
Die Drohung, die keiner ausspricht:
Kleine Vertreibungen und großer Transfer
Eine Vertreibung der Palästinenser erscheint unvorstellbar,
politisch wie moralisch. Und doch wird in Israel über diese
Möglichkeit in jüngster Zeit auf subtile, aber höchst beunruhigende
Weise diskutiert. Was würde geschehen, wenn im Falle eines Krieges
irakische Raketen in Israel einschlügen und Palästinenser in Jubel
ausbrächen? Was passiert, wenn der alltägliche Hass weiter angeheizt
wird? Während der "große Transfer" aber nur eine ferne Möglichkeit
ist, haben diverse Maßnahmen in den besetzten Gebieten -
Straßenblockaden, Militärpatrouillen, Passierscheinschikanen - schon
viele "kleine Vertreibungen" bewirkt.
Von Amira Hass
Korrespondentin der Tageszeitung Ha'aretz in Ramallah. Soeben
erschien:
"Gaza. Nachrichten aus einem besetzten Land", München (C. H.
Beck) 2003.
Ende Dezember 2002
entdeckte ein europäischer Diplomat an einer Straße im Jordantal ein
neues Schild mit der Aufschrift "Gandhi". Der Straßenname soll
offenbar an den General Rehavam Zeevi erinnern, der paradoxerweise
den Spitznamen "Gandhi" trug. Kurz bevor dieser israelische Gandhi
im Oktober 2001 von einem Kommando der Volksfront für die Befreiung
Palästinas (PFLP) ermordet wurde, hatte er explizit zum "Transfer"
der Palästinenser in arabische Länder aufgerufen. War die
Umbenennung der Straße ein schlechter Scherz oder offener Zynismus?
Das Schild befand sich unmittelbar vor der Abzweigung nach Osten,
die über die Allenby-Brücke zum Grenzübergang nach Jordanien führt -
dorthin genau sollte der "Transfer" nach dem Willen des Gründers der
Moledet-Partei gehen.
Kurz vor seinem Tod, am
Morgen nach einem Selbstmordattentat, hatte Rehavam Zeevi im
Rundfunk verkündet, was er jahrelang nicht ganz so deutlich hatte
sagen können: Der ("akzeptierte") Transfer der Araber sei die
einzige "Lösung". Diese These ist aussprechbar geworden, weil die
meisten Israelis die palästinensischen Kamikazeanschläge weder als
eine Form des Kampfes gegen die Okkupation sehen noch als Rache für
die Angriffe der israelischen Armee, die auf Seiten der
Palästinenser über 2 000 Tote gefordert haben, darunter mindestens
1 500 Zivilisten. Für sie beweisen die Selbstmordattentate nur, dass
die Palästinenser den Staat Israel von der Karte ausradieren und
"die Juden töten wollen, weil sie Juden sind".
In diesem Kontext erscheint
die Idee des Transfers, also der "Umsiedlung", als eine
Verteidigungsmaßnahme, als "menschliche Antwort" auf eine ansonsten
ausweglose Situation. Unklar bleibt allerdings, welche Bevölkerung
"umgesiedelt" werden soll. Die Palästinenser aus dem Gaza-Streifen
und Westjordanland? Die Flüchtlinge? Oder alle Araber, die zwischen
dem Mittelmeer und dem Jordan leben, inklusive derjenigen, die
israelische Staatsbürger sind?
Die Erziehungsministerin
hat die Diskussion angeheizt, indem sie den Schulen des Landes eine
Gedenkfeier zum Todestag von Rehavam Zeevi verordnet hat.
Tatsächlich tauchten neuerdings Spruchbänder mit Parolen auf, die
zum Beispiel lauten: "Ohne Araber keine Attentate", "Transfer =
Frieden" oder "Palästina liegt in Jordanien". Eine Umfrage hat
ergeben, dass heute 20 Prozent der israelischen Juden bereit wären,
die von Rabbi Meir Kahane gegründete rechtsextreme Kach-(hebr.: So
ist das!-)Partei zu wählen, wenn das seit 1988 bestehende Verbot
aufgehoben würde.
