Muss das Militär das Versagen der Politik abdecken?
Kohlen im Feuer
Das Fehlen einer besonnenen,
glaubwürdigen und verantwortungsbewussten politischen Führung, zwingt
die Armee in riskante und sinnlose Aktionen.
Nach Yael Gevirtz, Jedioth
In einem Kommentar der Tageszeitung Jedioth achronoth,
sieht Yael Gevirtz deutliche Zeichen einer Wende und meint "wir werden
uns schwerwiegende Fragen stellen müssen, Fragen nach dem Sinn, dem Weg,
dem Preis".
In einem weiteren Artikel geht es Gevirtz um die Kluft
zwischen der politischen Ebene, die an die Sicherheitskräfte zwar
maximale Forderungen stellt, die Armee aber nicht in die Lage versetzt
diese auch zu erfüllen. Auf der anderen Seite steht das Militär, das die
politische Führung nicht bremse kann und innerlich zerstritten ist, was
das Vorgehen gegen die Palästinenser betrifft: „Man scheint sich nur
über eines einig zu sein: darüber, dass mangels einer vernünftigen
Politik die Armee massiv zum Einsatz gebracht werden muss. Im
Generalstab gibt es heute keine rational denkende, autonome Führung, die
die Regierung in einer solchen Lage bremsen und dafür sorgen könnte,
dass die Armee nicht mit riskanten und abenteuerlichen Aufgaben betraut
wird.“
Beispielsweise waren der Kommandeur des
Zentralabschnitts und der Chef des IDF-Nachrichtendienstes gegen die
Invasion der Flüchtlingslager. Gevirtz weist auch auf die schweren
Vorwürfe der im allgemeinen hochmotivierten Golani-Kämpfer hin, die sich
öffentlich darüber beklagten, "dass man sie sinnlos sterben lässt", und
meint: "Wer von der Armee verlangt zu siegen, muss ihr auch Rückhalt,
Sinngebung und das nötige Instrumentarium dazu liefern. Von den tausend
Lösungsvorschlägen, die in den letzten 24 Stunden vorgeschlagen wurden,
gibt keiner eine konkrete Antwort auf die Frage, wie man die
gegenwärtige Lage mit nur militärischen Mitteln in den Griff bekommt.
Auch die Scharfmacher, die Sharon unter Druck setzen, dürfen die
besorgten und skeptischen Stimmen nicht überhören, die von der
kämpfenden Truppe und der militärischen Führung kommen.“
Die kochende Lava des Schmerzes, die in der
Vergangenheit schon einige Male politische Entscheidungen herbeigeführt
hat, ist kein Ersatz für Politik, für Führungsqualitäten, für rationale
Entscheidungen. Dass diese Lava wieder ausbricht, ist nur ein Zeichen
für wachsende Angst und Ohnmacht, die umso stärker zutage treten,
angesichts des Fehlens einer besonnenen, glaubwürdigen und
verantwortungsbewussten Führung, die uns aus diesem blutigen Albtraum
erlöst.
haGalil onLine 10-03-2002 |