Bohrungen in der Westbank:
Der Streit ums Wasser könnte sich verschärfen
Auszüge aus einem Artikel von Ze'ev Schiff,
Ha'aretz, 26.11.2004
Übersetzung Daniela Marcus
Die Palästinenser haben in der nördlichen
Westbank in dem Gebiet, aus dem sich Israel auf Grund von
Ministerpräsident Ariel Sharons Abkoppelungsplan zurückziehen will,
hunderte von nicht genehmigten Bohrungen nach Wasser durchgeführt.
Israelische Quellen haben die Sorge geäußert, dass sich dieses
Problem nach dem Rückzug verstärken könnte.
Die palästinensische Autonomiebehörde (PA) hatte
in einem Interimsabkommen mit Israel versprochen, die Bohrungen zu
stoppen. Wenn sie nicht gestoppt werden, wird die nordöstliche
Wasserversorgung für die Gemeinden im Jesre'el-Tal, Gilboa und im
Beit-Sche'an-Tal gestört werden.
Israelische Offizielle sind der Meinung, dass die
Palästinenser nach Rückzug der israelischen Verteidigungskräfte
(IDF) das Pumpen von Wasser verstärken werden, sowohl hinsichtlich
der Menge des Wassers wie der Tiefe, aus der das Wasser nach oben
gepumpt wird. Diese Arbeit wird durch die Benutzung von
entsprechender Ausrüstung erleichtert werden. Diese Geräte können
zur Zeit wegen der Präsenz der IDF nicht eingesetzt werden.
Hunderte von Bohrungen wurden in der Gegend von
Dschenin durchgeführt. Dies geschah im Widerspruch zum
Wasserabkommen zwischen Israel und der PA. Das Abkommen erfordert
von jedem, der nach einer neuen Wasserquelle bohren will, beim
gemeinschaftlichen israelisch-palästinensischen Komitee eine
Genehmigung einzuholen.
Auf Grund des Wasserabkommens zwischen beiden
Seiten liefert Israel Wasser nach Ramallah, und eine bedeutende
Menge fließt auch in den Gazastreifen.
Bisher hat Israel noch nichts gegen die nicht
genehmigten Bohrungen unternommen. Zu Beginn der Intifada im Herbst
2000 vereinbarte man, dass 17 illegale Brunnen in der Gegend still
gelegt werden würden. Doch dies geschah bis heute nicht.
Die Wasserkommission schätzt, dass die Zahl der
nicht genehmigten Brunnen zwischen 150 und 260 liegt. Doch
Offizielle des Generalstabes glauben, dass die Zahl viel höher ist,
nämlich etwa 300.
Die nordöstliche Wasserversorgung wird für die
landwirtschaftlichen Gemeinschaften innerhalb der Grünen Linie als
sehr wichtig betrachtet. Die Harod-Wasser-Vereinigung gibt zu
Bedenken, dass ein übermäßiger Verbrauch den Salzgehalt des Wassers
erhöhen wird und somit den Anbau von Feldfrüchten unmöglich macht.
Das Problem wurde auch Sharon vorgelegt und das
Verteidigungsministerium hat die Möglichkeit diskutiert, den
Palästinensern Sanktionen aufzuerlegen, um den Fortgang von
illegalen Bohrungen zu stoppen. Auch internationale Rechtsexperten
wurden bezüglich dieser Angelegenheit befragt. (…)
Wenn Scharon in Erwartung der Abkoppelung
verschiedene Themen mit den Palästinensern koordiniert, könnte das
Thema "Wasser" ein zentraler Punkt der Diskussion zwischen beiden
Seiten sein.
hagalil.com
28-11-2004 |