Und 73 Prozent aller
Bewohner der "Entwicklungsstädte"1 sind der Ansicht,
Israel müsse die Emigration der israelischen Araber fördern. Diese
Meinung vertreten 87 Prozent der Orthodoxen und 76 Prozent der
Immigranten aus der ehemaligen UdSSR. In den 1980er-Jahren, also vor
ihrem Verbot, hatte die Kach-Partei mit einem Stimmenanteil von
knapp 1,5 Prozent nur einen Sitz in der Knesset erobern können.
Mit Hilfe auswärtiger
Personalvermittlungsagenturen und Stellenanzeigen in
arabischsprachigen Zeitungen bieten die Scharfmacher der
Moledet-(hebr.: Heimat-)Partei den Palästinensern Arbeitsplätze im
Ausland an. Auf diese Weise soll klargestellt werden, dass es
möglich, legal und sogar "menschlich" ist, Emigration zu befördern.
Aber wie jeder weiß, kann es einen "freiwilligen Transfer"
hunderttausender von Menschen nicht geben: Er wäre notwendigerweise
erzwungen. Die Nummer zwei der Moledet-Liste, Professor Arieh Eldat,
ehemaliger Sanitätsinspektor der Armee, unterscheidet zwischen
"freiwilligem" und "akzeptiertem" Transfer. Für ihn setzt
"freiwillig" voraus, dass alle Palästinenser mit der Emigration
einverstanden wären (wobei es, wie selbst Eldat zugibt, eher
unwahrscheinlich ist, dass ein fellah seinen Grund und Boden
aus freiem Willen verlässt), während ein "akzeptierter" Transfer
durch Unterstützung der internationalen Gemeinschaft erfolgen
könnte, um die Moledet sich bemüht.
Ausreisepolitik per Stellenanzeige
AUF
der politischen Rechten gehen manche noch weiter und sehen
"Transfer" im Kontext einer Konfliktstrategie. Der Vorsitzende der
Nationalreligiösen Partei (PNR, Mafdal), Effi Eitam, stellt sich
eine israelische Souveränität vor, die sich über das ganze Gebiet
zwischen Jordan und Mittelmeer erstreckt, während in Jordanien und
der Wüste Sinai ein Palästinenserstaat entstehen könnte. Die
Palästinenser hätten dann die Wahl zwischen einem "klaren
Aufenthaltsrecht" in Großisrael und einer "obskuren
Staatsbürgerschaft" im Palästinenserstaat. "Ich würde das nicht
,Transfer' nennen", erklärt Eitam. "Ich halte das weder für eine
politische Option noch für eine Sache, die auf der moralischen Ebene
hinnehmbar wäre", aber im Krieg, meint er, "gelten andere Regeln."2
Der ehemalige General behauptet zwar, den Krieg nicht unbedingt zu
wollen, glaubt aber, dass im Falle eines Krieges "nicht viele
arabische Bürger hier bleiben werden". Er selbst stellt eine
Verbindung her zum Krieg von 1948 und der damaligen Vertreibung von
mindestens 800 000 Palästinensern.
Direkter noch fällt die
Antwort aus, die Zvi Katzover, Bürgermeister der Siedlung Kyriat
Arba und Mitbegründer der Siedlerbewegung Gusch Emunim (hebr.: Block
der Gesetzestreuen), Ende November 2002 einem Journalisten gegeben
hat. Er meinte nach einer Schießerei in Hebron, bei der zwölf
israelische Soldaten und drei Palästinenser getötet wurden: "Wenn
der große Krieg beginnt und die Araber die Flucht ergreifen, wird es
endlich möglich sein, in die Häuser zurückzukehren."3
(Gemeint waren damit die Häuser, die bis zum Massaker von Hebron im
Jahr 1929 von Juden bewohnt waren.)
Dennoch erscheinen die
Fürsprecher der Umsiedlung als eine Minderheit, deren "Ideen" für
unrealistisch und unmoralisch gehalten werden. In Leitartikeln und
Leserbriefen werden sie verurteilt, doch häufiger als früher liest
man auch positive Stimmen. Der Likud-Block wie auch die meisten
anderen Rechtsparteien propagiert das Thema nicht. Bleibt die Frage,
mit welchem Ziel die öffentliche Meinung auf den Gedanken
eingestimmt werden soll und ob nicht manche führenden Politiker und
Militärs regelrechte Katastrophenszenarien in der Schublade haben.
