Israelische Siedlungen unter Beschuss:
Waffenstillstand droht zusammenzuberechen
Von Ulrich W. Sahm
"Abbas hat in Scharm A Scheich den Israelis
einen Waffenstillstand versprochen, ohne das mit uns abgesprochen zu
haben. Wir fühlen uns dem nicht verpflichtet", sagte ein
Hamassprecher in Gaza am Donnerstag Morgen. Bis in die
Mittagsstunden explodierten mindestens 38 Panzergranaten und
Kasamraketen in israelischen Siedlungen im Süden des Gaza-Streifens.
Am Mittwoch erschossen die Israelis einen
angreifenden Palästinenser. Ebenso gaben sie Schüsse auf zwei
Kämpfer ab, die in Richtung der Siedlung Morag robbten. Am Mittwoch
wurde im Norden des Westjordanlandes bei der zur Räumung bestimmten
Siedlung Kadim nicht weit von Dschenin ein israelisches Auto
beschossen. Niemand wurde Verletzt. Die Verantwortung übernahmen die
dem Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas nahestehenden El Aksa
Brigaden der Fatah-Partei!
In Gaza selber griffen 30 bewaffnete Hamas-Leute
das Surija-Gefängnis an, eines der Symbole der Staatsautorität der
Autonomiebehörde. Angeblich wurde drei Wächter erschossen. Im
gestürmten Gefängnis befreiten die Kämpfer mehrere verhaftete
Hasmas-Leute. Aus einer anderen Gegend in Gaza kamen unbestätigte
Berichte über Schießereien zwischen Hamas-Leuten und offiziellen
Sicherheitskräften.
Ein palästinensischer Verantwortlicher für
Passierstellen beschwerte sich über die Israelis, ihre Versprechen
nicht eingehalten zu haben. Bis in die Mittagsstunden hätten nur 30
Palästinenser die bisher geschlossene zentrale Pantscher-Straße
passieren können, obgleich sie für palästinensischen Verkehr offen
sein sollte.
Premierminister Ariel Scharon informierte Ägypten
und die USA über die Vorgänge. Nach einer "besorgten" Sitzung des
israelischen Sicherheitsrates sickerte heraus, dass Israel ultimativ
ein Ende des Beschusses der Siedlungen forderte. Sonst werde Israel
wieder militärisch im Gazastreifen vorgehen. Zwar fahre Israel mit
beschlossenen "Erleichterungen" für die Palästinenser fort. Aber ein
Treffen, um über die Freilassung von Gefangenen zu beraten, wurde
kurzfristig abgesagt. Der israelische Minister Chaim Ramon
(Arbeitspartei) sagte: "Der Waffenstillstand zerrinnt zwischen den
Fingern, wenn Abbas jetzt nicht energisch eingreift. Der jetzige
Zustand ist unerträglich und wird von Israel nicht stillschweigend
hingenommen werden können." Finanzminister Benjamin Netanjahu, Likud
und Gegner des Rückzugs aus Gaza und dem Westjordanland, sagte: "Die
Gnadenfrist für Abbas verkürzt sich."
hagalil.com
10-02-2005 |