Evakuieren?
Scharon und die Siedlungen
Ariel
Scharon mußte erst kräftig mit der Faust auf den Tisch hauen, um seinen
Kabinettsmitgliedern klar zu machen, daß er nicht bereit sei, über die
Frage der Siedlungen zu sprechen.
Wahltaktik "for
Dummies" könnte man das betiteln. Scharon möchte sich nämlich bis zu den
Knesseth-Wahlen im Oktober 2003 zu diesem Thema zurückhalten.
Genauer geht es
um die Frage, ob die Siedlungen in irgendeiner Weise evakuiert oder
geräumt werden sollten. Diese Frage werde er vor den Knesseth-Wahlen
nicht diskutieren, so Scharon. Allerdings auch nicht danach, sollte er
in seinem Amt bestätigt werden.
Das Thema wurde
von einem Minister der Arbeitspartei, Raanan Cohen, angesprochen,
nachdem der israelische Fernsehsender Arutz2 vergangenen Freitag von
Offizieren berichtete, die die Evakuierung isolierter Siedlungen
vorschlagen. Zudem hat der "Sicherheits- und Friedensrat", eine
Organisation von etwa 1000 ehemaligen Militäroffizieren, Angehörigen des
Geheimdienstes und der Polizei, von etwa 40 Siedlungen in der Westbank,
für deren Sicherheit nicht mehr garantiert werden könnte, berichtet.
Alle Siedlungen im Gazastreifen sollten sofort evakuiert werden.
Scharon ist
also nicht bereit, über diesen Vorschlag überhaupt nachzudenken. Auch
wenn 1000 Leute, die etwas von Sicherheitsfragen verstehen, dazu raten.
Dabei ist seit langem klar, daß eine Lösung des Konfliktes letztendlich
von den etwa 200 Siedlungen in Westbank und Gazastreifen abhängt.
Entscheidender ist dabei jedoch die Tatsache, daß Scharon seinen Wählern
vorgaukelt, man könne und werde ewig so weiter machen.
Irgendwann werden die Siedlungen evakuiert. Sei es aus politischen
Überlegungen, was derzeit eher unwahrscheinlich ist, oder aus
Sicherheitsgründen, weil die Situation für Bewohner und Bewacher
untragbar wird. Zweiteres scheint nicht mehr weit zu sein. Ob Scharon
auch dann die Verantwortung gegenüber seinen Wählern übernimmt?
aue / haGalil onLine 24-04-2002 |