Patentrezepte, Verzweiflung und
Gleichgültigkeit:
Schuld sind immer die Linken
Ein Patentrezept gegen den Terror
kennt der "Zofeh", Zentralorgan der National-Religiösen Partei: Der
Terror kann nur gestoppt werden, "wenn die westliche Welt beginnt, so zu
denken wie der Feind, der ihr gegenübersteht, und sich auch so verhält.
Solange in diesem schrecklichen Kampf
nach westlichen Maßstäben gehandelt und gedacht wird und man auf die
heuchlerische Linke Rücksicht nimmt, solange wird der mörderische Terror
weitergehen.
Nur wenn die menschlichen Infrastrukturen, hier und im Ausland, einen
hohen Preis bezahlen müssen, wird sich dieses Bild von Grund auf
ändern". Für jene Leser, die sich unter Begriffen wie "menschliche
Infrastruktur" vielleicht nicht viel vorstellen können, wird das
rechtsgerichtete Blatt konkreter und erläutert "in anderen Worten: auf
jeden Selbstmordattentäter muss sofort eine Autobombe in einer radikalen
moslemischen Bevölkerungskonzentration folgen". Immerhin meint man auch
beim Zofeh noch, dass dies "schrecklich, unmenschlich und unmoralisch"
ist, trotzdem: "die Alternative wäre noch schlimmer".
BALD WIRD DIE ENTSCHEIDUNG KOMMEN
Unter der Überschrift "BALD WIRD DIE ENTSCHEIDUNG KOMMEN" gibt sich
Jedioth achronoth, Israels größte Tageszeitung, eher sarkastisch: "Der
Sieg über die Palästinenser steht kurz bevor. Nur noch ein paar
Absperrungen, ein paar Blockaden, und dann werden sie es sicherlich
checken. Bald werden sie verstehen, dass Arafat böse ist, Abu-Masen gut,
dass Sharon zu schmerzlichen Verzichten bereit ist - nur nicht zur
Räumung von Siedlungen, dass die Armee zu Erleichterungen bereit ist -
wenn sie auch gleichzeitig vermutet, dass dann noch mehr Anschläge
stattfinden werden.
Wie auch immer, bald wird die Entscheidung kommen.
Laßt euch bloß nicht von den Schwarzsehern irreführen. Glaubt ihnen
nicht, wenn sie versuchen euch einzureden, politische Fortschritte seien
kein Geschenk an die Palästinenser, sondern ein vitales israelisches
Interesse. Nehmt es ihnen nicht ab, wenn sie Zusammenhänge konstruieren
zwischen der desolaten Wirtschaftslage und dem Fehlen einer politischen
Perspektive. Glaubt ihnen nicht. Alle die euch soetwas erzählen sind
irrelevant, bedeutungslos, in's extreme Abseits gedrängt. Niemand will
ihnen mehr zuhören. Sie haben nichts anzubieten als Argumente der
Linken, die die Wahrheit noch nicht verinnerlicht haben.
Bald haben wir drei Jahre Intifada. "Der Trennzaun hätte das Leben von
500 Personen retten können, wenn man ihn gebaut hätte", sagte am
Wochenende der frühere MP (Ehud Barak), dem man schon 1999 geraten
hatte, er solle mit der Errichtung des Zauns beginnen. "Wir haben die
Lösung für den Terror gefunden", sagt der jetzige MP (Ariel Sharon), der
in den Jahren die er regiert immerhin schon vier Kilometer Zaun
errichtet hat, dessen Armee seit über einem Jahr die Gebiete
kontrolliert, wobei in Jerusalem noch immer Busse in die Luft fliegen.
"Die Palästinenser sind noch nicht reif", sagt die Armee und verschärft
die Blockaden.
Und in Gaza sitzen die Führer der Hammas. Sie sehen Anzeichen vom
Absterben der ersten Keime des wiedererwachten politischen Prozesses.
Sie sehen auch die Gleichgültigkeit, mit der die israelische
Öffentlichkeit dieses Absterben hinnimmt. Und sie lächeln zufrieden.
Denn sie haben uns etwas voraus: sie wissen, wo der nächste Bus
explodieren wird.
hagalil.com
23-05-03 |