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MEMRI Special Dispatch – 1. Oktober 2003

Likud'sche Erklärungen:
Vom "Hass" auf die USA in der arabischen Welt

Auf Initiative des Kongresses etablierte das US-Außenministerium im Juli ein Komitee, das sich mit dem schlechten Verhältnis der arabischen Welt zu Washington beschäftigen soll. Unter Leitung des ehemaligen US-Botschafters in Syrien, Edward Djerjian, besuchte die Gruppe aus Politikern und Wissenschaftlern im August einige Länder des Mittleren Ostens, wo sie u.a. Persönlichkeiten aus Politik und Kultur, Menschenrechtsaktivisten und religiöse Führer traf. Diese Reise kommentierte der ägyptische Autor Jamil Matar am 28. August in der in London herausgegebenen Tageszeitung Al-Hayat. Wir dokumentieren den Text in leicht gekürzter Fassung:

"Immer wieder fragt sich Washington: Warum hassen sie uns?"

Als die Gewalt zwischen den Palästinensern und den Israelis erneut zunahm, reiste gerade eine amerikanische Delegation unter Leitung von Edward Djerjian durch die arabischen Staaten. Djerjian wollte in der Region eine Antwort auf jene Frage finden, die die Amerikaner noch immer verunsichert, in Wirklichkeit aber gar nicht so verwirrend ist. Denn die Antwort auf die Frage "Warum hassen sie uns" findet sich darin, wie die amerikanische Führung über den Mittleren Osten spricht und wie sie mit ihm – und zuletzt [auch] mit Europa und der gesamten Welt – umgeht.

Bemerkenswert ist dabei zunächst, dass überhaupt ein Bewusstsein über die Existenz des Hasses [auf die USA] besteht. Allerdings birgt die Formulierung der Frage eine Gefahr – dass nämlich [die Amerikaner] darauf beharren, dass der Hass allgemein sei, also alle Araber alle Amerikaner hassen würden. Deshalb ist die Frage falsch gestellt. Und deshalb wird auch die Antwort in den meisten Fällen unzureichend ausfallen.

Es ist schon merkwürdig, dass die Delegation […] diese Frage in Ägypten und Syrien just zu dem Zeitpunkt stellte, als der amerikanische Kongress erneut Syrien angriff und Washington beschloss, die Konten einiger Hamas-Führer bei europäischen Gesellschaften einzufrieren!! Nun weiß bei uns jeder, dass ein derartiger Beschluss vom amerikanischen Präsidenten persönlich gefasst wird und Entscheidungen wie diese im Kern nicht so gemeint sind, sondern vielmehr der Anbiederung der neokonservativen Regierung bei der jüdischen Wählerschaft und dem israelischen Likud geschuldet sind […] – und dies zu einer Zeit, in der die internationale Kritik - nicht der Hass wohlgemerkt - an der amerikanischen Politik immer schärfer wird.

Es sind die Falken in der amerikanischen Regierung, die beleidigende Beschlüsse fassen oder den Präsidenten zu Entscheidungen bewegen, die Araber und Muslime herablassend zu behandeln. Sie sind in Wirklichkeit darauf aus, die Situation noch zu verschärfen, die hinter der Frage steht, der Edward in der Region nachging: Warum hassen sie uns?

Wenn diese Fraktion, die Präsident Bush berät […], ihm [stattdessen] den guten Rat geben würde, das Verhältnis nicht weiter zu verschlechtern und nicht dazu beizutragen, das Blut der Araber noch mehr in Wallung zu versetzen – ja dann hätte Djerjian in den arabischen Hauptstädten vielleicht mehr Zuhörer und Gesprächspartner gefunden, die sich verständnisvoller gegenüber dem gezeigt hätten, was er ihnen zu sagen hatte und die weniger scharf und wütend in dem gewesen wären, was sie ihm zu sagen hatten. (Auch wenn sie dieser Wut und Aggressivität nur in einer höflichen Form Ausdruck verliehen, zu der sie sowohl die Etikette als auch die allseits bekannten gegebenen Bedingungen zwingen.)

Djerjian und seiner Juden, Muslime und Christen umfassende Delegation wurde deutlich, dass die Araber, die sie trafen, ihnen zwar kritisch aber nicht hasserfüllt begegneten. Und zwischen Kritik und Hass besteht nun einmal ein großer Unterschied.

Was ihnen die große Mehrheit der arabischen Sprecher in dieser oder jener Hauptstadt erklärte, war eindeutig – und die Komödie, die als Vierer-Initiative unter dem Namen "Roadmap" begonnen hatte, gab ein [glänzendes] Beispiel ab: Dieser Plan sollte ein neues Zeichen setzen; und zeigte doch nur, wie die USA eine Politik betrieben, die darauf abzielte, die gute Intention, die vielleicht zu Beginn bestanden hatte, zu sabotieren. Und so schwanden die Erfolgsaussichten der amerikanisch-europäisch-arabischen Initiative. Die Frustration, die wir nunmehr in allen arabischen Hauptstädten erleben, ist Beweis genug für die Tragödie, in der die Initiative endete.

Ich glaube, dass die amerikanische Expertendelegation, die mit dem Ziel in die Region kam, die Ursachen des vermeintlichen Hasses zu verstehen, zu der Erkenntnis gelangt ist, dass die Araber unter den ständigen "Likud'schen" politischen Erklärungen und Stellungnahmen zu leiden haben, die Washington ausgibt. Das Gefühl seitens der großen Mehrheit der Araber, dass es ihnen an Stärke fehlt, die für einen rationalen Dialog mit den Vereinigten Staaten nötig wäre, bedeutet nicht, dass sie insgeheim [mit deren Politik] zufrieden wären […]. [Vielmehr] verschweigen die arabischen Spitzenpolitiker, was sie bewegt und enthüllen es auch nicht vor der Bevölkerung. Schließlich wünscht man sich in Washington keineswegs, dass die Wut der arabischen Völker auf Amerika noch zunimmt.

Ich schnappte eine Bemerkung auf, die jemand machte, der an einem Treffen mit Djerjian in der Region teilgenommen hatte. Er berichtete, dass es beinahe zum Abbruch des Gesprächs gekommen wäre, weil der amerikanischen Gruppe gesagt wurde: "Bringt uns nicht dazu, euch zu hassen." [Gleichzeitig] wiederholte am anderen Ende der Welt Präsident Bush unverdrossen seinen berühmten Satz: "Israel hat das Recht, sich zu verteidigen." Nicht ein Mal sprach er davon, dass diese Selbstverteidigung Israel nicht das Recht gibt, palästinensische Kinder zu töten, die Region zu zerstören und die Beziehungen des gesamten Mittleren Ostens zu den USA zu gefährden.

Immer wieder betont Washington das Selbstverteidigungsrecht Israels, wenn Israel tief in die Gebiete der Palästinenser vordringt und deren Bäume ausreißt. Washington verurteilt palästinensische Terroristen, die sich wütend und mit Gewalt für all die blutigen Übergriffe rächen, die Israel begangen hat – wie die Ermordung von Palästinensern, die Zerstörung ihrer Häuser, die Wiederbesetzung der Städte und die Schließung der Grenzübergänge, die Blockaden und die Folterung von Männern, Frauen und Kindern. Terroristen sind [dabei] die Palästinenser, die sich für das Morden rächen und einen Befreiungskrieg führen, während sie wegen der getöteten Israelis einer politischen, wirtschaftlichen, militärischen und territorialen Blockade unterliegen. Die Israelis hingegen, die Palästinenser töten, sind keine Terroristen, denn sie verteidigen ihr Land.

Ein anderer Teilnehmer am Djerjian–Treffen meinte, dass die Araber von Amerika ja gar verlangten, sie zu lieben. Sie wünschten sich lediglich, dass Amerika ihnen Zeit gebe, damit sie zeigen [könnten], dass ein gerechter und respektvoller Umgang mit ihnen auch in der [denkbar] freundlichsten Art und Weise erwidert würde. Doch scheint es, als ob einige Spitzenpolitiker in Washington den Arabern gar keine Gelegenheit geben wollen, die Beziehungen zu Amerika zu verbessern. So protestierten einige Amerikaner arabischer und islamischer Herkunft gegen den Plan, Daniel Pipes in das zum Kongress gehörige Friedensinstitut zu berufen. Sie warnten vor den Folgen, die dies für das gegenwärtige Verhältnis der arabisch-islamischen Community zum amerikanischen Regierungsapparat hätte. Dennoch bestanden einige Falken auf der Ernennung von Pipes. Ist sich Präsident Bush denn nicht darüber im Klaren, dass er vor dem Hintergrund seiner sinkenden Popularität und weltweiter Kritik an seiner Außenpolitik […] die Probleme mit seinen Entscheidungen nicht noch vergrößern sollte – zumindest im Mittleren Osten?

