hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
 
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Jüdische Weisheit
Hymne - Israel
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!
Advertize in haGalil?
Your Ad here!

Siehe auch:
Ein Manifest gegen den Fundamentalismus - Das Schicksal

MEMRI Special Dispatch – 15. Januar 2003

Der ägyptische Regisseur Youssuf Chahine:
"Wenn Du nur Nüsschen knabbern willst, dann geh' nicht in meine Filme"

Die ägyptische Wochenzeitung al-Ahram al-Arabi veröffentlichte kürzlich ein Interview mit dem international bekannten ägyptischen Kinoregisseur Youssuf Chahine, in dem er über seine aktuellen Arbeiten berichtet. Das Interview erfolgte während eines Besuches Chahines in Frankreich, wo ihm von der Universität Marseille die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. In Deutschland ist Chahine jüngst durch seinen Kurzfilm zum 11. September bekannt geworden, der in den letzten Monaten auch in Deutschland gezeigt wurde. Chahine gilt als einer der führenden Filmregisseure der arabischen Welt, der sich in seinem Filmen immer wieder auch mit kontroversen sozialen und politischen Themen auseinandersetzte. Das Interview erschien am 11. Januar 2003:

"Zur zufälligen Begegnung in Paris kam es während eines Kurzbesuches, der keine 48 Stunden dauerte. Für sein herausragendes filmerisches Werk und seine führende Rolle in der Kinoproduktion in den letzten 60 Jahren sowie für seine insgesamt 33 Arbeiten, die mit ,Baba Amin' aus dem Jahr 1957 ihren Anfang nahm, verlieh ihm die Universität Marseille die Ehrendoktorwürde. Die Rede ist von Youssuf Chahine, den ich fast vier Stunden interviewte und der mir am Schluss erklärte, er hätte sich mit mir unterhalten wie er es mit keinem anderem Journalisten in den letzten fünf Jahren getan habe. Seine Meinungen waren pointiert und entschieden. Redlicherweise musste ich ihm sagen, dass ich vieles von dem, was er mir sagte, nicht schreiben und veröffentlichen können würde. Ich muss mich auf einige Punkte beschränken. Chahine erzählte, dass er ein ausgefülltes Leben verbracht habe, dass er sein Leben so wie es sei und trotz seiner Wut liebe. Angesichts der wiederholten französischen Ehrerbietung gegenüber ihm und seiner Kunst machte er einen glücklichen Eindruck.

Ich befragte ihn zu seinem letzten Film.

Chahine: 'Zorn' ist ein Film motiviert von der starken Wut über Amerika, über die amerikanische Politik, von der Absage der Finanzierung des Staudammes in der Zeit Abd al-Nasirs bis zur Parteilichkeit für Israel und andere. An Orten auf der ganzen Welt erzählt der Film die Liebesgeschichte einer jungen amerikanischen Frau und einem ägyptischen jungen Mann, die Geschichte einer 50jährigen Beziehung bis zum Tod.

al-Djundi: Und wann wird die Arbeit an dem Film beginnen?

Chahine: Im kommenden Februar, die Arbeit wird mindestens drei Monate dauern. Die Verzögerung des Drehens lag an der langen Zeit, die man benötigt, um Einreisevisa für Amerika für das Filmteam, das aus über 30 Personen besteht, zu bekommen. Ich habe zudem nach Orten gesucht, die dem Ort Pasadena ähneln. Dabei habe ich tatsächlich Plätze in der Nähe von Bur Tauwfiq [, einem Ort am Golf von Suez,] und von Maadi [, einem südlichem Vorort von Kairo,] als Ersatz für Pasadena, wo ich studiert habe und wo ich die Frau aus der Geschichte des Films kennen gelernt habe, gefunden.

al-Djundi: Woher kommt die Finanzierung des Filmes?

Chahine: Das ägyptische Fernsehen beteiligt sich neben dem französischen Fernsehen, das die Kosten für die Gestaltung des Filmes übernimmt, an der Finanzierung.

al-Djundi: Und wer sind Ihre Helden?

Chahine: Ein 30jähirger Ballett-Tänzer namens Ahmed Yahy und eine 17jährige Ballett-Tänzerin namens Youssra al-Lauzi. Zu den Stars zählen Nur al-Sherif, Youssra, Lablaba und Hala Sadqi.

al-Djundi: Warum wählen Sie immer wieder die gleichen Stars, gerade Nur al-Sherif und Youssra?

Chahine: Nur ist mir kulturell und vom politischen Standpunkt sehr nahe, obwohl ich mit größerer Dummheit als er Nasserist bin. Was Youssra angeht, so hat sie einen positiven Bezug zur Handlung, sie ist eine sehr sensible Künstlerin. Und Lablaba ist tatsächlich eine sehr gute und engagierte Frau, die keinerlei Komplexe wegen ihres Alters hat.

al-Djundi: Wie hoch sind die Produktionskosten des Filmes 'Zorn'?

Chahine: Der Film wird teuer, so gibt es beispielsweise eine Tänzerin aus dem Musical Carmen, deren Kosten eine Million ägyptische Pfund belaufen. Ich kann keine genaue Zahl nennen, und selbst wenn ich wüsste, wie teuer der Film wird, würde ich es nicht sagen.

al-Djundi: Fürchten Sie nicht den Zorn Amerikas?

