Die Mehrheit unterstützt den Vorschlag Olmerts:
Eine Sache der Geographie
Nicht nur, dass eine Mehrheit der Öffentlichkeit einen
einseitigen Rückzug aus dem Großteil der Gebiete befürwortet,
einschließlich aus Randvierteln Jerusalems, sogar 48% der Likud Wähler
befürworten dies - und auch 28% der Siedler. Andererseits sind jedoch
fast zwei Drittel der Befragten der Überzeugung, dass Olmert seine stark
rechtsgerichtete Haltung nicht wirklich verändert hat, sondern aus
politischen Beweggründen handelt. Und in der Zwischenzeit ist die
Glaubwürdgkeit Sharons auf unter 50% gesunken, und 54% wollen die Avoda
in der Regierung (sogar 45% der Likudwähler!)
Amnon Dankner kommentiert in M'ariw: "Diese Woche
wurde viel über den einseitigen Rückzug diskutiert, vor allem jedoch
stellt sich die Frage, was die Alternative wäre.
Eine Möglichkeit ist ein Abkommen über die Beendigung des Konflikts mit
den Palästinensern, ein solcher zeichnet sich jedoch nicht am Horizont
ab, und sogar die gemäßigten Palästinenser wollen nicht auf das
Rückkehrrecht verzichten. Die zweite Möglichkeit ist eine Fortsetzung
der jetzigen Situation. Dies würde Israel unter anderem unter starken
internationalen Druck setzen, und der Staat würde die jüdische Mehrheit
verlieren.
Das frustrierendste Argument der Rechten gegen einen einseitigen Rückzug
ist das, die demographischen Sorgen zu verspotten und zu sagen: im
Israel innerhalb der Grünen Linie gibt es sowieso schon 20% Araber, die
Geburtenrate bei ihnen ist enorm, und auch innerhalb der Grünen Linie
werden sie bald in der Mehrheit sein. Warum also befasst man sich mit
dem demographischen Problem zwischen dem Jordan und dem Meer, wenn das
wahre Problem innerhalb Israels besteht. Dieses Argument ist schwer zu
verstehen. Es enthält ein derart großes Ausmaß an Frustration, dass man
sich schon fragen könnte, ob sich dahinter nicht der dicke Hinweis
versteckt, man müsse in absehbarer Zukunft sowieso einen Transfer von
Arabern durchführen, sowohl aus den Gebieten, als auch aus Israel, und
deshalb sollten wir solange in den Gebieten bleiben, bis sich dazu die
Möglichkeit ergibt.
Manche fügen diesem Argument noch den Hinweis dazu, der Nahe Osten
befinde sich in einer stürmischen Übergangsphase, da sich die westliche
Welt, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, am Beginn eines schweren
Krieges gegen die arabische und moslemische Welt befinde. Es sei deshalb
nicht auszuschließen, dass es unter dem Schutz der nächsten Phasen
dieses Krieges… möglich sein könnte, den einen oder anderen Transfer
einzuschmuggeln.
All das sind falsche Hoffnungen von Kreisen, die sich auf Wunder
verlassen und eine apokalyptische Zukunft erwarten. Natürlich gibt es
auch innerhalb Israels ein demographisches Problem, aber mit diesem kann
sich auseinandergesetzt werden.
Wichtig ist, dass der einseitige Rückzug nicht wie eine vollendete
Tatsache aussehen wird, die eine endgültige Grenze festsetzt, sondern
als Zwischenmaßnahme bis zu einem Abkommen. Es ist wirklich wichtig,
nicht nur aus Sicht unseres Images, alles in unserer Macht stehende zu
tun, um ein Abkommen zu erzielen. Aber solange es keines gibt, und weil
die Fortsetzung der Besatzung sinnlos ist, stehen wir vor einer
historischen Entscheidung, weil es keine bessere Möglichkeit gibt."
hagalil.com
15-12-2003 |