[…] [Sogar] Madeleine Albright erklärte, dass Bushs Politik gegenüber der arabischen Welt, dem Terrorismus sowie in Bezug auf den Irak, von einer Vielzahl von Fehlern geprägt sei. Was Albright nicht sagte, ist, dass es für Politiker aus der arabischen und islamischen Welt, die Präsident Bush auf gleicher Augenhöhe begegnen würden, eigentlich [auch] möglich sein sollte, sich dem amerikanischen Präsidenten und seiner Politik entsprechend mutig zu widersetzen – oder zumindest lautstark zu protestieren. Doch will dies niemand. Offenbar kann niemand Präsident Bush gegenübertreten und ihm im stillen Gespräch vortragen, was er eigentlich zu hören bekommen sollte. Jeder einzelne Araber sollte diese Realität erkennen. Denn schließlich fühlt sich jeder einzelne Muslim auf der ganzen Welt erniedrigt, weil die Politik und die Positionen, die seine politischen Repräsentanten verfolgen und einnehmen, sein Verlangen nicht stillen und ihn im Innersten nicht zufrieden stellen können.

[Vor diesem Hintergrund] fürchte ich, dass die Roadmap, die von der arabischen Öffentlichkeit als ein weiterer Betrug empfunden wird, von dem [lediglich] der israelische Staat profitiert, der expandierte, eine Mauer errichtete, Dutzende palästinensisches Führer umbrachte und die Würde der Palästinenser und anderer arabischer Völker mit Füßen tritt…., dass sich also diese Roadmap sehr schlecht für diejenigen auswirken wird, die sie mittragen. Mit ihr werden die Palästinenser nicht zu ihrem Recht kommen […]. Vielmehr ist die Roadmap, wie der ehemalige Außenminister Ibn Ami sagte, ebenso eine Katastrophe wie das Oslo-Abkommen. Beide definieren keinen klaren Endstatus für dieses [Projekt] des palästinensischen Staates, [dem hinterher zu rennen] die ausgezehrte und müde palästinensische Führung so zermürbt, dass sie in der palästinensischen Gesellschaft allmählich jegliches Ansehen verliert.

Nach den Versuchen Israels, die wohlwollenden Ziele der Roadmap-Initiative zu vereiteln (wenn es denn solche gab); nachdem die amerikanische und israelische Politik es geschafft hat, die palästinensische Führung zu spalten; und nachdem der Irak unter Zuhilfenahme aller möglichen Irreführungen, Übertreibungen und Unwahrheiten besetzt wurde – nach all dem glaube ich nicht, dass das palästinensische Volk immer noch auf einen gerechten Frieden hofft, den sie [ausgerechnet] aus den Händen über die neokonservative US-Regierung erhalten sollte. […]

Tatsächlich haben die Verantwortlichen des neokonservativen Lagers eine Gelegenheit verstreichen lassen - wenn sie es nicht gar darauf abgesehen hatten, den Zorn der Menschen oder der Politiker in der arabischen Welt zu provozieren. Und anschließend bringen sie dann enorme Summen für die Bildung einer großen Delegation auf, die von einer Hauptstadt des Nahen Ostens in die nächste reist und nach Antworten sucht: Warum hassen sie uns?

Es sind nur wenige in der arabischen und islamischen Welt, ja sogar in der Welt insgesamt, die das amerikanische Volk, den amerikanischen Staat oder seine Werte hassen. Und wer Amerika hasst, tut dies nicht immer oder nicht einmal meistens. Dennoch wollen [die US-Regierenden] der amerikanischen Öffentlichkeit glauben machen, dass alle Völker Amerika und die Amerikaner rundweg hassen. Dies ist eine bewusste Irreführung, um Hass zu erzeugen und Positionen zu rechtfertigen, die Teil eines neuen Plans zur Ausdehnung des Imperiums und zur Mobilisierung der amerikanischen Nation für rechtsextreme Ziele sind.

Von Beginn an wunderte ich mich über die Berichte von den Diskussionen, die zwischen der amerikanischen Delegation auf der Suche nach den Gründen des Hasses und den zu den Treffen eingeladenen arabischen Persönlichkeiten stattgefunden haben sollen. […] Noch mehr wunderte ich mich dann, als sich bestätigte, dass die amerikanische Delegation von der arabischen Seite verlangt hatte, keine politischen Themen aufzuwerfen, sondern sich auf "andere" Probleme zu beschränken, die den Hass gegen Amerika in der Region verursachten.

THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
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hagalil.com 02-10-03

 

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