Mit
erhobenen Händen
Analyse von Ze'ev Schiff, Ha'aretz, 12.04.2002
Der Kampf im Flüchtlingslager Jenin endete nicht exakt auf die Art und Weise,
wie es die Palästinenser versprochen hatten, nämlich mit einem
selbstmörderischen Kampf bis zur letzten Kugel.
Stattdessen baten die im Lager verbliebenen
bewaffneten Palästinenser über vermittelnde Amerikaner und arabische
Knessetmitglieder, ihr Leben zu schonen. Nachdem die IDF dies zugesagt hatten,
lieferten 32 bewaffnete Palästinenser ihre Waffen aus und ergaben sich.
Dieser Wandel kam nach dem Hinterhalt,
der 13 IDF-Soldaten getötet hatte. Danach begann die Armee, wesentlich massiver
vorzugehen, wobei auf dem Vormarsch zu den bewaffneten Männern, die sich tief
drinnen im Lager befanden, auch Häuser zerstört wurden. Die palästinensischen
Kämpfer kamen zu dem Schluss, dass die IDF unter diesen Umständen die Aufgabe
derer, die aufzugeben wünschten, nicht akzeptieren würden. Also kontaktierten
sie offensichtlich per Telefon Beamte der PA, die eine sichere Auslieferung in
die Wege leiteten. Die Amerikaner
legten den Israelis die offizielle Anfrage vor. Dieser folgten getrennte
Appelle von zwei arabischen Knessetmitgliedern mit engen Verbindungen zu
Arafat und der PA. Den Amerikanern wurde mitgeteilt, dass die kämpfenden
Palästinenser in Jenin, die bereit seien, sich zu ergeben, den
Anweisungen des IDF-Verhandlungsteams Folge zu leisten hätten und ihre
Stellungen mit erhobenen Händen verlassen müssten. Die Anweisungen
wurden per Lautsprecher verkündet - nach einiger Zeit kamen die letzten
32 palästinensischen Kämpfer heraus, lieferten unter laufenden Kameras
der IDF ihre Waffen aus und ergaben sich.
Die IDF erlaubten den Ambulanzen des Roten Halbmond sofort danach, in
das Lager zu fahren. Auch Bauingenieure der IDF-Home-Front wurden in das
Lager geschickt, um beim Auffinden von Toten, die unter den Trümmern
begraben waren, zu helfen.
Bei der ersten Durchsuchung des Lagers wurden 80 Tote entdeckt, die
sofort weggebracht wurden. Viele von den Getöteten waren Kämpfer. Die
IDF schätzen, dass etwa 200 Palästinenser getötet wurden und es gibt
keinen Zweifel, dass unter ihnen auch Zivilisten sind, die im Kreuzfeuer
gefangen worden waren und denen entweder von den Kämpfern nicht erlaubt
worden war, zu gehen oder denen es wegen des starken Gefechtes nicht
möglich war, das Gebiet zu verlassen.
Einige wurden bestimmt unter
einfallenden Gebäuden begraben. Es ist auch klar, dass einige beim Versuch, das
Lager zu verlassen, in den Dutzenden Minenfallen, die die Kämpfer für den
IDF-Einmarsch vorbereitet hatten, getötet wurden. Auf diese Art kamen auch die
13 Soldaten Anfang der Woche ums Leben.
Vermutlich werden die IDF sich nicht beeilen, Jenin wieder zu verlassen. Sie
werden in der Stadt zunächst die Suche nach verdächtigen Terroristen beenden.
Doch nach dem Fall des Flüchtlingslagers von Jenin und der Aufgabe der letzten
Gruppe werden die Palästinenser jede Anstrengung unternehmen, um zu beweisen,
dass die Selbstmordanschläge, die von Jenin ausgingen, genau wie in der
Vergangenheit weitergehen werden.
Deshalb haben die Palästinenser am Mittwoch auch verkündet, dass der
Selbstmordattentäter im Bus an der Yagur-Kreuzung in Haifa aus Jenin
gekommen war. Er war tatsächlich aus Jenin. Doch Sicherheitskräfte
glauben, dass er die Territorien mit seinem Sprengstoffgürtel bereits
vor Beginn der Operation verlassen und sich in irgendeinem galiläischen
Dorf innerhalb Israels versteckt hatte, bevor er schließlich den
verhängnisvollen Bus nahm.
haGalil onLine 14-04-2002 |