Vor dem Hintergrund der Likud-Umfrage:
Terroranschlag im Gazastreifen
Auszüge aus einer Analyse von Ze'ev Schiff,
Ha'aretz, 03.03.2004
Übersetzung Daniela Marcus
Am Sonntag wurden bei einem tödlichen Angriff
auf der Kissufim-Gush-Katif-Straße im Gazastreifen eine (schwangere)
Mutter und ihre vier Kinder getötet. Es ist schwer zu sagen, ob
dieser Anschlag die Likudwähler in ihrer Entscheidung hinsichtlich
des Referendums über den Disengagement-Plan beeinflusst hat.
Es wird unzweifelhaft diejenigen geben, die
behaupten, der Anschlag sei ein zusätzlicher Beweis dafür, dass der
palästinensische Terror aus dem Gazastreifen weitergehen wird,
selbst wenn die Siedlungen evakuiert werden. (...)
Die anderen, die diese Behauptung bestreiten,
werden sagen, der mörderische Angriff vom Sonntag liefere den
Beweis, dass Israel sich aus dieser prekären Lage befreien und die
Siedlungen evakuieren müsse, besonders seit klar ist, dass Israel
nicht die Absicht hat, nach einem Final-Status-Abkommen mit den
Palästinensern in diesen Gebieten zu bleiben. (...)
Der palästinensische Anschlag am Sonntag war nicht
der erste, der während des Zeitraums einer Wahl in Israel ausgeführt
wurde. (...) Im Jahr 1988 wurde z. B. während der Wahlzeit ein
israelischer Bus in der Nähe von Jericho angegriffen. Die Mutter und
drei Kinder der Familie Weiss und ein Soldat wurden bei diesem
Vorfall ermordet. Es wurde gesagt, dass dieser Anschlag das
Wahlverhalten der israelischen Bevölkerung änderte und Shimon Peres
einen Verlust bescherte.
Die Interpretationen des jetzigen Anschlags werden
eine Zeitlang die öffentliche Diskussion dominieren. Und die
Diskussion wird in die Hände derjenigen spielen, die behaupten, der
einseitige Rückzug, wie er in Ariel Scharons Plan vorgestellt wird,
garantiere nicht für das Abflauen des Terrors. Der Beweis dafür sei,
dass Terroranschläge –und die darauf folgenden Reaktionen des
israelischen Militärs- seit der Veröffentlichung von Scharons
Disengagement-Plan nicht nachgelassen hätten.
Die Palästinenser fahren damit fort, außerhalb des
Gazastreifens Terroranschläge durchzuführen. Es gab z. B. den
Anschlag im Hafen von Ashdod, der vor der gezielten Tötung von
Hamasführer Scheich Ahmed Yassin passierte. Und es gab den Anschlag
am Kontrollübergang Erez. Israel hat seine militärischen Reaktionen
infolge dieser Anschläge verstärkt, unter anderem durch das Töten
von Yassin und Abdel Aziz Rantisi.
Die Palästinenser diskutieren nun darüber, wie
sich die Hamas verhalten wird, wenn Israel den Rückzug aus dem
Gazastreifen durchführt. Die herkömmliche Ansicht ist, dass die
gewalttätigen Aktionen, die von Hamas und dem Islamischen Dschihad
ausgeführt werden, weitergehen, weil diese Anschläge breite
Unterstützung in der palästinensischen Öffentlichkeit finden. Andere
sind der Meinung, dass der Terror nachlassen wird, wenn Scharon
einen Weg des Dialogs mit führenden Fatahfiguren und mit
Pragmatikern der Hamas ebnet.
Dass der Anschlag vom Sonntag eine Rache der Hamas
für die Tötung von Yassin und Rantisi war, kann bezweifelt werden.
Denn der Anschlag ist auf das Konto des "Volkswiderstandkomitees"
zurückzuführen, einer Gruppierung, in der (Arafats) Fatah eine
führende Rolle spielt.
Die beiden Palästinenser, die die Kinder der
Familie Chatu'el und ihre Mutter aus nächster Nähe erschossen,
wurden aus der Gegend von Rafah, wo sie lebten, in das Gebiet des
Anschlags gebracht. In der Nacht von Samstag auf Sonntag schliefen
sie in einem nördlichen Viertel von Khan Yunis, und von
Sonntagmorgen an warteten sie auf ihre Gelegenheit.
An diesem palästinensischen Anschlag waren mehr
als zwei Schützen beteiligt. Bevor die beiden Angreifer aus ihrem
Versteck auftauchten, wurde aus Häusern des Flüchtlingslagers Khan
Yunis auf einen Posten der israelischen Verteidigungsarmee
geschossen.
Die Soldaten des Postens gingen in Deckung. In
diesem Moment nahmen die beiden Terroristen ihre Position an der
Straße ein, ohne dass sie jemand bemerkte. Nachdem sie bereits auf
drei Autos geschossen hatten, gelang es jemandem im nahe gelegenen
Posten, Teile des Anschlags im Bild festzuhalten.
Unter anderem zeigt das Bildmaterial, dass sich
die beiden Terroristen dem Auto der Familie Chatu'el, in dem die
Mutter und ihre vier Kinder saßen, näherten. Der Wagen stand am
Straßenrand, weil die Mutter anscheinend die Kontrolle über das
Lenkrad verloren hatte, da sie bei dem vorangegangenen Schussangriff
verletzt worden war. Man sieht auf dem Bildmaterial wie die
Terroristen die Kinder im Wagen aus nächster Nähe ermorden.
hagalil.com
03-05-2004 |