Chahine: Schau, es gibt keine Probleme mit dem Szenario des Filmes. Kein Mensch kann etwas gegen irgendein Stück aus dem Szenario haben. Gerade nachdem mein Film '11. September' so eine große Kampagne gegen mich in den USA auslöste, beunruhigt es mich nicht, wenn der Film ein Problem mit der amerikanischen Seite provoziert.

al-Djundi: Warum präsentieren Sie immer neue junge Männer in Ihren Filmen, warum arbeiten Sie nicht mit welchen aus aktuellen Filmen?

Chahine: Ich habe mein ganzes Leben lang neue junge Männer präsentiert. Ich war es, der Shukri Sarahan, Amr al-Sherif und selbst Hani Salama und Hanan Turk vorstellte. Ich arbeite mit wirklich talentierten jungen Leuten, deren Können sich nicht aufs Lachen beschränkt.

al-Djundi: Verstehe ich Sie richtig, dass Sie gegen Komödien sind?

Chahine: Das habe ich nicht gesagt, gerade weil ich zu Beginn meines Schaffens mit Stars, von denen man das nicht erwartet hatte, angefangen mit Farid al-Atrash, Komödien produziert habe. Selbst in meinem Film 'Zorn' wird es amüsante Passagen geben. Ich würde Ihnen gerne verdeutlichen, dass die Komödien, die heute im ägyptischen Fernsehen gezeigt werden, im fachlichen Sinne keine Komödien sind. Komödien müssen einen Standpunkt haben, was aber gegenwärtig gezeigt wird sind Witze.

al-Djundi: Was ist Ihre Meinung vom aktuellen ägyptischen Kino?

Chahine: Das ägyptische Kino, Gott habe es selig, ist gestorben!

al-Djundi: Gibt es keine Hoffnung, dass es wieder aufersteht?

Chahine: Damit es wieder aufersteht wäre eine langfristige Planung erforderlich. Das geschieht aber nicht, denn wie es scheint, bestehen zwischen der Regierung und dem Kino Feindseligkeiten. Die Regierung mag das Kino nicht. Der Beleg dafür ist, dass es das Kino, als es dessen Privatisierung beschloss, an Leute übergab, die nichts mit dem Kino zu schaffen hatten. 90% derjenigen, die das Kino und die Vorführungssäle wie eine Ware kauften stammen nicht aus dem Kinowesen

al-Djundi: Aber auch Talaat Harb, der die [ägyptische] Filmproduktion gründete, kam nicht aus dem Kinobereich?

Chahine: Talaat Pasha Harb liebte das Kino, obwohl er nicht aus diesem Bereich kam und obwohl er wirtschaftliche Überlegungen dabei hatte.

al-Djundi: Um alle jungen Leute, die Sie präsentierten, wurde es später sehr ruhig.

Chahine: Das stimmt bis zu einem gewissen Maße. Die Mehrzahl der jungen Leute, die mit mir arbeiteten, machten zwei und manche drei Filme. Dann, nach der Produktion mit mir, wurde es ruhig um sie, weil sie nach Produktionen suchten, die ebenso wertvoll waren und das gleiche Niveau hatten. Daher blieben viele von ihnen ohne Job.

al-Djundi: Wieso hatten ihre Filme, beispielsweise 'Die Spatzen' oder 'Die Wahl', nur bei Filmkritikern Erfolg?

Chahine: Weil es sich dabei um zu seriöse Filme handelte. Aber gegenwärtig versucht das Publikum, diese Art meiner Filme zu verstehen. So war es zuletzt, und das hat mich zufrieden gestellt.

al-Djundi: Sie präsentieren, und das ist meine letzte Frage, Filme von hohem künstlerischem und technischem Niveau. Denken Sie, daran könnte es liegen, dass das Publikum beim Verstehen Ihrer Filme hinterherhinkt?

Chahine: Die Technik, die ich verwende, trägt nur dazu bei, das Verstehen leichter zu machen. Aber ich verlange vom Publikum ein Minimum an Konzentration, denn die Themen, die ich behandle, sind ernst. Wenn Du Nüsse knacken willst, dann geh' nicht in meine Filme."

THE MIDDLE EAST MEDIA RESEARCH INSTITUTE (MEMRI)
eMail:
memri@memri.de, URL: www.memri.de
© Copyright 2002. Alle Rechte vorbehalten.

Youssef Chahine ist tot:
Seine Botschaft gegen den
Fanatismus bleibt

Als es in Israel nur ein Fernsehprogramm gab, strahlte dieses jeden Freitag einen arabischen Spielfilm aus, natürlich mit hebräischen Untertiteln. Die besten Filme kamen aus Ägypten und am beliebtesten waren die des Regisseurs Youssef Chahine. Mitte des Monats fiel Chahine in ein Koma aus dem er nicht mehr erwachte. Er starb am 27. Juli 2008...

Ein Manifest gegen den Fundamentalismus:
Das Schicksal
Youssef Chahines Hommage an den großen Aristoteles-Vermittler Ibn Ruschd ist ein Manifest gegen den Fundamentalismus von brennender Aktualität...

hagalil.com 19-01-03

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved