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MEMRI Special Dispatch – 30. Juli 2004

Frankfurter Buchmesse:
Chance für kulturellen Dialog

Die Wahl der arabischen Welt als Schwerpunkt der diesjährigen Internationalen Frankfurter Buchmesse ist in arabischen Medien in den vergangenen Monaten immer wieder thematisiert worden. Angesichts der fortwährenden Debatten um einen vermeintlichen "Konflikt der Kulturen" wurde von zahlreichen arabischen Autoren auf die Bedeutung hingewiesen, die einem solchen kulturellen Ereignis zur Vermittlung von Informationen über die arabisch-islamische Welt zukommt.

Der Beitrag des syrischen Autoren Muhammad Ilyas al-Ahras steht exemplarisch für eine solche Position. In seinem Beitrag, der von dem jüngst entstandenen syrischen Internetmagazin Kulluna Shurakaa veröffentlicht wurde, betont al-Ahras die kulturellen Gemeinsamkeiten zwischen der westlichen und der arabisch-islamischen Welt, die aufgrund historischer Konflikte in Vergessenheit zu geraten drohen.

Das Internetmagazin Kulluna Shurakaa (www.all4syria.org) ist eines von mehreren Projekten syrischer Intellektueller und politischer Aktivisten, die in den vergangenen Monaten in der syrischen Öffentlichkeit Bedeutung erlangten. Angesichts der strikten Kontrolle und Zensur der Medien stellt das Projekt eine der wenigen Plattformen dar, auf der Artikel und Kommentare aus unterschiedlichen, zum Teil oppositionellen Quellen veröffentlicht werden.

Der folgende Beitrag, der am 27. Juli 2004 erschien, wurde für dieses Magazin verfasst:

"Der arabische Gast wurde von der Internationalen Frankfurter Buchmesse nicht eingeladen, damit die arabischen Verleger ihre Bücher in Europa auf der größten Buchmesse der Welt verkaufen können. Vielmehr war es der Wunsch des Managements der Buchmesse, das arabische Buch in diesem Umfeld der westlichen Kultur zu präsentieren. Mit diesem Wunsch, mit dem die Organisatoren einem allgemeinen Trend in der kulturellen Öffentlichkeit des Westens folgen, möchten sie das Publikum dazu bewegen, einen ernsthaften Dialog zwischen dem kulturellen Mainstream […] basiert, und der islamisch-arabischen Kultur zu beginnen. Bis heute fällt es dieser Strömung [d.h. der arabisch-islamischen Kultur] schwer, sich mit dem Mainstream zu vermengen, mit ihm auf positive Weise zu interagieren, in ihm Spuren der kulturellen Erfahrungen unser Region zu hinterlassen. Der Westen versucht zu verstehen, was wir ihm sagen wollen. Indem er dem "Anderen" Raum gewährt und ihm die Möglichkeit zum Dialog bietet, gewinnt dieser Gerechtigkeit und Gehör.

In dieser Hinsicht ist der Ball nun in unserer Hälfte. Von uns ist gefordert festzulegen, was wir dem „Anderen“ sagen wollen. Die Titel, die wir in Frankfurt ausstellen; sind unsere Botschaft an die menschliche Zivilisation, deren Hauptströme aus dem Westen kommen. Ich kann mir vorstellen, was unsere Bücher dem "Anderen" über unsere Kultur, die auf die Erfahrungen einer über sechstausend jährigen Geschichte zurückgeht, mitteilen können. Wir werden ihnen sagen, dass wir Botschafter der Liebe und des Friedens sind, die in den Werten der drei monotheistischen Religionen verkörpert sind. Der jüdische Monotheismus überlieferte die Vorstellung der einen Menschheit, mit dem Erscheinen des vollkommenen Menschen in der Person Christi erklärte das Christentum den Sieg der monotheistischen Religion, und schließlich folgte der Islam um die christliche Nächstenliebe und Barmherzigkeit zu realisieren. Wir werden dem "Anderen" den Reichtum unserer Erfahrungen erklären. […]

In diesem Dialog müssen wir für das, was der Westen uns mitteilt bereit sein. Die westliche Kultur wird uns wunderbare Dinge sagen, sie wird von ihrem Humanismus erzählen, der nicht Eigentum einer bestimmten Gruppen (von Völkern und Nationen), sondern Eigentum aller Menschen ist. Der Westen wird uns – uns Muslimen und Arabern - immer wieder versichern, dass wir trotz des kulturellen Erbes, das der Westen seit dem Mittelalter anhäufte, Teil dieser Menschheit sind. Dies wird uns verwundern, denn es wird unseren Blick auf die Anfänge unserer Auseinandersetzungen mit der Welt zurückwerfen. Denn auch unser kulturelles Erbe geht auf unsere Erfahrungen zurück, die wir seit dem Mittelalter gesammelt haben. In dieser Zeit befanden wir uns [nicht im Nahen Osten, sondern] im Osten des Zentrums, und wir dominierten den Westen Europas, wo wir für die Herrschaft unserer Version des Monotheismus kämpften. Ohne Zweifel, die Botschaft des Westens wird uns humanistische Offenherzigkeit fühlen lassen, und wir werden merken, dass die marginale Position, welche wir aufgrund unserer Erfahrungen der Vergangenheit ererbten, nicht ideal ist. […]

Im Dialog mit uns versichert uns der Westen, dass diese Kulturen das gleiche Recht auf Existenz und Ausdruck haben. Eine jede Kultur ist Teil der Physiologie des einen Körpers der Menschheit. Jede Kultur ist ein notwendiges Teil zur Vervollständigung des Ganzen und für sein richtiges Funktionieren. Heute ist es daher nicht möglich, eine Kultur zu isolieren oder zu verneinen. Es geht vielmehr um eine Bestätigung des "Anderen" und um einen Dialog. […]

Der Westen wird versuchen, uns das Bild zu zeigen, dass er sich von uns gemacht hat. Dieses Bild wird uns verwundern, und wir werden uns fragen: Sind wir [tatsächlich] so? Wir werden feststellen, dass unser Bild im Spiegel des Westens keine deutlichen Züge hat, es ist verschwommen und es zeigt Dinge, die unserer Selbstwahrnehmung nicht entsprechen. Diese Feststellung wird uns vor ein Problem stellen, sie wirft eine deutliche Frage auf. Seht, wie viel Mühe wir uns gaben, um dem Westen ein [richtiges] Bild von uns zu vermitteln! Wir werden merken, wie sehr wir diesen Bereich vernachlässigt haben.

Wir werden dem Westen auf der Frankfurter Buchmesse in Ruhe zuhören, und er wird mit uns in Ruhe reden. Wir werden versuchen, seinen Worten aufmerksam zu folgen. Das was er uns sagt, soll uns zu denken geben, es ist keine Sache, die man einfach austauscht. Von diesem Punkt aus können wir beginnen, uns selbst der Welt zu präsentieren.

So wird die Internationale Frankfurter Buchmesse, die dieses Jahr die arabische Literatur als Gast eingeladen hat, zu einem Erfolg auf ganzer Linie."

Al-Jazeera:
Die Frankfurter Buchmesse im arabischen Diskurs

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