7 TOTE UND 20 VERLETZTE BEI PALÄSTINENSISCHEM
TERRORANSCHLAG Am 16-07-02, gegen
14:40 Uhr begann der Angriff auf Bus Nr. 189 auf dem Weg von Bnei
Brak nach Emmanuel (Bnei Brak liegt bei Tel Aviv, ist also keine
"Siedlung" wie ein deutscher TV-Sender berichtete). Zunächst
erfolgte eine schwere Bombenexplosion mit 20 kg Sprengstoff, der
noch weitere folgten. Als die Insassen in Panik ins Freie flohen –
vermeintlichen israelischen Soldaten entgegen - eröffneten die als
israelische Soldaten verkleideten palästinensischen Terroristen das
Feuer. Durch den minutenlangen Beschuss entstanden die vielen
Todesopfer und Verletzten.
Dieser „kombinierte“ Terroranschlag ähnelt einem Anschlag, der
unweit des gestrigen am 12. Dezember 2001 zehn Israelis das Leben
kostete und 30 Menschen verletzte.
Die sieben Todesopfer vom 16. Juli 2002 waren:
Yonatan Gamliel, 15 – Auf dem Heimweg nach einem Schuljahr in
Bnei Brak, rief er nach der Explosion seine Mutter auf dem Handy an:
„Es gab einen Anschlag; Ich bin ok“, kurz darauf wurde er von den
Kugeln tödlich getroffen.
Karen Kashni, 30 – Die Mutter eines Sohnes aus Emanuell rief
ihre beste Freundin an „Sie schießen auf uns“, kurz darauf starb
auch sie.
Ilana Siton, 40 – Die Kosmetikerin war auf dem Heimweg
zusammen mit ihrer 14 Jahre alten Tochter Tehila. In Bnei Brak
hatten sie Tehila in einer Schule eingeschrieben. Tehila wird noch
im Krankenhaus behandelt.
In wenigen Minuten verlor Ayellet Shilon aus Emmanuel ihre Mutter -
Zelpa Kashi, 65, ihre Tochter - Sarah Shilon, 8 Monate
und ihren Ehemann, Gal Shilon, 30 – der Vater von Sarah war
hysterisch nach dem Anruf seiner Frau zum Bus gerannt, nachdem er
die Explosionen gehört hatte. Er wurde ebenfalls durch die Schüsse
der Terroristen ermordet. Die zwei anderen Kinder der Familie –
darunter die Zwillingsschwester von Sarah - überlebten.
Yehudit Weinbergs wurde gestern künstlich entbunden, um das
Leben der Mutter zu retten und auch dem Fötus eine Chance zu geben.
Das Kind konnte musste nach der Geburt reanimiert werden, was nach
40 Minuten gelang. In der Nacht starb das Frühgeborene. Galilah
Ades starb im Alter von 46 Jahren.
Am Mittwochmorgen wurde einer der verantwortlichen Terroristen von
israelischen Soldaten erschossen. Der bewaffnete Mann wurde bei
einem Schusswechsel nahe Emmanuel zwischen den palästinensischen
Städten Nablus und Kalkilya getötet.
PALÄSTINENSISCHE REAKTIONEN AUF DEN
BUS-ANSCHLAG
Die Palästinensichen Autonomiebehörde veröffentlichte gestern eine
Mitteilung, die den Anschlag bei Emanuell verurteilte. Ein Mitglied
des Obersten Rates der Fatah in Jerusalem, Chatem Abed El-Kader,
sagte jedoch gestern: „Die Autonomiebhörde hat politische
Verpflichtungen. Aus unserer Sicht war dieser Terroranschlag
legitim, er ist ein Teil des palästinensischen Rechts im Kampf gegen
die Besatzung.“
AUSSAGE EINES ISRAELISCH-ARABISCHEN KNESSETABGEORDNETEN
Der israelisch-arabische Knessetabgeordnete der Partei „Balad“, Asmi
Bishara, sagte am Dienstag in einem Interview mit dem ägyptischen
Fernsehsender „Nail“: „Die Palästinenser wollen einen Staat, daher
sind diese Terroranschläge ihnen eine Hilfe zur Erreichung dieses
Zieles.“ „Ich war immer gegen Terroranschläge – aber nur innerhalb
der grünen Linie, nie innerhalb der Gebiete.“ Er verurteilt den
Anschlag nicht, da „der Anschlag wiederholt zeige, dass der Wille
der Palästinenser nicht gebrochen sei.“
Die internationale Menschenrechtsorganisation
Amnesty International hat erst vor wenigen Tagen in einem Report
bezüglich der Terroranschläge gegen Israelis, die im Westjordanland
und im Gazastreifen leben, berichtet, dass diese „Zivilisten“ seien.
