass sie auch in Zukunft versagen wird und dass unsere
‘Führer’ sich erst dann zum Handeln aufraffen werden, wenn die Zahl
unser Toten so ansteigt, dass sie gar nicht mehr anders können. Sollen
wir, die Bürger dieses Staates, weiter zu Beerdigungen gehen und
schweigen?"
Von all diesen emotionalen Beiträge hebt sich die
Warnung von General Amos Gilad, Koordinator für die besetzten Gebiete,
ab.
Er fürchtet, dass bei eine längeren Verbleiben der Armee
in den palästinensischen Städten Israel die Zivilverwaltung der
besetzten Gebiete wieder übernehmen muss, um für die palästinensische
Bevölkerung zu sorgen: "Israel muss dann für sämtliche Bedürfnisse von
drei Millionen hungrigen und feindseligen Palästinensern aufkommen -
während seine eigene Wirtschaft zusammenbricht".
Weitere Stimmen zum "Mazaw", zur Lage allgemein und zur
"Regierung der Nationalen Einheir" im Besonderen:
Fünf vor
Zwölf?
haGalil onLine 26-06-2002 |