Hamas ruft zu "gewaltigen" Selbstmordanschlägen auf:
Zwölf Palästinenser in Gaza-Stadt getötet
Von Thorsten Schmitz
Jerusalem – Bei einer massiven Militäroperation
der israelischen Armee in Gaza-Stadt sind am Mittwoch mindestens
zwölf Palästinenser getötet worden, darunter der hochrangige Führer
der Terrorgruppe Hamas, Hani Abu Sachalin. Mindestens 50
Palästinenser seien bei dem Einmarsch verletzt worden, einige von
ihnen schwer, teilten palästinensische Mediziner mit. Unter den
Toten befindet sich auch Achmed Hilles, der Sohn des Fatach-Führers
in Gaza-Stadt. Sachalin war erst vor wenigen Wochen einem
israelischen Liquidierungsversuch entkommen.
Sprecher der Hamas-Führung riefen "alle
Kampfeinheiten in Jerusalem, Hebron, Nablus, Bethlehem, Dschenin,
Tulkarem und Gaza" zu "gewaltigen" Selbstmordanschlägen auf. Der
jüngste palästinensische Selbstmordanschlag auf einen Linienbus in
Jerusalem vor zehn Tagen war mit einer Militäroperation der
israelischen Armee im Gaza-Streifen begründet worden, bei der am 28.
Januar acht Palästinenser getötet wurden. Die israelische Armee
begründete den Einsatz in dem Stadtviertel Schadschaijeh am Mittwoch
mit der Suche nach palästinensischen Terroristen, die in jüngster
Zeit selbst gebaute Kurzstreckenraketen auf jüdische Siedlungen und
auf israelisches Kerngebiet am Rande des Gaza-Streifens abgefeuert
hatten. Als die israelischen Panzer in Gaza-Stadt eingedrungen
seien, seien sie unter Beschuss von Panzerabwehrraketen gekommen,
hieß es aus dem israelischen Verteidigungsministerium.
Bei einem weiteren Einmarsch der israelischen
Armee in Rafach im Süden des Gaza-Streifens wurden zwei
Palästinenser getötet sowie acht Palästinenser verletzt. Die Armee
sei auf der Suche nach Tunneln gewesen, als sie unter Beschuss
gekommen sei, hieß es im Rundfunk. Die Tunnel, die Rafach mit
Ägypten verbinden, werden für Waffen- und Munitionsschmuggel
genutzt. Der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat
verurteilte die israelischen Einmärsche. Sie behinderten eine
Wiederaufnahme von Friedensgesprächen. Der palästinensische
Außenminister Nabil Schaath, der sich zur Zeit in Tokio aufhält,
rief die US-Regierung zu aktiven Friedensbemühungen auf. Durch den
Präsidentenwahlkampf und die Folgen des Irak-Kriegs sei die
US-Administration "abgelenkt".
Israelische Medien berichteten am Mittwoch
übereinstimmend, dass die US-Regierung die geplanten Auflösungen
jüdischer Siedlungen im Gaza-Streifen skeptisch betrachte. Ein
Rückzug ohne Friedensabkommen unter den Prämissen des
Friedensfahrplans könne von den palästinensischen Terrorgruppen
Hamas und Islamischer Dschihad, die im Gaza-Streifen ihre Hochburgen
unterhalten, als Sieg über Israel missinterpretiert werden. Der
israelische Geheimdienstchef Aharon Seevi-Farkasch äußerte sich
ähnlich und sagte, palästinensische Terrorgruppen würden einen
Rückzug als Sieg auslegen und ihre Anschläge nicht einstellen.
hagalil.com
12-02-04 |