Geheimes Papier gefunden: PA versucht
Sprengstofffabrik zu bauen
Nachrichtenartikel von Ze’ev Schiff,
Haaretz, 24.11.2002
Übersetzung Daniela Marcus
Gemäß eines geheimen Dokumentes der Palästinensischen
Autonomiebehörde (PA), das die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF)
letzte Woche während einer Razzia beschlagnahmt haben, versucht die Präventive
Sicherheitsorganisation der PA im Gazastreifen, eine Fabrik zu bauen, in der
große Mengen von Salpetersäure hergestellt werden sollen. Salpetersäure ist die
wichtigste Chemikalie für die Sprengstoffproduktion.
Es scheint, dass die Fabrik dazu dienen soll, die Hindernisse zu
umgehen, denen Terrororganisationen bei der Herstellung oder Besorgung von
Sprengstoff gegenüber stehen. Die meisten der Chemikalien, die von den
Palästinensern benutzt werden, um hausgemachten Sprengstoff herzustellen, kommen
aus Israel. In den letzten Wochen haben es die Palästinenser geschafft,
Sprengstoff herzustellen, der nahezu die Effektivität und Qualität militärischen
Sprengstoffes besitzt.
Während einer IDF-Operation, die am letzten Sonntag im
Gazastreifen stattfand, wurde im Hauptquartier der Präventiven
Sicherheitsorganisation in Tel al-Hiweh ein Dokument beschlagnahmt, das die
Errichtung einer Fabrik als "strategisches Projekt" beschreibt. Das Dokument,
das von der Organisation als "geheim" eingestuft wurde, war an den
stellvertretenden Leiter der Präventiven Sicherheit in Gaza, Rasheed Abu Shubak,
gerichtet. Eine Analyse des Dokumentes brachte zutage, dass das jährliche
Produktionsvolumen von Salpetersäure in dieser Fabrik bei 15 Tonnen liegen
sollte. Die erfolgreiche Herstellung solcher Mengen hätte zur Produktion von
Sprengstoff führen können, der militärischem Standard entspricht, wie TNT oder
RDX.
Israelische Fachleute der Verteidigung hoben hervor, dass die
Präventive Sicherheitsorganisation beabsichtigt hatte, alle palästinensischen
Terrororganisationen mit Sprengstoff zu versorgen, einschließlich derjenigen,
die sich PA-Führer Yassir Arafat widersetzen. Gleichzeitig liefert die PA Waffen
an diese Organisationen; unter ihnen ist auch die Hamas.
Eines der größten Versäumnisse Israels in der Konfrontation
zwischen den IDF und den Palästinensern findet sich im Bereich des Schmuggels
von Chemikalien über die Grüne Linie. Diese Chemikalien werden zur Herstellung
von Sprengstoff benutzt, der wiederum für die Selbstmordanschläge benutzt wird.
Die palästinensischen Terrororganisationen leiden unter einem Mangel an
Sprengstoff, der militärischem Standard entspricht. Gemäß der Oslovereinbarungen
ist der Erwerb oder die Produktion von solchem Sprengstoff jedoch strengstens
verboten. Gelegentlich ist es den Gruppen aber gelungen, kleine Mengen an TNT zu
erwerben, indem sie Minen, die von Beduinen im Sinai gefunden worden waren,
gekauft und demontiert haben.
Die Terrorgruppen lösten das Problem als entdeckt wurde, dass
Chemikalien, die normalerweise in Düngemitteln vorhanden sind, benutzt werden
können, um Sprengstoff herzustellen. Diese Chemikalien enthalten Salpetersäure
–der "Engpass" bei ihrer Sprengstoffherstellung-, Harnstoffnitrat, Nitroglycol
und Nitroglyzerin. Diese Chemikalien werden nicht in den Territorien produziert.
Einige davon werden in Israel hergestellt, andere werden importiert.
Mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch der Intifada wurde ein Verbot
zur Lieferung von Salpetersäure in die palästinensischen Gebiete erteilt.
Trotzdem ging der Schmuggel von Chemikalien aus Israel mühelos weiter. Die IDF
haben wiederholt verschiedene Ministerien aufgefordert, strikte Regeln für den
Verkauf von Chemikalien -die zur Herstellung von Sprengstoff benutzt werden- in
die Territorien zu erlassen. Diese Regeln beinhalten die Identifizierung des
Käufers, eine Absichtserklärung für die Benutzung der Materialien und den Grund
für den Erwerb von großen Mengen dieser Chemikalien. Es wurden jedoch keine
tiefgreifenden Maßnahmen umgesetzt, und die Sprengstoffproduktion ging
unvermindert weiter.
Das Dokument, das letzte Woche sicher gestellt wurde, war von
einem Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums der PA, Mohammed Anwar
Bardawil (Abu Hashem) unterschrieben. Er ist dafür bekannt, dass er dem
Chefpionier der Präventiven Sicherheitsorganisation, Talal Mahisan, assistiert
hat. Talal Mahisan wiederum hat Verbindungen zum Islamischen Dschihad.
Bardawil schrieb in dem Dokument folgendes: "Angesichts der
Wichtigkeit der Säure (Salpetersäure) für die Produktion von strategischem
Material und angesichts der Schwierigkeit, dieses unter den gegenwärtigen
Bedingungen zu erwerben und in Einklang mit Ihrer Bitte, dass dies verfügbar
sein soll, empfehle ich die Fabrik zur Herstellung desselben."
Er hob auch die "Zweitnatur" der einbezogenen Aufwendungen
hervor, vor allem den großen Verbrauch an elektrischem Strom, der von Israel
geliefert wird, "da die Fabrik strategisch ist".
Bardawil sagte, "um die Geheimhaltung des Projektes sicher zu
stellen, empfehle ich, dass sie (die Arbeiter) nicht als Angehörige der
Präventiven Sicherheitsorganisation identifizierbar sind und ich selbst die für
diese Arbeit erforderlichen Qualifikationen bestimme."
hagalil.com
25-11-2002 |