Die palästinensische Frage und der globale Terrorismus:
Ein künstlicher Zusammenhang, der einer Nachprüfung nicht
standhält
von Ze’ev Schiff, Haaretz, Montag, den 22.
Oktober 2001
Die amerikanische Einstellung, wonach
für den Kampf gegen den fundamentalistischen islamischen Terror, die
Hilfe arabischer und islamischer Staaten benötigt wird, ist leicht zu
akzeptieren. Es ist jedoch vollkommen unannehmbar anzunehmen, es
bestünde eine Verbindung – diese Denkweise wird vor allem von arabischen
Staaten gefördert – zwischen dem islamischen Terror und der
palästinensisch-israelischen Auseinandersetzung, womit dieser globale
Terror begründet wird.
Bei dieser Art der Argumentation könnte
ebensogut angeführt werden, der islamische Terror sei der
Auseinandersetzung zwischen Indien und Pakistan wegen Kaschmir
zuzuschreiben. Der von der arabischen und moslemischen Welt produzierte
Terror ist ein Leiden für sich – eine ansteckende Krankheit, die dazu
führt, daß der Antisemitismus in mehreren europäischen Ländern wieder
auflebt.
Einer von denjenigen, die den
islamischen Terror und die palästinensisch-israelischen Streitfrage in
Zusammenhang bringen wollen, ist er saudische Prinz (und Milliardär)
Al-Walid bin Talal bin Abdul Asis, der den Familien der Opfer des
Terrorangriffs vom 11. September auf die Zwillingstürme des New Yorker
World Trade Center eine 10 Millionen Dollar Spende machen wollte. Er
behauptete kurz nach der Übergabe des Schecks, einer der Gründe für den
Terrorangriff sei die Einstellung, die von Israel und den Vereinigten
Staaten gegenüber den Palästinensern eingenommen wird. Der Bürgermeister
von New York City, Rudolph Giuliani, gab den Scheck zurück, da er die
Bemerkungen des Spender als indirekte Rechtfertigung dieses Terrorakts
ansah.
Es besteht dennoch eine diekte saudische
Verbindung zum Anschlag vom 11. September. Erstens hat Saudi Arabien
großes Interesse daran, die Welt vergessen zu lassen, daß Osama bin
Laden Saudi ist, ebenso wie 12 der Attentäter vom 11. September.
Zweitens, wenn Saudi Arabien so sehr um
das Wohlergehen der Palästinenser besorgt ist, warum haben sie ihnen die
versprochenen Mittel nicht überwiesen? Warum, beispielsweise, überweist
Saudi Arabien nicht die Mittel in bin Ladens Bankkonten – die bisher von
Saudi Arabien nicht eingefroren wurden – an die palästinensischen
Flüchtlingslager?
Ägyptens Präsident Hosni Mubarak
argumentiert ähnlich. 50 Prozent – einmal sagte er sogar 80 Prozent –
der terroristischen Anschläge auf der Welt seien dem
palästinensisch-israelischen Konflikt zuzuschreiben. Jemand sollte
Präsident Mubarak fragen, ob zur Liste dieser Terroranschläge auch der
Mordversuch gegen ihn gehört, der im Jahre 1995 von mit bin Laden
verbundenen Fundamentalisten verübt worden war. War der
palästinensisch-israelische Konflikt Grund für das Blutbad, das 1997 in
Luxor von islamischen Fundamentalisten verübt wurde und 58 Japanischen
und Schweizer Touristen das Leben kostete? Dieselben Terroristen waren
es, die 1995 die ägyptische Botschaft in Islamabad angriffen.
Man sollte Mubarak auch daran erinnern,
daß es 1993, beim ersten Versuch das World Trade Center in die Luft zu
sprengen, eine ägyptische Verbindung gab - in Form des Ägypters Scheich
Omar Abdel Rahman.
Weder die Lage der Palästinenser noch
Frankreichs negative Einstellung zu ihnen waren es, die eine
islamisch-fundamentalistische Gruppe algerischer Terroristen 1994
versuchen ließen, ein entführtes Air France Linienflugzeug gegen den
Eiffelturm zu fliegen. Der Anschlag wäre ausgeführt worden, wenn
französische Kommandos beim Auftanken in Marseille nicht Kontrolle über
das entführte Flugzeug gewonnen hätten. Oder hat etwa der unmenschliche
Terrorismus in Algerien, der den Tod tausender Zivilisten,
einschliesslich Frauen und Kinder, zur Folge hat, etwas mit dem Konflikt
zwischen Israel und den Palästinensern zu tun?
Manche behaupten, Araber und Moslems
würden dadurch zur Ausübung von Terroranschlägen getrieben, weil sie
Opfer von Diskriminierung sind. Allerdings sind sie nicht die einzigen
auf der Welt, die zu Opfern von Vorurteilen werden. Es hat jedoch
niemand Berichte von diskriminierten Hindus oder Buddhisten gehört oder
gelesen, die planen, Wolkenkratzer und wichtige Regierungsgebäude der
USA in die Luft zu jagen.
Die Moslems selbst, insbesondere deren religiöse
moslemische Führer, müssen beweisen, dass diese Terroraktionen gegen die
Grundsätze des Islam verstossen. Die Moslems werden solche Aktionen
nicht dadurch rechtfertigen können, daß sie diese der
palästinensisch-israelischen Auseinandersetzung zuschreiben – was sie
bei der Konferenz islamischer Staaten in Katar versuchten. Fünf der 12
bei der Konferenz angenommenen Resolutionen bezogen sich auf Israel und
den angeblich von Israel ausgeübten Terrorismus. In einer der restlichen
sieben Resolutionen, vergaßen die Delegierten nicht, zu Spenden für das
Afghanische Volk aufzurufen – das heißt also, zu Spenden für die
Taliban-Regierung.
haGalil onLine
28-10-2001 |