Nach den Kassam Raketen auf Sderot:
Ohne Ende, ohne Hoffnung
Jedioth Achronoth, 29.06.04
Nach Angaben von "Betselem"
ist der vierjährige Afik der 109. israelische Minderjährige, der bei der
Intifada ums Leben gekommen ist. Es hat jedoch keinen Sinn, diese
furchtbaren Angaben den Palästinensern vorzulegen, denn sie haben ihre
eigenen Zahlen. Über 500 der fast 3000 palästinensischen Toten seit
Ausbruch der Intifada waren unter 18 Jahre alt. 20 davon waren sogar
noch jünger als Afik.
Das ist die Geschichte der
Intifada, fast vier Jahre: kein Ziel und kein Sieg. Jede Seite ist in
ihr Leid vertieft, keine der Seiten verdaut die Realität, nämlich dass
fast jeden Tag Leben aufs Spiel gesetzt werden, und dass Kinder, die in
den Kindergarten oder einfach nur auf die Straße gehen, vielleicht nicht
mehr wiederkommen werden.
Jede Seite betrachtet die
andere als herzloses Monster. Jede Seite führt seine Maßnahmen als Teil
eines unendlichen Kreises von Reaktion und Rache durch.
Keine der beiden Seiten erhält
von ihren Führern Horizont oder Hoffnung. Auch die Befürworter des
Loslösungsprogramms werten es nicht als echte Lösung, als Schritt, der
die Situation völlig verändern und uns das Licht am Ende des Tunnels
zeigen wird. Ariel Sharon verkauft uns sein Programm als etwas, das den
Palästinensern teuer zu stehen kommen wird, und die Palästinenser
wetteifern ihrerseits darum, wer den Rückzug Israels blutiger gestalten
kann.
Es ist kein Wunder, dass sich
hier in der letzten Zeit eine Diskussion über die Anfänge der
Geschehnisse entwickelt hat, was Arafat gewusst und getan hat, und was
der Geheimdienst wusste. Wenn niemand in der Lage ist, eine Zukunft
anzubieten, ist es kein Wunder, dass man über die Vergangenheit
streitet.
Wer sagt, dass wir in den
letzten zwei Tagen eine Vorschau darauf erhalten haben, was uns nach der
Umsetzung der Loslösung erwartet, hat recht. Ohne Abkommen, ohne
Hoffnung für die Palästinenser und ohne einen Grund für die gemäßigten
Faktoren, ein Ende der Gewalt anzustreben, werden uns die Kassam-Raketen
auch jenseits der internationalen Grenze verfolgen und die Tunnels
werden nicht nur die Philadelphi-Achse durchqueren.
Das Schlimme ist, dass auch die
Gegner des Programms keine Alternative anzubieten haben. Die Avoda wird
Sharon helfen, es umzusetzen, denn für die Linke ist jeder Abzug aus den
Gebieten eine positive Entwicklung. Aber es gibt kaum jemanden mit der
alternativen Vision von Gesprächen und Verhandlungen, dem einzigen Weg,
der Hoffnung auf ein Ende des Krieges birgt.
hagalil.com
30-06-2004 |