Die gezielten palästinensischen Anschläge auf Zivilisten müssten als
"Verbrechen gegen die Menschheit" gewertet werden. Die
palästinensische Führung hat wiederholt behauptet, dass Siedler und
israelische Militärs in den besetzten Gebieten "legitime Ziele"
seien.
DIPLOMATIE: NAHOST-QUARTETT TRIFFT SICH IM SCHATTEN DES JÜNGSTEN
TERRORANSCHLAGS
Das Quartett – die Hauptvermittler im israelisch-palästinensischen
Konflikt – trafen am Dienstag in New York zusammen, um ihre
Strategie zu koordinieren. Das Treffen von US-Außenminister Colin
Powell, dem Beauftragten der EU für eine gemeinsame Außen- und
Sicherheitspolitk, Javier Solana, und der russische Außenminister
Igor Ivanov, und der UN-Generalsekretär Kofi Anan ist das erste
Gespräch auf diesem Niveau seit der Rede von US-Präsident George
Bush zu seiner Sicht eines regionalen Friedens.
Israels Premierminister Ariel Sharon hat ein Hilfsprogramm für die
palästinensische Bevölkerung angeregt. Kurz vor dem Treffen des
Quartetts hatte Sharon diesen Vorschlag Annan unterbreitet.
Außenminister Shimon Peres stimmte am Dienstag nach dem Anschlag in
Emmanuel zu, das für heute geplante Treffen mit einem
palästinensischen Verhandlungsteam abzusagen.
Nach einer langen Kommunikationspause hat Ägyptens Präsident Hosni
Mubarak am Dienstagmorgen Sharon angerufen. Der Anruf folgte zwei
Tage nach einer gleichlautenden Aufforderung von
Verteidigungsminister Ben-Eliezer an Mubarak. Ben-Eliezer war
anlässlich einer diplomatischen Mission nach Alexandria gereist. Das
gestrige Gespräch dauert knapp eine halbe Stunde.
In dem Verlauf des Gesprächs sprach Sharon über die Idee von „Gaza
zuerst“ und ägyptischer Hilfe bei der Reform der palästinensischen
Sicherheitskräfte im Gazastreifen. Bezüglich der Person Arafats
sagte Sharon: „Solange Arafat die Kontrolle über die Finanzen behält
und seine Sicherheitskräfte in Terrorakte verwickelt sind, kann kein
Fortschritt erreicht werden. Solange werden auch keine wirklichen
Reformen möglich sein.“ (HA’ARETZ)
ANGST VOR TERRORANSCHLÄGEN AUS DER LUFT
In Kreisen der israelischen Verteidigungsarmee und der israelischen
Sicherheitsdienste wird befürchtet, dass palästinensische
Terroristen die Durchführung von Terroranschlägen aus der Luft auf
israelische Ziele sowohl im Westjordanland und im Gazastreifen als
auch im israelischen Kernland planen. Aufgrund der Schwierigkeiten,
die Grenzzäune palästinensische Terroristen bei der Ausübung ihrer
Taten bereiten, werden von Terrororganisationen neue Wege geprüft –
per Schwimmer oder Gleitflieger. Dies geht aus einer Befragung von
Muhammed Hussein, 28, aus Gaza hervor. (HA’ARETZ)
hagalil.com
18-07-02 |