Werden die demokratischen Kräfte stark genug sein, sie rechtzeitig
zu stoppen?
Die Palästinenser, ganz
gleich, ob sie Israelis sind oder im Westjordanland und im
Gaza-Streifen leben, haben die Vertreibung von 1948 nicht vergessen.
Unaufhörlich schwören sie: "Diesmal werden wir nicht zulassen, dass
sie uns davonjagen!" Sie sind sich der Gefahr durchaus bewusst, und
sie bereiten sich darauf für. Inzwischen haben sie Erfahrungen
gesammelt, wie man seine Rechtsansprüche geltend macht und wie man -
auf beiden Seiten der grünen Linie - Verbindungen zur
internationalen Gemeinschaft knüpft.
Ungeachtet dessen hat die
mehrheitlich rechte israelische Wahlkommission versucht, die
arabische Liste der Balad-Partei (Nationale Demokratische Allianz,
NDA) und zwei arabische Kandidaten, Ahmad Tibi und Asmi Bischara,
von den Knesset-Wahlen am 28. Januar 2003 auszuschließen. Der
Rechtsberater der Regierung, Elyakim Rubinstein, warf insbesondere
Bischara vor, zur Zerstörung des Staates Israel und zur
Unterstützung des Terrorismus aufgerufen zu haben. Er wollte aber
auch einen anderen Kandidaten ausschließen, den die Wahlkommission
für wählbar erklärt hatte: Baruch Marzel, ehemals Nummer 2 der Kach
und jetzt Kandidat der rechtsextremen Herut-(hebr.:
Freiheit-)Partei. Der spielt zwar die Botschaft der "Umsiedlung"
etwas herunter, weigert sich jedoch auch, Leute zu verurteilen, die
dem "akzeptierten Transfer" mit Stellenangeboten im Ausland
nachhelfen wollen.
Die Linke hat zur
Mobilisierung gegen diesen Versuch einer "parlamentarischen
Umsiedlung" aufgerufen: Immerhin sollten 20 Prozent der
Staatsbürger, die israelischen Araber, ihrer bürgerlichen Rechte
beraubt werden. Aber die Massen blieben den Demonstrationen fern.
Das erlösende Wort kam vom Obersten Gerichtshof, der die
Balad-Partei am 9. Januar 2003 schließlich doch noch zu den Wahlen
zuließ - ein Rettungsring für die israelische Demokratie angesichts
des drohenden Wahlboykotts seitens der Palästinenser.
Derselbe Regierungsberater,
Elyakim Rubinstein, hatte zwar den "Transfer" abgelehnt, wollte die
Verfechter der Idee aber ungeschoren lassen. Die Antwort eines
Abgeordneten der Arbeitspartei, der eine Untersuchung zum Komplex
der "freiwilligen Emigration" verlangte: Das Grundgesetz gegen
Rassismus verbiete jede Unterscheidung zwischen "freiwilligem" und
"Zwangstransfer". In diesem Geist haben jüngere Mitglieder der
Arbeitspartei an einer Initiative zur Bekämpfung rassistischer
Parolen teilgenommen, die von der Bewegung "Mut zur Verweigerung"
ausging. In dieser Gruppe haben sich Offiziere und Soldaten
zusammengetan, die sich weigern, in den besetzten Gebieten
Waffendienst zu leisten.4 Manche ältere Genossen haben
sich über dieses Engagement der Parteijugend empört, weil sie die
"Refuzniks" für "antizionistische Verräter" halten.
Andere kritisieren die
"Verweigerer" von links: Man dürfe die Armee nicht den Rechten und
den Siedlern überlassen, die nur auf eine günstige Gelegenheit
warten, den "Transfer" durchzusetzen. Tatsächlich zeigen mehrere
Untersuchungen, dass der Anteil der Einwanderer aus der Ex-UdSSR in
den Kampfeinheiten stark zugenommen hat und ebenso der Anteil von
Anhängern der religiösen Rechten auf der Ebene der Stabsoffiziere -
zwei Milieus, in denen die Umsiedlungsidee soliden Rückhalt genießt.
