Jossi Sarid:
Sharon hat sich nicht verändert
Eine Stellungnahme von Jossi Sarid, ehem.
Vorsitzender der MeReZ-Partei, erschienen in Jedioth achronoth
Auch an die Liquidierungen haben wir uns gewöhnt.
Deshalb muss man wieder einmal betonen: Staaten, im Gegensatz zu
Terrororganisationen, liquidieren nicht. Dies betone ich, auch wenn sich
mir jedesmal der Magen umdreht, wenn ich Rantisi nach einem Anschlag
sprechen höre, trotzdem: Mein Magen ist nicht dazu bestimmt, politische
Entscheidungen zu treffen.
Auch nach Akkaba hat sich an der Welt Sharons nichts
verändert. Die Hubschrauber starten, die Raketen werden abgeschossen,
eine Frau und ein Baby werden getötet, Passanten verletzt und Rantisi
selbst kann gerade noch entkommen. Alle diejenigen, die sich ständig
fragen, ob Sharon sich verändert hat, erhielten gestern eine klare
Antwort.
Zwei Ministerpräsidenten, Sharon und Abu-Masen, stehen eigentlich
gleichen internen Problemen gegenüber. Beide haben eine lautstarke und
freche Opposition. Dennoch gibt es einen Unterschied: Sharon hat das
Prinzip erfasst, das lautet, je mehr er mit den "Schreiern" in seiner
Partei streitet, desto größer wird seine Unterstützung in der breiten
israelischen Öffentlichkeit. Hingegen verliert Abu-Masen an
Unterstützung, je mehr er sich von den Amerikanern und Israel in einen
Konflikt mit seinen Radikalen drängen läßt.
Wen wollten Sharon und Mofas gestern eigentlich treffen? Das ist
überhaupt nicht klar. Vielleicht wollten sie Rantisi liquidieren,
vielleicht wollten sie Abu-Masen politisch liquidieren. Das Leben des
palästinensischen Ministerpräsidenten ist ja sowieso unheimlich schwer
und kompliziert, und wer gerade gestern Hubschrauber entsandt hat, mußte
in Betracht ziehen, dass Abu-Masen das Opfer sein wird. Mutige
Palästinenser haben Sharon schon immer viel mehr Angst gemacht, als die
grauenhaften Mörder unter ihnen.
hagalil.com
13-06-03 |