
Antiterrorkrieg:
An der Schwelle zum Dritten Weltkrieg?
Bei der Einschätzung der Lage gelangt
man in Israel zu zwei Schlußfolgerungen. Nach Yoav Limor, M'ariw lautet
die erste, dass wir an dem Spiel nicht beteiligt sind. Die zweite, dass
sich dies innerhalb kürzester Zeit ändern kann, und sich Israel tief in
dem Kampf befinden wird, dessen Front derzeit Afghanistan ist, und
dessen Hinterland sich über fünf Kontinente und unzählige Staaten
erstreckt.
Die Liste der Bedrohungen, die gegen die
Welt im allgemeinen und gegen Israel im besonderen gerichtet sind, ist
wesentlich länger als die Liste der gesuchten Terroristen, die der FBI
diese Woche veröffentlicht hat. Der Schlag kann aus jeder Richtung
kommen, vielleicht sogar aus mehreren Richtungen gleichzeitig.
Prof. Eitan Gilboa meint, ebenfalls in
M'ariw, die Zeit, die sich die Amerikaner für die erste Angriffsphase
gesetzt haben, laufe allmählich aus. Die Luftangriffe bringen nichts
mehr, das Flüchtlingsproblem nimmt ständig zu, so auch die
Demonstrationen in der arabischen Welt für Bin Laden und gegen die USA.
In Amerika verstärkt sich die Notwendigkeit, der Öffentlichkeit konkrete
Erfolge des Kriegs zu präsentieren.
Die tiefe Solidarität mit Bin Laden in
der islamischen Welt, und das Schweigen der pro-amerikanischen
arabischen Regierungen weisen auf die Schwierigkeiten der Bush-Regierung
hin, die Botschaft z übermitteln, dass zwischen dem Islam und dem
islamischen Terror differenziert wird. Die zunehmenden
anti-amerikanischen Demonstrationen können das Gefühl, dass es sich
nicht um den Kampf einiger radikaler islamischer Organisationen handelt,
sondern um einen Kulturkrieg zwischen dem Islam und dem Westen, sogar
noch verstärken.
Die Einnahme von Kabul und die Zerstörung
der Infrastrukturen Bin Ladens erfordern eine Bodenaktion, die zu
amerikanischen Verlusten führen könnte. Eine hohe Zahl von Gefallenen
ist oft ein Faktor, der die erforderliche öffentliche Unterstützung
stark beeinträchtigt und deshalb zu einem erzwungenen Abschluss der
Kämpfe führt, deren Ziele dann nicht erfüllt werden.
Die amerikanische Öffentlichkeit ist
bereit, Verluste hinzunehmen, wenn sie der Meinung ist, dass der Krieg
gerechtfertigt ist und Resultate bringt. Die entscheidene Mehrheit der
amerikanischen Öffentlichkeit ist heute überzeugt, dass der Krieg gegen
den Terror gerechtfertigt ist, aber sie erwartet auch Resultate vor Ort,
und zwar so schnell wie möglich.
haGalil onLine
11-10-2001 |