Selbst die Anwesenheit
pazifistischer Militärs kann in den besetzten Gebieten nicht
verhindern, dass Umsiedlungsaktionen "in kleinem Maßstab" erfolgen.
Aus der Altstadt von Hebron, in der 500 militante jüdische Siedler
leben, sind viele palästinensische Bewohner weggezogen, denen die
ständige Schikanierung durch ihre jüdischen "Nachbarn" ebenso
unerträglich geworden war wie die fast permanente Ausgangssperre,
die das Militär ihnen im Namen der Sicherheit ebendieser "Nachbarn"
verordnet. Im nördlichen Westjordanland mussten an die 180 Einwohner
des Dorfs Kirbet Yanun unter dem Druck des zunehmenden Terrors der
Siedler aus dem benachbarten Itamar ihre Häuser verlassen, um sich
in einiger Entfernung neue Unterkünfte zu suchen. Ganz zu schweigen
von den Vertreibungen durch den Bau der "Mauer".
Diese "Minitransfers"
wurden von der israelischen Öffentlichkeit zwar wahrgenommen und es
gab daraufhin Protestkundgebungen und Demonstrationen, aber die
ändern nichts daran, dass die Palästinenser seit zwei Jahren immer
mehr Grund und Boden verlieren, und dies in immer schnellerem
Rhythmus.
Die Politik der "inneren
Absperrung" schließt im Westjordanland zweieinhalb Millionen und im
Gaza-Streifen über eine Million Palästinenser in ihren Dörfer oder
Städten ein. Seit im September 2000 der mörderische Konflikt
ausbrach, verbietet die Armee den Bewohnern von Gaza-Streifen und
Westjordanland (bis auf einige Leute, die Sondergenehmigungen
erhalten), die Hauptstraßen zu benutzen, ihre Gemeinden zu verlassen
und sich in die Städte zu begeben. Ein Sicherheitskordon aus
Straßensperren, Stacheldraht, Eisentoren, Erdhügeln, Panzern und
Militärpatrouillen umgibt die Städte und unterbindet die
Bewegungsfreiheit - und schafft es doch nicht, die Attentäter daran
zu hindern, durch die Maschen zu schlüpfen. Wenn man sich auf den
Verkehrswegen bewegt, die den Israelis vorbehalten sind, gewinnt man
den Eindruck, die Vertreibung habe bereits stattgefunden: leere
Straßen, verlassene Dörfer, Äcker und Obstgärten, und keine
Menschenseele. Um sich die täglichen Checkpoint-Kontrollen zu
ersparen, sind viele Einwohner in die großen Städte gezogen, wo sich
ihr Arbeitsplatz befindet.
Von der Angst vor
Attentaten beherrscht, sind die Israelis für das Argument
unzugänglich, dass die Absperrung eine Kollektivstrafe darstellt,
die den Attentätern nur noch mehr Unterstützung verschafft. Ranghohe
Offiziere präsentieren die Absperrung als Sicherheitsmaßnahme, die
wieder aufgehoben werden kann, sobald die Palästinenser dem
Terrorismus abschwören. In der Zwischenzeit kommt diese Politik den
Plänen einer "endgültigen Einigung" entgegen, wie sie von mehreren
Rechtsparteien gehegt werden. Es sind genau die Parteien, die sich
hüten, von "Transfer" zu sprechen. So schlagen etwa die Russen der
mit Moledet verbündeten Nationalen Union - Yisrael Beiteinu (Israel,
unser Heim) vor, mehrere isolierte Enklaven zu errichten. Von
Scharons "Palästinenserstaat" würde sich dieses Modell nur in einem
Punkt unterscheiden: das Territorium dieser Enklaven wäre noch
kleiner.
