
Ein Zaun - sofort:
Sharon muss uns eine Antwort geben
Amnon Dankner
Die Zahl der israelischen Opfer des
Terrorkriegs überschritt inzwischen die 600. Eine ähnlich Zahl von
Opfern veranlasste im Libanonkrieg Menachem Begin, sich aus der
Politik zurückzuziehen und fortan seine vier Wände nicht mehr zu
verlassen.
600 Tote hier sind so viel wie 30.000 Tote in den
USA. Würde Bush sich in einem solchen Fall damit begnügen, ‘vor Zorn
zu kochen’? Sharon schuldet uns eine Antwort dafür, warum er die
Ratschläge aller Sicherheitsexperten und Militärs in den Wind
schlägt und zulässt, dass wir weiterhin umgebracht und verletzt
werden. Ist der Grund innenpolitischer Natur?
Fürchtet er, mit dem Bau eines Trennungszauns, der
einen großen Teil der Siedlungen draußen vor lässt, die Rechte und
die Siedler gegen sich aufzubringen? Müssen wir deshalb weiter in
diesem Albtraum leben?
Noch nie war die Meinungskluft zwischen der
politischen und militärischen Ebene so groß und entscheidend. Diese
Kluft muss ernsthaft analysiert werden, und die Antwort muss so klar
und eindeutig ausfallen, dass die Politiker sich nicht weiter vor
einer Entscheidung drücken können. Alles, was Sharon gestern zu
sagen hatte, war nur, dass der Terror weitergehen und dass Israel
ihn weiter bekämpfen wird. Wahrhaftig eine erhebende und ermutigende
Aussicht. Er muss zumindest das Mindeste tun, was wir von ihm
erwarten können: die Terroristen aussperren und uns dadurch besser
schützen. Wenigstens das.
Ein Zaun jetzt - sofort
In solchen Notzeiten wie der jetzigen kann die
Knesset binnen eines einziges Tages alle bürokratischen und
gesetzlichen Hindernisse beseitigen, die der Errichtung des Zauns
angeblich im Wege stehen. Um Menschenleben zu retten, darf auch in
Besitzrechte eingegriffen werden.
In den letzten Tagen stellten sich einige
grundlegende Tatsachen heraus: die überwiegende Mehrheit des Volkes
will einen Trennungszaun, Teile der extremen Rechten sind aus
politischen Gründen gegen den Zaun und die Regierung verschleppt das
Projekt.
Der Zaun muss aber gebaut werden, und zwar sofort.
Die Befürchtung der extremen Rechten, der Zaun klammere isolierte
Siedlungen aus, kann man sagen, dass die Armee sich doch nicht ab
sofort hinter dem Zaun verschanzen wird. Sie wird weiter entlang der
Straßen zwischen den isolierten Siedlungen patrouillieren und deren
Einwohner schützen. Wir dürfen den Siedlern getrost versichern, dass
niemand vorhat, sie jenseits dem Zauns ihrem Schicksal zu überlassen
- nicht nur, weil das objektiv nicht stimmt, sondern auch, weil sie
durch ihren Widerstand gegen den Zaun andere Kreise der Bevölkerung,
vor allem in der extremen Linken, in ihrer Meinung bestärken, dass
die Bevölkerung im Zentrum des Landes ihretwegen in größter Gefahr
schwebt und dass sie zur Geisel wird, die dem Willen der Siedler
ausgeliefert ist.
hagalil.com
09-08-02 |