Die Ruhe war nur scheinbar:
Die Routine des Schreckens
Bis zu den beiden mörderischen Anschlägen der letzten
Woche, kamen seit dem 4. August keine israelischen Bürger durch
Terror ums Leben. Die Pause war nach Ansicht von Roni Shaked
(Jedioth) Resultat der harten Arbeit der Sicherheitsdienste und der
Erklärung der Fatach bezüglich einer Einstellung der Anschläge
innerhalb Israels.
Diese Erklärung, die von der erschöpften
palästinensischen Bevölkerung positiv aufgenommen wurde, zog auch
die Hammas in eine Pause. Der Beschluss, keine Anschläge in Israel
durchzuführen, führte dazu, dass sich die Bemühungen auf die Gebiete
konzentrieren, und man kann heute neue Verhaltensformen des Terrors
feststellen:
- Anders als in Gaza handelt es sich in der
Westbank um Bandenterror, ohne zentrale Kontrolle. Jede
Terrorgruppe ist einzeln tätig.
- Zunehmende Schussanschläge an den
Verkehrsachsen. Seit Anfang der Woche waren 27 Schussvorfälle zu
verzeichnen.
- Rückkehr zum volkstümlichen Kampf gegen die
Siedlungspolitik: In den letzten zehn Tagen werden wieder
verstärkt Steine und Brandbomben geworfen. Einige Israelis
wurden davon verletzt.
- Guerilla- Aktionen in den Städten der Westbank.
Für die Hamas gelten alle Verlautbarungen der PA
Arafats nicht. Für Hamas und Jihad Islami noch immer
Selbstmordanschläge in den Zentren israelischer Städte oberstes
Ziel.
Chemi Shalev (M'ariw) meint die Ruhe der letzten
Zeit sei vor allem Glückssache gewesen, wie es die vielen
„Fast-Anschläge“ beweisen. Die Terrororganisationen haben ihre
Bemühungen nicht aufgegeben, und es war nur eine Frage der Zeit, bis
ihnen wieder ein Anschlag „gelingt“.
Die Meldungen über den „Sieg“ Israels in diesem
Kampf waren verfrüht. Es lassen sich zwar „Ermüdungsanzeichen“ bei
der palästinensischen Gesellschaft feststellen. Der allgemeine Hass
gegen Israel ist aber ungebrochen, und für die Terrororganisationen
lohnt es sich noch immer, um das Herz der Bevölkerung mit der
Ermordung von Israelis zu werben. Die PA Arafats bricht vielleicht
zusammen, aber ihren Platz nimmt in der Zwischenzeit die Herrschaft
des Chaos ein.
Die Kritiker Sharons von der Linken sagen, er habe
die Ruhepause nicht genützt, um irgendwelche politische Maßnahmen
voranzutreiben, obwohl Sharon in privaten Gesprächen immer wieder
sagte, er befasse sich allen Ernstes damit. Solange sich jedoch
Arafat in der Region aufhält, betrachten das Amt des MP und der
Generalstab politische Gespräche als Schwäche, während sie die
einzige Antwort immer wieder in Gewalt und noch mehr Gewalt sehen.
Die Wiederaufnahme der Anschläge ist politisch
schlecht für Sharon, wirtschaftlich schlecht für Israel und schlecht
für die allgemeine Stimmung. Shalev vermutet, dass Sharon in den
nächsten Tagen alles in seiner Kraft stehende tun wird, um diese
neue Terrorwelle zu stoppen, wobei man jedoch nicht vergessen
sollte, dass dies nicht sein erster Versuch sein wird, und uns die
Resultate seiner Versuche ja nur zu gut bekannt sind.
hagalil.com
24-09-02 |