Manche fürchten, ein
Militärschlag der USA gegen den Irak könnte eine Massenvertreibung
auslösen, vor allem, wenn Bagdad Raketen mit chemischen Waffen auf
Israel abschießen würde oder wenn die Palästinenser erkennen ließen,
dass sie Bagdad unterstützen. Das wären Situationen, die wohl völlig
außer Kontrolle geraten würden. Aber Washington braucht Stabilität
im Nahen Osten, um seine Pläne umzusetzen, und eine
Massenvertreibung hätte den gegenteiligen Effekt.
Andere beschwören das
Gespenst eines besonders mörderischen Mega-Attentats durch eine
Palästinenserorganisation herauf. Ein Stabsoffizier sagte uns
besorgt - und diese Sorge war durchaus echt -, er bezweifle, ob die
Armee in einem solchen Fall willens oder in der Lage wäre, eine
"lokale Initiative" daran zu hindern, sich durch Vertreibung der
Bewohner an dem Dorf zu rächen, aus dem die Terroristen stammten. In
diesem Zusammenhang muss man daran erinnern, dass im Herbst 2002 die
Behörden und Streitkräfte israelische Siedler nicht daran gehindert
haben, ihre palästinensischen Dorfnachbarn mit Gewalt von der
Olivenernte abzuhalten.
Diejenigen, die weiterhin
junge Leute zu Selbstmordattentaten nach Israel schicken - und
womöglich Mega-Attentate planen -, begreifen offenbar nicht, dass
die durch ihre Taten ausgelöste Reaktion - nämlich die Vertreibung
der Palästinenser -, im Extremfall bei großen Teilen der
Öffentlichkeit in Israel und sogar in den westlichen Ländern auf
Verständnis stoßen würde. Genau wie die fundamentalistischen Juden
sind die fundamentalistischen Palästinenser von dem Glauben
geblendet, durch die Chance eines "großen Kriegs" das Blatt wenden
zu können.
In den letzten zwei Jahren
hat Jordanien die Einreisebestimmungen für Bewohner des
Westjordanlands und des Gaza-Streifens zunehmend verschärft. Sicher
will Amman sich davor schützen, Palästinenserflüchtlinge aufnehmen
zu müssen, deren Lebensbedingungen in den besetzten Gebieten
unerträglich geworden sind, aber man fürchtet in Jordanien auch
Katastrophenszenarien. Aus gutem Grund: Am 28. November 2002 war in
Ha'aretz zu lesen, Premierminister Ariel Scharon habe eine
öffentliche Erklärung, dass es keinen "Transfer" der Palästinenser
nach Jordanien geben werde, mit der Begründung abgelehnt, schon
dieser Verdacht sei eine Beleidigung. Der jordanische
Ministerpräsident hat daraufhin in Erinnerung gerufen, dass der
israelisch-jordanische Friedensvertrag jede Vertreibung ausschließt.
Aber die Verfechter des Tranfers interessieren sich nicht für
Friedensverträge.
Die zunehmenden
"Minitransfers" und "Transfers" innerhalb der besetzten Gebiete
haben den Effekt, dass die öffentliche Meinung nicht nur in Israel,
sondern in der ganzen Welt eingelullt wird. Im Vordergrund steht,
auf jede dieser illegalen und gefährlichen Praktiken zu reagieren,
doch die Bedrohung einer massiven Vertreibung ist kein Hirngespinst.
An beunruhigenden Vorzeichen ist kein Mangel: Fundamentalistische
Konzeptionen sind kein Tabu mehr, über Katastrophenszenarien darf
nachgedacht werden, die moralischen Maßstäbe schwinden aus dem
politischen Leben. Die Armee praktiziert vielfältige
Unterdrückungsmethoden, es gibt keine palästinensische Führung, die
imstande wäre, den Widerstand gegen die Besetzung in eine andere
Richtung zu lenken. Und auch die internationale Gemeinschaft bleibt
untätig.
dt. Grete Osterwald
Fußnoten:
1 Die
neu errichteten Städte, die wie Pilze aus dem Boden schießen.
2 Ha'aretz, 22. Februar 2002.
3 Interview im ersten Fernsehprogramm vom 27. November
2002.
4 Siehe Joseph Algazy, "Wenn Soldaten endlich Nein
sagen", Le Monde diplomatique, März 2002.
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19-02-2003 |