Israelische Reservisten
verweigern den Dienst in der Westbank:
"Unterdrückung" ist nicht Aufgabe einer
Verteidigungsmacht
52 israelische Offiziere und Soldaten der Reserve haben
in einer am 25. Januar veröffentlichten Petition ihre Weigerung bekannt
gegeben, sich in Zukunft an der "Unterdrückung der Palästinenser und der
Besatzung" zu beteiligen. Das ist das erste Mal seit dem Beginn der
zweiten Intifada, im September 2000, dass eine solche Petition
veröffentlicht wird.
Der in der Presse veröffentlichter Text ist ein Aufruf
zur Dienstverweigerung in den palästinensischen Gebieten. "Wir werden in
der Armee weiter dienen, wenn es sich darum handelt, den Staat Israel zu
verteidigen, aber nicht wenn es um Aufgaben der Unterdrückung und
Besetzung der Palästinenser geht" schreiben diese Reservisten. Die 52
Widersacher haben namentlich unter Benennung ihres Dienstgrades, vom
Soldaten bis zum Leutnant, unterzeichnet, sie gehören überwiegend
Kampfeinheiten an, insbesondere Fallschirmjäger-, Panzer- und
Eliteinfanterieeinheiten.
Im Vorwort unterstreichen sie ihre Bindung zum "Zionismus
und dem Staat Israel" und erklären, sie hätten "stets in der ersten
Reihe zur Verteidigung des Landes gedient". "Die Gebiete (Westbank und
Gazastreifen) sind nicht Teil Israels und die dort eingerichteten
Siedlungen werden schließlich abgebaut werden. Wir werden daher nicht
weiter für sie kämpfen", schreiben die Unterzeichnenden weiter. "Wir
werden auch nicht weiterhin jenseits der grünen Linie (der 1967-er
Grenze zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten) mit dem Ziel,
ein ganzes Volk zu unterdrücken, auszuweisen und zu demütigen, kämpfen",
betont der Text.
"Man wird mich beschuldigen, die Moral der Armee zu
torpedieren, aber die Armee ist es, die meine Moral torpediert. Ich bin
nicht bereit weiterhin zu schweigen. Ja, die Armee begeht
Kriegsverbrechen" erläutert der Chef-Leutnant der Reserve Amir
Bar-Tzedek in einem Interview der Zeitung Yediot Aharonot. Die
Tageszeitung veröffentlicht ebenfalls die Zeugenaussage des Leutnant der
Reserve Schuki Sadeh : "Ich habe im Libanon gedient, ich habe in den
(palästinensischen) Gebieten gedient und niemand wird behaupten können,
ich sei eine Memme, ich versuche mich aus dem Schneider zu machen. Ich
bin aber aufgewacht und ich weiß, dass sich in 10, 20 Jahren die
Menschen voller Scham fragen werden, was sie getan haben", erklärt er.
"Wir sind geschickt worden, um die Siedler der Siedlung Tapuach im
Westjordanland zu schützen, während sie Steine auf palästinensischen
Autos warfen", berichtet seinerseits der Unterleutnant der Reserve
Yishai Sagui.
Der israelischen Friedensbewegung Jesch Gwul zufolge
haben 200 israelische Soldaten, überwiegend Reservisten, sich geweigert,
sich ihren Einheiten in den seit Beginn der Intifada besetzten Gebieten
anzuschließen, doch nur ein kleiner Teil ist dafür sanktioniert worden.
Die Presse ihrerseits schätzt, der nicht zwangläufig politisch
motivierte Absentismus umfasse eine weitaus größere Zahl von Soldaten
aus der Reserve.
25-01-02 Le Monde
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