Am Karni-Übergang:
Selbstmordanschlag zwischen Israel und dem
Gazastreifen
Auszüge aus einem Nachrichtenartikel von Amos
Harel und Nir Hasson, Ha'aretz, 14.01.2005
Übersetzung Daniela Marcus
Mindestens sechs Israelis wurden am
Donnerstagabend bei einem Doppel-Selbstmordanschlag am
Karni-Übergang zwischen Israel und dem Gazastreifen getötet. Alle
getöteten Israelis waren Zivilisten, sagte die Armee am Freitag.
Vier Israelis wurden verletzt, drei von ihnen schwer.
Der Übergang wird bis auf weiteres geschlossen
bleiben. Israel will zunächst mit der palästinensischen Führung
besprechen, was diese tun wird, um die Sicherheit auf der
palästinensischen Seite des Übergangs zu verstärken, berichtete
Radio Israel am Freitag.
"Dies ist ein zentraler Übergang, durch den Waren,
Medizin und Lebensmittel transportiert werden", sagte Brigadegeneral
Abir Kochavi, Kommandeur der Gaza-Division, am Freitag gegenüber
Radio Israel. "Aus unerklärlichen Gründen bemühen sich die
Terroristen, jeden unserer Versuche, den Palästinensern das Leben zu
erleichtern, zu zerstören."
Kochavi sagte, die Menge der Waren, die den
Übergang passieren, werde nach dem Anschlag drastisch gesenkt
werden. Die Armee werde jedoch alles ihr mögliche tun, um den
Schaden für unschuldige Zivilisten gering zu halten.
Die beiden palästinensischen Selbstmordattentäter
starteten den Anschlag um etwa 22.45 Uhr Ortszeit. Sie benutzten
zunächst einen großen Sprengsatz, dessen Gewicht Experten auf etwa
120 kg schätzen, um ein Loch in die Schutztür zu sprengen, die die
israelische und die palästinensische Seite des Übergangs trennt. Die
Selbstmordattentäter bahnten sich ihren Weg auf die israelische
Seite des Übergangs und zündeten dort die Sprengsätze, die sie an
ihren Körpern trugen, wodurch sie auch selbst getötet wurden.
Palästinensische Schützen eröffneten dann mit
Granaten und leichten Waffen das Feuer auf die Israelis, die am
Übergang arbeiteten. Israelische Soldaten erwiderten das Feuer und
töteten drei palästinensische Schützen.
Der palästinensische Anschlag, der sich nur vier
Tage nach der Wahl von Mahmoud Abbas ereignete, könnte als
Herausforderung für den neuen Vorsitzenden der palästinensischen
Autonomiebehörde betrachtet werden, weil dieser oftmals
Selbstmordanschläge als schädlich für die palästinensische Sache
verurteilt hatte.
Bedeutenderweise zeigten sich drei
Terroristengruppen verantwortlich für den Anschlag: Hamas, das
Popular Resistance Committee und die Al-Aksa-Märtyrerbrigaden, ein
Zweig von Abbas’ Fatah-Bewegung. Israel und Washington hatten
erklärt, der erste Test für Abbas in seiner Führungsposition werde
die Bereitschaft und Fähigkeit sein, die Terrorgruppen in Zaum zu
halten.
Der Karni-Übergang war seit Beginn der Intifada im
September 2000 das Ziel Dutzender von Anschlägen. Im März 2004
gelang es Hamas und Fatah, mit Hilfe eines ranghohen Mitarbeiters
der palästinensischen Präventiv-Sicherheitsorganisation, der auf der
palästinensischen Seite des Übergangs arbeitete, zwei Terroristen in
einem Container durch den Übergang zu schmuggeln. Die Terroristen
führten ihren Anschlag im Hafen von Ashdod aus. Dabei wurden zehn
israelische Zivilisten getötet.
Hamas ist besonders bemüht, Anschläge auf
Übergänge zwischen Israel und dem Gazastreifen auszuführen, weil
diese für Palästinenser relativ einfach zu erreichen sind und weil
dort immer Israelis präsent sind. Durch Anschläge auf Übergänge
werden außerdem die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der
palästinensischen Autonomiebehörde und Israel getroffen.
hagalil.com
14-01-2005 |