Behauptungen und Tatsachen:
Der Golfkrieg
Behauptung:
»Israel hat vom Golfkrieg profitiert, ohne auch nur
den geringsten Preis dafür zu bezahlen.«
Es stimmt, dass Israel von der Zerstörung der irakischen Militärmacht
durch die von den Vereinigten Staaten angeführte Allianz profitierte, aber
auch auf israelischer Seite waren die Kosten enorm. Noch vor Ausbruch der
Kriegshandlungen musste Israel seinen Verteidigungsetat aufstocken, um seine
Streitkräfte in erhöhter Alarmbereitschaft halten zu können. Die irakischen
Raketenangriffe rechtfertigten sehr schnell die israelische
Vorsichtsmaßnahme, die Luftwaffe rund um die Uhr im Einsatz zu halten.
Insgesamt musste das Verteidigungsbudget um mehr als 500 Millionen Dollar
erhöht werden. Weitere hundert Millionen wurden zum Schutz der
Zivilbevölkerung benötigt.
Die 39 irakischen Scud-Raketen richteten in Haifa und Tel Aviv großen
Schaden an. Im Gebiet von Tel Aviv wurden etwa 3300 Wohnhäuser und andere
Gebäude beschädigt. 1150 Personen mussten evakuiert und in Hotels
untergebracht werden - eine Maßnahme, die pro Nacht 20.000 Dollar kostete.
Neben den unmittelbaren Kosten durch die ständige militärische
Einsatzbereitschaft und die Sachschäden erlitt die israelische Wirtschaft
Einbußen, weil viele Israelis wegen des Ausnahmezustands nicht zur Arbeit
gehen konnten. Die Betriebe arbeiteten während des Krieges nur mit 75% ihrer
normalen Kapazität, was einen Gesamtverlust von 3,2 Milliarden Dollar
bedeutete.4
Die am schwersten hinzunehmenden Kosten betrafen jedoch Verluste an
Menschenleben. Bei den Angriffen der Scud-Raketen starben insgesamt 74
Personen; zwei kamen bei den Angriffen selbst ums Leben, vier erstickten in
den Gasmasken, die übrigen starben an Herzanfällen.5
Eine Kommission der Vereinten Nationen, die sich mit den aus dem
Golfkrieg von 1991 resultierenden Wiedergutmachungsansprüchen an den Irak
befasste, sprach israelischen Finnen und Einzelpersonen über 31 Millionen
Dollar 'Wiedergutmachungszahlungen' zu. Diese Entscheidung von 1999 ging auf
eine Resolution des Sicherheitsrates im Jahr 1992 zurück, die den Irak
verpflichtete, die Opfer des Golfkriegs zu entschädigen.6 Im Jahr
2001 sprach die Wiedergutmachungskommission der Vereinten Nationen Israel 74
Millionen Dollar als Ausgleich für die Kosten zu, die durch die Einschläge
irakische Scud-Raketen im Golfkrieg entstanden waren. Damit wies die
Kommission den größten Teil der israelischen Gesamtforderung in Höhe von
einer Milliarde Dollar ab.7
4 NearEast Report, 4. Februar 1991.
5 Jerusalem Post, 17 Januar 1991.
6 JTA, 14.4.1999.
7 JTA, 21.6.1999.
Behauptung:
»Israel hat nichts getan, um die Palästinenser vor den Angriffen der
Scud-Raketen zu schützen.«
Die Los Angeles Times machte deutlich, vor welche Probleme die Ausgabe
von Gasmasken an die Bevölkerung die israelischen Verantwortlichen stellte:
»Die Ausgabe der Gasmasken erfolgte auf Grund von
Wahrscheinlichkeitsschätzungen - die zum Teil auf Saddam Husseins schon vor
dem Krieg ' ausgesprochenen Drohungen beruhten -, in welchen Gebieten die
Gefahr für die Bevölkerung voraussichtlich am größten sein würde. Die
Küstenregion um das Ballungszentrum Tel Aviv - Haifa mit seiner vorwiegend
jüdischen Bevölkerung und Jerusalem, die zweitgrößte Stadt des Landes,
genossen dabei absoluten Vorrang. Nach ihnen kamen kleinere Städte und
ländliche Gebiete im israelischen Kernland, und erst zum Schluss die
besetzten Gebiete. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Reihenfolge richtig
war. Natürlich war die Gefahr, die von den irakischen Waffen ausging, am
stärksten für israelische Bürger und nicht für die Palästinenser in der
Westbank, die ja schließlich Partisanen Saddams sind.«8
Die überwiegende Mehrheit der Palästinenser machte im Übrigen kein Hehl
aus ihrer Unterstützung für den Irak. Als die Scud-Raketen auf Israels
Ballungszentren hinab regneten, kletterten viele von ihnen auf die Dächer
und jubelten. Auf Grund dieser unverhohlen zur Schau getragenen
pro-irakischen Haltung und weil der irakische Diktator selbst seine Sorge um
die Palästinenser geäußert hatte, glaubte man in Israel im Allgemeinen
nicht, dass die besetzten Gebiete angegriffen würden.
Später wurden dann auch an alle Einwohner dieser Gebiete Gasmasken
verteilt. Der Krieg war allerdings zu Ende, bevor alle Palästinenser
Gasmasken erhalten hatten. Trotzdem kam bei den Scud-Angriffen kein einziger
Palästinenser ums Leben.
Los Angeles Times, 28. Januar 1991.
DER GOLFKRIEG 1991
Aus dem Buch Behauptungen und Tatsachen,
von Bard, Mitchell G., ersch. im Hänssler Verlag, 2002, Taschenbuch,
800 S., ISBN 3775138560, EUR 9,95.
hagalil.com
11-03-2003 |